REUTLINGEN. Insekten sind für das Gleichgewicht der Ökosysteme unentbehrlich: Sie sind Nahrung für andere Tiere, sie zählen zu den wichtigsten Pflanzenbestäubern und sorgen so für den Fortbestand unserer Pflanzen, sie verwerten außerdem organische Stoffe und sie sind Nützlinge in der Land- und Forstwirtschaft. Das bedeutet, diese Lebewesen sind für Menschen und das gesamte Ökosystem nicht zu ersetzen - ihr zunehmendes Aussterben ist eine immense Gefahr.
Aber auch abseits dieser ökologischen Wichtigkeit ist die Welt der Insekten faszinierend: Die Tierchen schillern in allen Farben oder leuchten im Dunkeln, sie sind Meister der Tarnung, haben mitunter skurrile Formen und man findet sie in allen Ecken der Erde. Sie zu erforschen, ist nicht nur lehrreich, sondern richtig spannend. Im Reutlinger Umweltbildungszentrum Listhof gibt es bereits mehrere Angebote, die sich mit den Kleintieren befassen.
Seit 2014 bringt das Krabbeltierhaus Besuchern die biologische Vielfalt wirbelloser Tiere nahe und veranschaulicht die Bedeutung einer artenreichen Natur. Dort können Krabbeltiere entdeckt und beobachtet werden, man kann sie bestimmen oder unter der Lupe groß erleben. Zudem läuft seit Sommer 2020 »KInsecta« als Kooperationsprojekt mit der Berliner Hochschule für Technik. Künstliche Intelligenz ermöglicht die Erkennung von Insekten, ohne sie, wie sonst üblich, zu töten.
Planungen sollen im Herbst fertig sein
Bald ist der Listhof um eine Attraktion reicher: Das »Haus der Insekten« nimmt nun Form an. »Wir haben letzte Woche Architekturbüros angeschrieben«, erzählt Helmut Treutlein vom Trägerverein auf Nachfrage des GEA, diese werden sich nun den Sommer über an die Planungen machen. Im Spätherbst wolle man dann die entscheidenden Aufgaben angehen. »Wir sind guter Dinge, dass wir im Herbst dann auch den Antrag stellen können«, sagt Treutlein.
Laut einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2019 liegen die Kosten bei rund 1,5 Millionen Euro. Der Listhof hat dafür bereits Förderzusagen erhalten, unter anderem von der Stiftung Volksbildung Reutlingen, von der Stiftung Naturschutzfonds und eine Bundesförderung durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags. Aber wegen letzterem müsse man nun noch ein wenig abwarten, bis es einen neuen Bundeshaushalt gibt, erklärt Treutlein, und auch die anderen Fördergeber müsse man alle koordinieren. Die Finanzierung ist jedoch gesichert, die restliche Summe, Treulein rechnet mit etwa 180.000 Euro »Finanzierungsdelta«, kann der Listhof als Eigenanteil aus den Rücklagen stemmen.
Das zukünftige Domizil der Insekten ist dann im einstigen Wohnhaus einer Gärtnerei auf dem Gelände des Umweltbildungszentrums untergebracht. Dieses muss komplett renoviert werden - danach wird es dann auf drei Stockwerken Labor- und Arbeitsräume für Bildung und Forschung zur Insektenvielfalt geben. (GEA)