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Idyll - von Straßen eingekreist

REUTLINGEN-ALTENBURG. Straßen »braucht man immer und überall«, so scheint es. Und wenn durch die Auffahrt zum Zubringer B 464 ein Stück Obstwiese rundum eingekreist ist von Fahrbahnen und Leitplanken, dann bleibt sich dieses Stück Land in aller Regel selbst überlassen und verbuscht. So wucherten auch rund siebentausend Quadratmeter zuvor extensiv genutztes Land bei Altenburg zu, ein »Stück«, das inzwischen aber die Bezeichnung »Streuobstwiese« wieder verdient.

Zwei auf einen Streich: Am Samstag wurde bei Altenburg eine Streuobtswiese eingeweiht. Im Ort selbst gab es einen Blümlesmarkt.
Zwei auf einen Streich: Am Samstag wurde bei Altenburg eine Streuobtswiese eingeweiht. Im Ort selbst gab es einen Blümlesmarkt. FOTO: LB
Zwei auf einen Streich: Am Samstag wurde bei Altenburg eine Streuobtswiese eingeweiht. Im Ort selbst gab es einen Blümlesmarkt. FOTO: LB
Zu verdanken ist dies dem örtlichen Obst- und Gartenbauverein (OGV), der freilich beim Landratsamt erfreuliche Unterstützung fand, und bei den Kindern der Altenburger Grundschule ebenfalls. Sechs, sieben Jahre lang haben sie alle gemeinsam daran gearbeitet, das kaum mehr zugängliche Gelände in ein gepflegtes Idyll (zurück-)zuverwandeln, auch wenn es von Straßen eingekreist ist - um nicht zu sagen: umzingelt.

»Mit Sorgfalt und schwerem Gerät wurde das Buschwerk bezwungen«
Mit Sorgfalt und mit schwerem Gerät, verrieten OGV-Vorsitzender Heinz Wezel und sein Schriftführer/Pressewart Herbert Reisewitz bei der offiziellen Einweihung der Schul- und Muster-Streuobstwiese, hat man das aufgewucherte Buschwerk bezwungen, hat abgestorbene und unrettbar kranke Bäume gerodet - und doch erhalten, was irgend zu erhalten war. So ist Wezel ziemlich stolz auf einen großen alten »Jakob Fischer« und einen anderen alten Baum, der »wild« entstanden sein muss und keiner bekannten Sorte angehört - aber gute Äpfel trägt.

Neben Apfel, Birne und Kirsche gedeihen jetzt hier auch Esskastanien, Zwetschgen und eine ganze Anzahl Wildobstgehölze wie Hasel, Felsenbirne, Eberesche und Kornelkirsche. Neu auf der Wiese sind zwei Walnuss-Sämlinge, deren ganz junge Blättchen zwar in den letzten Nächten durch den Frost am Mahdenbach schwarz geworden sind, die das aber sicher besser überstehen werden als der Wein in manchen Gegenden des Landes, so die OGV-Fachleute.

Die Schüler der Grundschule - deren neue Leiterin Martina Grabowski das Projekt »Kreativo« im Rahmen eines »epochalen Unterrichts« gerne wie ihre Vorgängerin Gisela Geiger weiterführen möchte - haben unter anderem geholfen, für die notwendigsten Mitarbeiter auf so einer Streuobstwiese Unterkunft zu schaffen: Mit großer Begeisterung haben sie gewerkelt, gebohrt und gehämmert, um Brutstätten für Wildbienen zu schaffen, die den Honigbienen bei der Arbeit helfen und die Artenvielfalt zudem »tierisch« zusätzlich fördern sollen.

Axel Rieber vom Grünflächenamt und Tanja Mader von »Plenum« (Projekt des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt) beim Landratsamt zeigten sich beeindruckt vom Ergebnis dieser gemeinsamen Bemühungen und erfreut darüber, selbst dazu beigetragen zu haben. Das Grundstück gehört nämlich dem Bund und fällt in die Zuständigkeit der Straßenverwaltung, also des Landratsamts. Dass in den Obstbäumen Nistkästen hängen und Sitzstangen guten Ausguck für Greifvögel bieten, versteht sich fast schon von selbst.

Parallel zur Einweihung der Streuobstwiese bot der Obst- und Gartenbauverein im Ort, direkt bei der Schule, an diesem sommerlichen Mai-Samstag auch seinen schon bekannten »Blümlesmarkt« an. Hier konnten sich die Altenburger mit allerlei Setzlingen eindecken - was sie zur Freude von Annerose Rist und ihren Helferinnen reichlich taten - und im lichten Zelt bei Kuchen oder Gulaschsuppe Gemeinschaft pflegen. Dass dabei auch die Vereinsfinanzen eine gewisse Auffrischung erfuhren, kann man dem rührigen Verein gerne gönnen. (GEA)