REUTLINGEN. Einmal im Jahr ist der Einsatz ein einziges Dankeschön voller Respekt und Hochachtung. Immer dann, wenn die Feuerwehr Reutlingen zu ihrer Hauptversammlung bittet. Ganz ohne Blaulicht, aber mit vielen Bürgermeistern und anderen Prominenten aus der Stadtgesellschaft. So auch diesmal. Als Kommandant Stefan Hermann beeindruckende Fakten auf der Leinwand vorstellt, gibt es immer wieder tosenden Beifall: weil hinter jeder Zahl gerettete Leben, gelöschte Brände oder bewältigte Unwetter stehen.
Dokument der Menschlichkeit
Die Jahresbilanz 2024 ist ein Dokument der Menschlichkeit. So haben die Frauen und Männer der Feuerwehr 206 Menschen gerettet und 17 Tiere aus misslichen Lagen befreit. Zusammengerechnet unschätzbar wertvoll, aber dennoch auf jeden einzelnen Bürger umgerechnet bezahlbar. 92,13 Euro pro Reutlinger kostete in den vergangenen zwölf Monaten die Gewissheit, sich im Falle des Falles auf die Feuerwehr verlassen zu können. Manchmal jedoch, sagt Hermann mit großer Trauer, kommt jede Hilfe zu spät. 28 Tote listet die Jahresbilanz. Weitere Statistiken belegen hingegen Erfreuliches: die Leistungsfähigkeit der Wehr.
So erreichten die integrierte Leitstelle 69.910 Notrufe unter der Nummer 112. Die Gesamtzahl der Einsätze beziffert Hermann mit 2.127. Kaum statistisch erfassbar sind die Schicksale hinter Angaben wie 84 Einsätzen von Helfern vor Ort, 15 Transporten von Notärzten oder 12 Tragehilfen – etwa wenn ein Schwerkranker mit der Drehleiter aus einem oberen Stockwerk geholt wird, weil der Weg durchs Treppenhaus für ihn zu riskant wäre. Die Feuerwehr ist immer da, stets hilfsbereit sowie bestens ausgebildet. Die insgesamt 582 Kräfte in den Einsatzabteilungen ruhen sich niemals auf ihren Lorbeeren aus, sondern lernen ständig dazu. Bei Übungen, auf Fortbildungen sowie bei 35 Lehrgängen. Als Hermann alle ausgebildeten Atemschutzträger darum bittet, aufzustehen, erheben sich gleich mehrere Reihen.
Absolut herzig
Viele erwachsene Retter haben klein in zwei Nachwuchsabteilungen angefangen. Einfach toll, was Manuela Lesjak von der Jugendfeuerwehr berichtet, die in diesem Jahr ihren 35. Geburtstag feiert. Die Mädchen und Jungen konnten wieder jede Menge lernen, hatten Spaß und viele von ihnen wechseln ins Lager der erwachsenen Feuerwehr. Absolut herzig sind dazu die Aktionen der Kinderfeuerwehr, über die Ralf Henes sprach. Nur ein Beispiel: Mit Dreirädern lernen, wie eine Rettungsgasse gebildet wird.
Selbst im Ruhestand hören Fürsorge und Zusammengehörigkeitsgefühl bei der Feuerwehr nicht auf. Für die Altersabteilung berichtet Siegfried Armbruster von gelebter Kameradschaft sowie Kaffee und Kuchen, die allerdings nicht nur selbst genossen, sondern auch sehr erfolgreich für gute Zwecke verkauft werden.

Nach alledem erhebt sich Oberbürgermeister Thomas Keck aus der ersten Reihe, die ein Beweis für die Wertschätzung der Stadt für ihre Feuerwehr ist. Denn dort sitzen auch Alt-OB Barbara Bosch sowie Finanzbürgermeister Roland Wintzen neben dem Landtagsabgeordneten Thomas Poreski sowie dem ehemaligen Kommandanten Harald Herrmann. Keck schreitet ans Rednerpult.
»Sie sind in der Stadt da, wenn’s darauf ankommt«, ruft er in die Halle. Hand in Hand werde für die Sicherheit der Stadt gearbeitet. Diese Tatsache sei der Kommunalverwaltung und dem Gemeinderat sehr bewusst. Zwar habe die notwendige Konsolidierung des Haushaltes zu seinem Bedauern auch Auswirkungen auf Investitionen in die Feuerwehr, aber sie solle dennoch »nicht unter der Haushaltslage leiden.« Der OB dankt fürs Verständnis, verspricht gleichzeitig, niemals an der Sicherheit sparen zu wollen. Die Hauptversammlung klingt mit Beförderungen und Ehrungen so erfreulich aus, wie sie begonnen hat. (GEA)