Das Staatstheater-Opernhaus ist die Stuttgarter Kulisse beim Blick aus dem Arbeitszimmer des Abgeordneten mit dem iPad. Glück, einer von jetzt sieben FDP-Parlamentariern, drei alten und vier neuen, sitzt mit den anderen Liberalen im vierten und obersten Stock des Abgeordnetenhauses. Den ganzen zweiten Stock des Gebäudes gegenüber dem alten Landtag belegen die Grünen mit jetzt 36 Volksvertretern aus siebzig Wahlkreisen, 23 davon neu im Parlament. Ein Raum, aus dem er genauso wie Glück im obersten Geschoss aus Platzgründen das Klappbett entfernen wird, ist jetzt Poreskis Büro, besetzt mit zwei Mitarbeiterinnen auf halben Stellen.
»Ich werde für eine scharfe, konstruktive Opposition stehen«Für den Chirurgen Andreas Glück, der als Politprofi jetzt nur noch eine Woche im Monat als Reutlinger Krankenhaus-Arzt arbeitet und zusätzliche Dienste übernimmt, ist die Reutlingerin Wibke Steinhilber die Partnerin im Büro. Er teilt die FDP-Mitarbeiterin mit dem Reutlinger FDP-Bundestagsabgeordneten Pascal Kober. Glück: »Mir ist der Wahlkreis wichtig. Mein Wahlkreisbüro ist bei mir daheim in Dottingen.« Mit an seiner Seite: der FDP-Pressesprecher Hans Ilg.
Was die beiden Landtagsneulinge aus dem Wahlkreis 60 Reutlingen und dem »Bananenwahlkreis« 61 vereint, ist die Überzeugung, dass es sehr gut und richtig ist, täglich mit der Abgeordneten-Bahncard im Zug zu sitzen, während der Fahrt zu arbeiten und präpariert in Stuttgart anzutreten. Unterschied: Glück, 36, kann nicht anders, als mit seinem VW-Bus von Dottingen auf der Alb, wo er mit Frau Isabel und Sohn Anton, 1, wohnt, zum Bahnhof nach Bad Urach zu fahren und dann auf die Schiene zu wechseln.
Poreski, 47, verheiratet mit der Reutlinger Gemeinderätin Özlem Isfendiyar, 41, Tochter 18, Sohn 16, radelt die zwei, drei Kilometer vom Hohbuch zum Reutlinger Bahnhof auf dem selbst konstruierten Acht-Gänge-Faltrad mit Nabenschaltung, klappt das 13-Kilo-Vehikel zusammen, setzt sich in den Zug und holt es in Stuttgart wieder raus: »Ich möchte und muss mich bewegen«, sagt der Diplom-Pädagoge, der sich beruflich und politisch schwerpunktmäßig auf Menschen mit Behinderungen eingestellt hat.
Sein Vertrag mit den Mariaberger Heimen, der diakonischen Einrichtung für Behinderte - er war bis jetzt Geschäftsführer eines Geschäftsfelds mit vierhundert Mitarbeitern und Zwanzig-Millionen-Etat - ruht ab sofort. Er bleibt »zu null Prozent« dort beschäftigt, könnte nach Schluss der Legislaturperiode in fünf Jahren auf die Stelle zurückkehren.
»Ich habe, was unsere Fraktion angeht, ein gutes Gefühl«Der Mann, der sich der Sozialwirtschaft verschrieben und bei der Landtagswahl mit 25,6 Prozent den SPD-Chef Nils Schmid (24,7 Prozent) überholt hat, stellt sich auf neun Sitzungswochen in drei Monaten ein und auf die Arbeit in den Ausschüssen: Sozialausschuss, Schul-/Kultusausschuss, als Stellvertreter im Finanz- und Wirtschaftsausschuss und im Integrationsausschuss. Poreski: »Die entsprechenden Passagen im grün-roten Koalitionsvertrag habe ich mitformuliert. Ich habe, was die Grünen-Fraktion angeht, ein gutes Gefühl.«
Im Plenum, 138 Abgeordnete, teilt Glück »in der Mitte der Mitte« die Bank mit einem CDU-Mann, eineinhalb Meter versetzt der Abgeordnete Kretschmann. Poreski sitzt mit den Grünen in der Mitte, blickt frontal aufs Rednerpult. (GEA)