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Aktuell Einsturzgefahr

Garagen in Orschel-Hagen gesperrt: Wie lange noch?

»Betreten verboten« gilt seit sechs Monaten für 36 Reutlinger Garagen. Der Grund: Einsturzgefahr. Wie lange müssen Besitzer und Mieter noch auf eine Lösung warten?

36 Garagen auf zwei Ebenen im Reutlinger Stadtteil Orschel-Hagen sind seit sechs Monaten wegen Einsturzgefahr gesperrt.
36 Garagen auf zwei Ebenen im Reutlinger Stadtteil Orschel-Hagen sind seit sechs Monaten wegen Einsturzgefahr gesperrt. Foto: Frank Pieth
36 Garagen auf zwei Ebenen im Reutlinger Stadtteil Orschel-Hagen sind seit sechs Monaten wegen Einsturzgefahr gesperrt.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Der Konflikt um eine gesperrte Garagenanlage in Orschel-Hagen zieht sich wie ein Kaugummi: Seit Monaten versperren Bauzäune wegen akuter Einsturzgefahr den Zutritt. Passiert ist nach außen hin nichts: »Die Garagenanlage ist jetzt eine Geisteranlage«, wie Bernhard Mayer, einer der Garagenbesitzer und Sprecher der Teileigentümergemeinschaft sagt. Hinter den Kulissen schwelt der Konflikt der verschiedenen Parteien über die Finanzierung der aufwändigen Reparaturarbeiten. Klarheit soll ein Gutachten bringen, das die Standsicherheit bewerten und ein Sanierungskonzept samt Kostenschätzung liefern soll. Doch das lässt auf sich warten, sodass sich in diesem Jahr keine Lösung mehr abzeichnet.

Dabei hatte ein erster Gutachter schon im Juni Alarm geschlagen: Die 36 Einzelboxen auf zwei Ebenen hätten daraufhin nicht mehr betreten werden sollen. Ab 8. August waren die aus den 1980er-Jahren stammenden Pkw-Garagen abgesperrt. Besitzer und Mieter, die in den Sommerferien verreist waren, erfuhren erst, als es zu spät war, dass sie keinen Zutritt mehr hatten zu Fahrzeugen und anderem, was dort gelagert war. Da war Ärger programmiert. Vertreter der Teileigentümergemeinschaft wandten sich Hilfe suchend an die Öffentlichkeit. Nach einem Bericht im GEA war etwas später auch ein Filmteam des Südwestrundfunks vor Ort.

Knackpunkt: Aufteilung der Kosten

Die Crux: Es gibt nicht einen Eigentümer, der kurzerhand etwas unternehmen könnte. Stattdessen befinden sich die unteren 18 Garagen des Bauwerks am Berliner Ring 135/137 im Besitz von Privatleuten. Die obere Hälfte gehört nach wie vor der Reutlinger Wohnungsgesellschaft GWG, die den unteren Teil 1982 und den Aufbau 1988 erstellen ließ. Und die 18 GWG-Garagen sind heute vermietet.

Klagen über den Zustand des Bauwerks gibt es schon lange. Dagegen unternommen wurde wenig: Seit fünf Jahren werden Teile abgestützt, seit 2020 stehen aufwändige Reparaturen oder der Abriss und Neubau der Anlage im Raum. Hinausgezögert hat sich alles, da sich GWG und Privateigner nicht einig sind über die Kostenaufteilung.

Bewertung der Einsturzgefahr

Die Alarmierung ist nun sechs, die Absperrung vier Monate her. Was wurde seitdem getan? Am 23. Oktober gab es eine außerordentliche Eigentümerversammlung, die sich mit dem Thema befasst hat. Neu ist: Ein Beschluss aus dem Jahr 2023 bezüglich der bisher beauftragten Planungsingenieure wurde dabei zurückgenommen und an deren Stelle eine Münsinger Firma beauftragt. Die soll die Lage jetzt vor Ort begutachten, die Einsturzgefahr bewerten und das Konzept samt Kosten einer Sanierung liefern.

»Die Hoffnung ist, dass ein Abriss vermieden werden kann und die unteren Garagen zur Benutzung baldmöglichst wieder freigegeben werden können«, sagt Mayer. Denn der Winter steht vor der Tür, da vermissen Besitzer wie er die Nutzung ihrer Garagen umso mehr. Die Kernfrage jedoch, nämlich, wie hoch die Kosten sind und wie diese schließlich aufgeteilt werden, ist ihm zufolge nach wie vor offen. Außerdem geht es jetzt auch noch um die Honorarkosten für den Statiker, die 5.000 Euro überschreiten.

So wie oben vom Berliner Ring her ist auch die Zufahrt zu den unteren PKW-Abstellboxen von der Heidenheimer Straße her mit einem
So wie oben vom Berliner Ring her ist auch die Zufahrt zu den unteren PKW-Abstellboxen von der Heidenheimer Straße her mit einem Gitter abgesperrt. Foto: Frank Pieth
So wie oben vom Berliner Ring her ist auch die Zufahrt zu den unteren PKW-Abstellboxen von der Heidenheimer Straße her mit einem Gitter abgesperrt.
Foto: Frank Pieth

Die Eigentümer der Garagen im Erdgeschoss fordern eine »finanzielle Mehrbeteiligung durch die GWG«. Ihr Argument: Ohne die oberen Garagen wären die unteren nicht derart beschädigt. Risse und Feuchtigkeit entstanden durch die später draufgesattelten Garagen und eine Betonplatte, die diese miteinander verbindet. Sie gingen im August von Kosten in Höhe von mindestens 800.000 Euro aus. Wird das pro Garage eins zu eins aufgeteilt, ergibt sich für jeden eine Beteiligung von mehr als 22.000 Euro.

Dem Protokoll der jüngsten Versammlung nach sollte die erneute Begutachtung mit Ermittlung der genauen Kosten etwa vier Wochen dauern. Die sind nun vorbei. »Wir warten weiterhin auf das Gutachten des zweiten Statikers«, teilte Michelle Gruszka, die Leiterin der Unternehmenskommunikation der GWG, am 2. Dezember auf Nachfrage mit. Zum weiteren Procedere: Sollte dieser Statiker die Freigabe erteilen, folge eine ordentliche Eigentümerversammlung, »in der die endgültige Vorgehensweise festgesetzt wird«. Da die Einladungsfrist zur erneuten Eigentümerversammlung drei Wochen beträgt, dürfte angesichts der Weihnachtsfeiertage in diesem Jahr jedoch nichts mehr vorangehen. (GEA)