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Aktuell Vereinsgründung

Hommage an den Reutlinger Pionier des Streuobstbaus

Der neu gegründete Förderverein Eduard Lucas-Haus will mit der Einrichtung eines Informationszentrums das Erbe des berühmten Pomologen in Reutlingen verankern und dessen Wissen für den Streuobstbau weitertragen.

Der neue Förderverein Eduard Lucas-Haus mit (von links) Notar i.R. Gerhard Steinhilper, GWG-Geschäftsführer Bruno Ruess, Oberbür
Der neue Förderverein Eduard Lucas-Haus mit (von links) Notar i.R. Gerhard Steinhilper, GWG-Geschäftsführer Bruno Ruess, Oberbürgermeister Thomas Keck, Gabriele Fletschinger, Vorsitzender Ulrich Schroefel, Karl-Heinz Walter, Gabriele Janz, zweiter Vorsitzender Ralf Röckel und Hannes Stiegler. Es fehlen Dieter Kern und Mike Münzing, die bei der Gründungsversammlung nicht dabei sein konnten. Foto: Carola Eissler
Der neue Förderverein Eduard Lucas-Haus mit (von links) Notar i.R. Gerhard Steinhilper, GWG-Geschäftsführer Bruno Ruess, Oberbürgermeister Thomas Keck, Gabriele Fletschinger, Vorsitzender Ulrich Schroefel, Karl-Heinz Walter, Gabriele Janz, zweiter Vorsitzender Ralf Röckel und Hannes Stiegler. Es fehlen Dieter Kern und Mike Münzing, die bei der Gründungsversammlung nicht dabei sein konnten.
Foto: Carola Eissler

REUTLINGEN. Sie haben sich ein großes Ziel gesetzt: Das Erbe des bedeutenden Reutlinger Pomologen Eduard Lucas (1816-1882) weiterzutragen und mit Inhalt zu füllen. Konkret geht es um die Sanierung des Eduard Lucas-Hauses in der Pomologie und um die dortige Einrichtung eines Informationszentrums zur Förderung des Streuobstbaus im Biosphärengebiet Schwäbische Alb mit historischem Hintergrund des ehemaligen pomologischen Instituts. Der Förderverein Eduard Lucas-Haus wurde am Montagabend offiziell gegründet. An dessen Spitze stehen der ehemalige Kreisfachberater Ulrich Schroefel als Vorsitzender und der Kreisvorsitzende der Obst- und Gartenbauvereine Ralf Röckel als Stellvertreter. Rund 80 Mitglieder zählt der Verein zum Gründungstag.

Das Eduard Lucas-Haus in der Pomologie, das ehemalige Wohnhaus von Eduard Lucas, wo er sein privates pomologisches Lehr-Institut gründete, ist im Eigentum der GWG und an den Förderverein vermietet. Nun soll es sukzessive und in mehreren Bauabschnitten saniert und zu einem Informationszentrum umgebaut werden. Das zukünftige Zentrum ist Teil des Entwicklungsprozesses der Stadt Reutlingen zur Biosphärenstadt und soll durch Wissensvermittlung und Förderung des regionalen Streuobstbaus dem Landschaftserhalt dienen. Wie hoch die Kosten sind und in welchen Teilabschnitten das zukünftige Informationszentrum entsprechend hergestellt wird, dies herauszufinden ist Aufgabe einer Machbarkeitsstudie, die bis zum Frühjahr 2026 vorliegen soll.

Prägend für den Obstbau in der Region

Schroefel verdeutlichte, wenn der Verein Fördergelder akquirieren wolle, egal ob vom Land, von Stiftungen oder von sonstigen Geldgebern, brauche man »ein Papier in der Hand, worum es hier geht«. Eine belastbare Studie eben, die das Projekt und dessen Zielsetzung detailliert beschreibt. »Wir müssen das Gebäude umgestalten, wir müssen ganz konkret überlegen, wie das Gebäude in Zukunft aussehen soll.« Neben der Infrastruktur und der energetischen Sanierung gehe es darum, was man inhaltlich wolle, sagte Schroefel. »Wir wollen eine Informationsstelle, in der Wissen zum Themenkomplex Streuobstbau und Gartenbau weitervermittelt werden soll.« Vom Biosphärengebiet Schwäbische Alb hat der Verein bereits eine Förderzusage von 70 Prozent für die Machbarkeitsstudie, die rund 35.000 Euro kosten wird. Die Bürgerstiftung Reutlingen wird weitere 5.000 Euro für die Studie bereitstellen.

