»Eine gepflegte Patina zeigt, dass das Fahrzeug Geschichte hat«Dass Oldtimer nicht nur ein Hobby für Senioren ist, zeigten im vergangenen Jahr Hannes Hirsch und Julian Mayer. Hannes Hirsch aus Reutlingen, 20 Jahre alt und Azubi bei Porsche, fährt morgens im Fiat 500 vor, den er eigenhändig in der Toskana geholt hat und der inzwischen 48 Jahre alt ist. Das Zwei-Zylinder-Viertakt-Motörchen leistet gerade mal 18 PS. Wo Hannes Hirsch aufkreuzt, ist er umringt von Schaulustigen.Ein ganz anderes Kaliber führte der Reutlinger Julian Mayer vor, 25 Jahre alt und Mechatroniker bei Automotive Lighting. Sein Plymouth Barracuda stammt aus dem Jahr 1965 und ist das genaue Gegenteil vom Fiat 500: Er ist groß, schwer und stark. Sein 4,5-Liter-Chrysler-V8 mit Doppelvergaser leistet 180 PS. Was die beiden jungen Männer verbindet, ist die Liebe zum alten Blech. Beide nehmen ihre Oldtimer als »Daily Driver«, also als Autos für jeden Tag. Beide fahren damit zur Arbeit. Herbert Hohloch schont seinen Porsche 911 ebenfalls nicht. Er parkt ihn draußen unter der Laterne und fährt ihn so, wie man einen Porsche fährt: hart und impulsiv. Weichgespült ist hier gar nichts, weder der Fahrer noch das Auto. Der 30 Jahre alte Luftgekühlte ist ein kerniges Stück Sportwagengeschichte aus einer Zeit, als Soundmanagement und Klimaanlage noch Fremdworte waren. Dass auch Nutzfahrzeuge den Sprung vom Dasein als Lastesel in den Oldtimer-Himmel schaffen können, zeigten uns gleich mehrere Besitzer der VW-Baureihe T1. »Drei Mann in einem Boot« hieß die Folge über Frank Eberle, Dietmar und Volker Lutz, die einen original Samba-Bus mit den berühmten Fensterchen im Dachhimmel besitzen. Im Skiurlaub 1989 sahen sie ihn im österreichischen Ort Wörgl bei einem Ford-Händler stehen. Seither ist es um die drei geschehen: der Samba-Bus fand in Mittelstadt ein neues Zuhause.Aber nicht nur Autos und Busse sind willkommen in der Serie. Auch Mopeds und Motorräder, die älter als 30 Jahre sind, werden gerne genommen. Gleich zwei alte Harleys schafften letztes Jahr den Sprung in die Zeitung. Manfred Schroeder zum Beispiel stellte uns sein Gespann vor, das aus einer Electra Glide aus dem Jahr 1982 und einem Beiwagen aus 1947 besteht. Nebenbei erfuhr der Leser, warum Schroeder auch »Sidecar-Fred« genannt wird. Den Spitznamen hat er vom legendären »Willy G.« erhalten, einem Mitglied der Harley-Familie. Noch wertvoller dürfte Daniel Haags Harley sein. Sie ist Baujahr 1941. Dass sie in einer Reutlinger Garage steht, ist eine kleine Sensation, weil viele alte Harleys als Kriegsgerät genutzt wurden und irgendwann auf dem Schrott landeten. Der Rest wurde zum Chopper umgebaut und fährt verbastelt mit langer Schweden-Gabel durch die Gegend. Daniel Haags Maschine ist eine Rarität. Aber nicht nur Raritäten sind erwünscht. Vor allem auch die »Butter-und-Brot«-Autos sind interessant, weil jeder Mann (und jede Frau) sie noch aus dem Straßenbild der eigenen Jugend kennt. Da werden Erinnerungen wach. Übrigens: Note 1 muss der Oldtimer ebenfalls nicht erzielen. Gerade eine gepflegte Patina zeigt, dass das Fahrzeug Geschichte hat.

GEA-Oldtimer-Serie geht in die nächste Runde

Frank Eberle, Dietmar und Volker Lutz im Samba-Bus.