REUTLINGEN. Wie könnte der Innenraum zukünftiger Fahrzeuge aussehen – und das möglichst Low Budget und nachhaltig? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Studiengang Transportation Interior Design (TID), der zusammen mit Südwesttextil und der Expert & Trainings Hub GmbH noch bis Samstag, 13. Juli, im neuen Texoversum der FH Reutlingen die Digital Mobility Design Days ausrichtet.
Die Studierenden präsentieren ihre Arbeiten zum ersten Mal im Rahmen dieses Events auch der Öffentlichkeit. Auf zwei Ebenen stellen sie ihre Ideen und Konzepte auf Postern, als Textilien zum Anfassen und auch im Film dar. Aufgabe war die Gestaltung eines kleinen, kostengünstigen Fahrzeugs für Regionen, in denen Mobilität nur unter erschwerten Bedingungen möglich ist. So sieht man beispielsweise ein Fahrzeugkonzept, das für die mongolische Wüste gedacht ist und auf Windenergie und integrierte Hydrokultur setzt. Zu sehen ist auch ein Fahrzeug, das für Nepal konzipiert wurde. Es ist robust gestaltet und aus Plastik gefertigt, das im Himalaya als Müll in großen Mengen vorhanden ist.
»Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Entwicklung der Konzeptfahrzeuge war die Modularität«, erzählt Professor Andrea Lipp-Allrutz, Studiendekanin des TIDs. »Die Studenten sollten darauf achten, dass die Fahrzeuge aus Teilen bestehen, die man austauschen kann, und dadurch Nachhaltigkeit gewährleisten.«
Ein Stockwerk tiefer präsentieren Studenten aus dem zweiten Semester ein anderes Projekt. Sie sollten ein wandelbares Lenkradkonzept mit Zusatzfunktionen entwickeln: gezeigt auf Postern und in Stoffen, aber auch als Modell aus Plastilin.
Inwieweit Teile der Konzepte tatsächlich ihren Weg ins Fahrzeug der Zukunft finden, wird man sehen. »Wir sind eng mit der Industrie vernetzt, die nicht nur Automobile umfasst. Es geht auch um Züge oder Flugzeuge. Die Firmen sind sehr daran interessiert, unsere Studenten zu unterstützen und zu sehen, welche Ideen aus der nächsten Generation kommen«, meint Lipp-Allrutz. Für die Firmen seien Studienarbeiten wie diese ein Weg, neue Kunden kennenzulernen.
Neben den Werken der Studenten wird bei den Digital Mobility Design Days auch der Einsatz moderner virtueller Arbeit und Künstlicher Intelligenz (KI) beleuchtet. »Auch kleine Firmen müssen heute global denken«, sagt Lipp-Allrutz. »Das ist nur mit den modernen virtuellen Tools möglich.« KI sei eine große Hilfe beim Sammeln von Daten und Ideen, die dann in virtuellen Arbeitsbereichen zum Leben erweckt werden. »Wobei sie aber niemandem den Job wegnehmen wird«, meint die Professorin. Die Arbeit wird dann am Computer in Bild und Film präsentiert – und teilweise auch in virtueller Realität (VR) demonstriert. In einer dafür eingerichteten Greenbox setzt man sich auf den Fahrersitz, nimmt das Lenkrad in der Hand und setzt eine VR-Brille auf. Diese projiziert das designte Innenleben direkt ins Cockpit.
»Digital Mobility Design Days«
Die »Digital Mobility Design Days« stehen für alle Besucher offen: am Samstag, 13. Juli, ab 10 Uhr im Texoversum in der Alteburgstraße 160. Ab 11 Uhr präsentieren die Studenten ihre Projekte. Auch eine Studieninfo und Mappenberatung der TID wird angeboten. Für die Verköstigung sorgen das Café und ein Foodtruck. (GEA)
www.reutlingen-university.de/aktuelles/veranstaltungen-und-termine
Bei aller Modernisierung stellt die Studiendekanin aber klar: »Die virtuelle Arbeit ist nur ein Add-on und hilft uns sehr.« Durch sie spare man Zeit und Kosten. »Aber, ohne klassische Arbeit geht nichts.«
Das war auch eine Kernaussage auf der Podiumsdiskussion, die gestern mit hochkarätiger Besetzung aus der Automobil- und Verkehrsindustrie stattfand: »Das Gefühl für den Maßstab darf durch den ständigen Einsatz der virtuellen Tools nicht verloren gehen. Deshalb«, so einer der Podiumsgäste, »gebe ich meinen Studenten auch gerne einen Zollstock in die Hand«. (GEA)