Schroefel zeigte sich am Montagabend überwältigt, dass die Idee, aus dem ehemaligen Wohnhaus von Eduard Lucas heraus etwas in die Zukunft hineinzubringen, so viele Menschen begeistere und so viele bereit seien, mitzumachen. Schroefel ist überzeugt, dass ohne Eduard Lucas, dessen Arbeit und dessen Forschungen, der landschaftsprägende Obstbau in der gesamten Region in diesem Umfang nicht möglich gewesen wäre. Jetzt gehe es darum, die Bedeutung von Lucas und seine enorme Leistung zu würdigen beziehungsweise sein Wissen weiterzutragen. Sein Stellvertreter Ralf Röckel betonte, das Anliegen des Vereins sei es, Wissen zu bewahren, Sortenvielfalt zu fördern und Orte zu schaffen, an denen Obst nicht einfach gegessen, sondern verstanden werde. »Der Förderverein will ein Zeichen setzen für Hoffnung, Wachstum und für die Verantwortung, die wir gegenüber unserer Umwelt tragen, sowie für das Erbe von Eduard Lucas.« Die Entscheidung, einen Verein zu gründen, sei mehr als nur ein formeller Akt. Es sei Ausdruck eines gemeinsamen Ziels, einer Vision und eines Miteinanders.

Pflanzung einer Lucas-Frühzwetschge

Oberbürgermeister Thomas Keck betonte, auch für ihn gehe mit der Gründung des Fördervereins ein Wunsch in Erfüllung. Bereits 2019, zu Beginn seiner Amtszeit, habe er sich vehement dafür eingesetzt, dass das Eduard Lucas-Haus eben nicht zu Wohnungen umgebaut werde. »Ich war immer der Ansicht, und mit mir viele Stadträte, dass dem Andenken von Eduard Lucas in Reutlingen nicht der Stellenwert zugeordnet worden war, der ihm eigentlich zusteht.« GWG-Geschäftsführer Bruno Ruess, der genauso wie OB Keck Mitglied im Beirat des Fördervereins ist, zeigte sich ebenfalls beeindruckt von den Plänen und Vorhaben.

Vor dem Förderverein, dessen Gründung von Notar i.R. Gerhard Steinhilper begleitet wurde, liegen nunmehr große Herausforderungen und ein arbeitsintensives Jahr. Bereits am vergangenen Samstag wurde im Vorfeld der Gründungsversammlung eine Lucas-Frühzwetschge, eine historische, längst verloren geglaubte Streuobstsorte in der Pomologie gepflanzt. Mit dabei war auch Martin Stiegler, der Ur-Ur-Enkel von Eduard Lucas. Der kleine Zwetschgenbaum war übrigens nach jahrelanger Suche in verschiedenen historischen Obstanlagen gefunden und nun in die schwäbische Heimat zurückgebracht worden. Neben dem sogenannten Mutterbaum gibt es aktuell nur drei weitere Nachkömmlinge dieser historischen Streuobstsorte. Röckel hierzu: »Mit der Pflanzung dieser seltenen Lucas Frühzwetschge setzen wir ein Zeichen für die Biodiversität, das Bewusstsein und für die Bedeutung der Natur für künftige Generationen und den Erhalt unseres regionalen Streuobsterbes.«

Der Förderverein in Person von Ulrich Schroefel (links) und Ralf Röckel hat mit Unterstützung von OB Thomas Keck (rechts) eine s
Der Förderverein in Person von Ulrich Schroefel (links) und Ralf Röckel hat mit Unterstützung von OB Thomas Keck (rechts) eine seltene Frühzwetschge gepflanzt. Foto: Frank Pieth
Der Förderverein in Person von Ulrich Schroefel (links) und Ralf Röckel hat mit Unterstützung von OB Thomas Keck (rechts) eine seltene Frühzwetschge gepflanzt.
Foto: Frank Pieth

Der neue Förderverein hofft auf viele Mitglieder und Unterstützung aus verschiedenen Richtungen, auch von der Stadt Reutlingen, wie Schroefel verdeutlichte. Mit seinem Anliegen will der Verein nun verstärkt an die Öffentlichkeit treten. So wird am 19. Juli zum zweiten Lucas-Fest eingeladen, an dem die Lucas-Medaille, eine Auszeichnung des Vereins zur Erhaltung und Förderung alter Obstsorten sowie des Baden-Württembergischen Ministeriums ländlicher Raum und Verbraucherschutz, vergeben wird. Am 14. September will sich der Verein am Tag des offenen Denkmals beteiligen und am 27. September an der Kulturnacht. Ein Streuobst-Stammtisch findet am 21. Mai statt. Und wer gleich mit anpacken will, kann am Freitag, 9. Mai, ab 14 Uhr bei einem kleinen Arbeitseinsatz am Lucas-Haus helfen. (GEA)

Förderverein Eduard Lucas-Haus

Vorsitzender Ulrich Schroefel, zweiter Vorsitzender Ralf Michael Röckel, Schatzmeister und Schriftführer Dieter Kern; Beisitzer Thomas Keck, Mike Münzing, Bruno Ruess, Karl-Heinz Walter, Gabriele Janz, Gabriela Fletschinger, Hannes Stiegler; Bau- und Gebäudeberatung Albert Hörz vom Architekturbüro Riehle Koeth Reutlingen. (ce)