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Aktuell Prävention

Großes Interesse am Extremwettertag in Reutlingen

Auf Bürgerwunsch veranstaltete die Stadtentwässerung Reutlingen einen Extremwettertag in und an der Stadthalle. Dabei wurden auch die Starkregengefahrenkarten vorgestellt.

Ist das eigene Haus gefährdet? Besorgte Bürger informierten sich.
Ist das eigene Haus gefährdet? Besorgte Bürger informierten sich. Foto: Gabriele Böhm
Ist das eigene Haus gefährdet? Besorgte Bürger informierten sich.
Foto: Gabriele Böhm

REUTLINGEN. »Wir müssen aufhören, Zeug zu verbrennen«, sagte Thomas Ranft, ARD Wettermoderator und Wissenschaftsjournalist. Denn das schädliche CO2 komme primär von der Verbrennung fossiler Stoffe. »Da müssen wir ansetzen und nicht beim Bäume pflanzen.« Die sehr gut besuchten Referate in der Stadthalle waren Teil des Extremwettertags am Samstag, organisiert von Stadtentwässerung (SER) und Stadt.

Teilweise, so Ranft, verhalte sich die Menschheit der Erde gegenüber wie eine Gruppe jugendlicher Rowdys im Supermarkt: Man breche ein, bediene sich hemmungslos, aber niemand räume auf, bestelle nach oder bezahle. Verantwortung zu übernehmen, sei eine innere Haltung. Dabei sei es wichtig, dass jeder Einzelne »seinen Job mache«, was die Klimaverbesserung angehe. Es müssten mehr Solaranlagen auf die Dächer, und beim Bau von Windrädern solle man sich entspannen und pragmatisch denken. Dennoch sei er sich sicher, dass die Welt durch derartige Maßnahmen auch schöner und lebenswerter werde. »Denn es passiert weltweit sehr viel in der richtigen Richtung.«

Oberbürgermeister Thomas Keck: »Reutlingen ist ein Extremwetter-Hotspot«

Zuvor hatte Oberbürgermeister Thomas Keck die Gäste begrüßt, darunter auch Umweltministerin Thekla Walker, Landtagsabgeordnete Cindy Holmberg (Grüne), Abteilungspräsidentin Andrea Bär (Regierungspräsidium Tübingen), Baubürgermeisterin Angela Weiskopf und Finanzbürgermeister Roland Wintzen. »Reutlingen ist ein Extremwetter-Hotspot«, so Keck. Der Landkreis sei in den letzten 20 Jahren landesweit am stärksten von extremen Wetterereignissen betroffen gewesen. Sorgen bereiteten auch anhaltende Hitze- und Trockenperioden. Es sei Aufgabe aller, Reutlingen widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel zu machen. Am heutigen, von der Bürgerschaft gewünschten Extremwettertag würden erstmals die Starkregengefahrenkarten als Grundlage weiterer Maßnahmen vorgestellt.

Vieles sei bereits umgesetzt. 2020 wurde die Taskforce Klima und Umwelt gegründet, die (SER) habe eine eigene Stabsstelle eingerichtet und entwickle die Wasserinfrastruktur weiter. Sowohl methodisch als auch finanziell habe das Land die Stadt bei der Entwicklung eines Handlungskonzepts unterstützt, das sukzessive umgesetzt werde. SER, Feuerwehr, die Technischen Betriebsdienste und weitere Akteure wie das Technische Hilfswerk arbeiteten Hand in Hand. Allerdings komme es in Notsituationen auf die Eigenvorsorge der Bürgerinnen und Bürger an. Zur Info diene der heutige Tag. »Jeder ist betroffen, aber keiner machtlos.«

»Trotz knapper Haushaltsmittel setzen wir bereits sehr viel für den Klimaschutz ein und wollen auch noch mehr investieren«, sagte Ministerin Walker. »Der Klimawandel bedroht unseren Wohlstand.« Man brauche Gegenmaßnahmen und Anpassung. Der Stadt dankte sie für den Informationstag.

Gesetzliche »Jedermannspflicht«: Jeder muss eigenes Hab und Gut schützen

Recht blau sind etliche Bereiche in den Starkregengefahrenkarten und kennzeichnen das Überflutungsrisiko. Einsehbar sind diese auf der Webseite der SER unter dem Menüpunkt Hochwasser. In der Stadthalle informierten sich viele über die Lage bei ihrem eigenen Haus und ließen sich beraten. Die gesetzliche »Jedermannspflicht«, so Markus Piechotta (SER), besage, dass jeder sein eigenes Hab und Gut schützen müsse. Das Ehepaar Ursula Knecht und Hubert Ruegenberg aus Oferdingen begrüßte das Event. Sie selbst hatten bereits Beratung durch Torsten Müller (SER) in Anspruch genommen und Haus und Hof abgesichert.

Hielten Grußworte und Referate (von links): Umweltministerin Thekla Walker, OB Thomas Keck, Angela Weiskopf.
Hielten Grußworte und Referate (von links): Umweltministerin Thekla Walker, OB Thomas Keck, Angela Weiskopf. Foto: Gabriele Böhm
Hielten Grußworte und Referate (von links): Umweltministerin Thekla Walker, OB Thomas Keck, Angela Weiskopf.
Foto: Gabriele Böhm

Bei der SER, den Technischen Betriebsdiensten (TBD) und der Feuerwehr konnte man sich anhand von Schriftmaterial, Modellen oder Filmen über Gefahrenlagen informieren, was sehr viele in Anspruch nahmen. Bei der Expertenrunde in der Stadthalle gab es ebenfalls Gelegenheit, eigene Fragen vorzubringen.

Die Technischen Betriebsdienste zeigten ihre Fahrzeuge und vielfältigen Aufgaben.
Die Technischen Betriebsdienste zeigten ihre Fahrzeuge und vielfältigen Aufgaben. Foto: Gabriele Böhm
Die Technischen Betriebsdienste zeigten ihre Fahrzeuge und vielfältigen Aufgaben.
Foto: Gabriele Böhm

Besonders eindrucksvoll war der Versuchsaufbau der Feuerwehr. Simuliert wurden ein vollgelaufener Keller und eine Kellertür, die gegen den enormen Druck nur mit Tricks zu öffnen war. Gegen Wassermassen bei Starkregen, so Matthias Hoba, solle man sich vorab mit Nachbarn zusammenschließen und eine Barriere aus Bierbänken oder Sandsäcken bauen.

Peter Buchmann vom Listhof demonstrierte die Entstehung eines Tornados mit zwei Wasserflaschen.
Peter Buchmann vom Listhof demonstrierte die Entstehung eines Tornados mit zwei Wasserflaschen. Foto: Gabriele Böhm
Peter Buchmann vom Listhof demonstrierte die Entstehung eines Tornados mit zwei Wasserflaschen.
Foto: Gabriele Böhm

Auch die DLRG war vertreten und präsentierte Rettungsschwimmer und ihre Technik zur Bergung. Am Stand des Listhofs zeigte Peter Buchmann die Entstehung eines Tornados, Dr. Renate Kostrewa (Landratsamt) hatte eine Klimawaage zur Ermittlung der eigenen C02-Emission mitgebracht. Auch für Kinder wurde viel geboten. Sie verfolgten mit Spannung die Wasserläufe im interaktiven Naturgefahrenmodell oder angelten bei den TBD. Stände von Versicherungen, Ingenieurbüros oder Objektschützern rundeten das Programm ab. (GEA)