REUTLINGEN-BETZINGEN. Dass es läuft beim Hochwasserschutz, ist derzeit in Betzingen unübersehbar: Trotz Fischschonzeit ist beim Brückenneubau in der Hoffmannstraße täglich Action. Auch in der Wannweiler Straße tut sich was: Das Bürogebäude, das der Beseitigung des berüchtigten Echaz-Flaschenhalses im Weg steht, wird entkernt und für den Abriss vorbereitet. Das Entwicklungskonzept Echaz kommt also gut voran. Doch Überschwemmungen kann es in Betzingen auch abseits der Echaz geben. Risikobereiche hier wie anderswo in Reutlingen listet die Stadtentwässerung Reutlingen (SER) in ihrem Handlungskonzept fürs Starkregenrisikomanagment auf, das derzeit in den Bezirksgemeinden die Runde macht. Der Betzinger Ortschaftsrat stimmte zwar zu, forderte aber Ergänzungen.
Ohne Gefahr für Fischnachwuchs
Zum Auftakt der jüngsten Sitzung gab es eine erfreuliche Wasserstandsmeldung zum Brückenneubau in der Hoffmannstraße. Die SER und das Regierungspräsidium hätten eine Lösung gefunden, wie die Arbeiten an der Echaz trotz der bis Mai dauernden Fischschonzeit »uneingeschränkt weitergehen« können, informierte Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp. In der Schonzeit sind Gewässer tabu, weil Trübungen oder Aufwirbelungen den Laich und damit eine gesamte Fischpopulation zerstören können. Mit einer Sandsack-Barriere wurde jetzt der Baustellenbereich quasi trockengelegt und die Echaz kanalisiert, berichtete Rupp. So könne einfacher, schneller und ohne Gefahr für den Fischnachwuchs weitergearbeitet werden – ab nächster Woche am Widerlager und der Stahlkonstruktion für die neue Brücke. Die wird höher als die alte und kommt ohne Mittelpfeiler aus, eine neuralgische Stelle bei Hochwasser ist damit ausgemerzt. Bis Herbst 2025 sollen die Arbeiten – Straßenbau und Schutzmauer inklusive – abgeschlossen sein.
Hindernis wird ausgeräumt
Das Entwicklungskonzept Echaz umfasst sechs Maßnahmenpakete. Wenn alle realisiert sind, ist Betzingen bei einem hundertjährigen Hochwasser überschwemmungsfrei. Beim letzten und wichtigsten Baustein geht es zwar erst 2027 weiter, die Vorbereitungen laufen aber schon jetzt: Nachdem sich die Stadt nach zähen Verhandlungen mit dem Eigentümer des seit Jahren leer stehenden Gebäudes in der Wannweiler Straße 11 geeinigt hat, kann es endlich abgebrochen und damit ein entscheidendes Hindernis im Betzinger Hochwasserschutz ausgeräumt werden: Der Weg wird frei für die Beseitigung des Flaschenhalses. Zumindest halb, denn erst, wenn auch die Volkshochschul-Außenstelle vis-a-vis abgebrochen ist, kann die Echaz-Engstelle von sieben auf 14 Meter aufgeweitet werden. Voraussichtlich ist es im Sommer 2027 so weit. In der Wannweiler Straße 11 geht’s schneller. Die Rückbauarbeiten sind in vollem Gang, im Februar soll das frühere Geschäftsgebäude abgebrochen werden. Danach - die nächste Fischschonzeit naht - werde alles vorbereitet, »was an Land möglich ist«, informierte Friedemann Rupp den Ortschaftsrat,
Manche Gebiete stärker gefährdet
Indirekt beschäftigte das Thema Hochwasserschutz das Gremium noch einmal beim Tagesordnungspunkt Starkregenrisikomanagement. Die Stadtentwässerung Reutlingen erarbeitet derzeit ein Handlungskonzept für Schutzmaßnahmen und hat dabei »stark überflutungsgefährdete« Risikobereiche ermittelt. Zehn sind es in Betzingen. Der Ortschaftsrat lobte zwar das, so Rupp, »planvolle Vorgehen« und stimmte der Vorlage auch zu, forderte aber eine Priorisierung für die Gebiete, in denen Starkregen erfahrungsgemäß mehr Schäden anrichtet als bei den anderen aufgelisteten. Vorrangig geprüft haben möchte er deshalb die Bereiche Goerdeler- und Klopstockstraße, Rathaus und Mühlstraße, Im Dorf und Jettenburger Straße sowie die Steinachstraße.
Vorschläge aus der Praxis
Außer der Priorisierung möchte das Gremium die Liste ergänzt haben. Seine Vorschläge kommen aus der Praxis: In Absprache mit der Feuerwehr hat Bezirksbürgermeister Rupp weitere Stellen im Ort ausgemacht, bei denen es immer wieder Einsätze gibt. Als weitere Risikobereiche sollen deshalb Leyrenbach/Schickhardtstraße aufgenommen werden, Schulgelände/Kemmlerhalle, Carl-Zeiss-Straße/Bonlandenbach, Karl-Henschel-Straße/ Bonlandenbach und das Gewann Heckwiesen/ Hühnerfarm. (GEA)