Logo
Aktuell Serie

Frühlingshafter Farbenrausch auf dem Reutlinger Wochenmarkt

Der Lenz lässt allmählich grüßen. Auch am Wochenmarktstand der Dettinger Blumenmönche, wo sich Primeln, Tulpen und Stiefmütterchen, Schachbrettblumen, Schneeglöckchen und Hornveilchen ein Stelldichein geben.

Hornveilchen und Stiefmütterchen haben jetzt Saison: Am Wochenmarktstand von Schwester Amadea sind sie und viele andere Frühling
Hornveilchen und Stiefmütterchen haben jetzt Saison: Am Wochenmarktstand von Schwester Amadea sind sie und viele andere Frühlingsboten zu haben - von der Belarina-Primel bis zur Schachbrettblume. Foto: Stephan Zenke
Hornveilchen und Stiefmütterchen haben jetzt Saison: Am Wochenmarktstand von Schwester Amadea sind sie und viele andere Frühlingsboten zu haben - von der Belarina-Primel bis zur Schachbrettblume.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Der Frühling naht, und die Blumenmönche sind auf den Reutlinger Wochenmarkt zurückgekehrt. Aus ihrer Winterpause haben sie den Lenz mitgebracht: in Gestalt zahlloser Frühblüher, die farbenfroh vom Erwachen der Natur künden. Wiewohl dieser Vormittag - bei leichtem Frost - doch eher winterlich anmutet.

Hier heißt es heute »Flowers first«

Marktbeschicker und -kunden haben sich deshalb dick eingemummelt. Und am Stand der Blumenmönche sorgen Heizstrahler dafür, dass zarte Pflänzchen aller Art nicht temperaturbedingt schlappmachen. Hier heißt es heute definitiv »Flowers first«. Konkret: Damit die floralen Schönheiten keinen Frostschaden nehmen, rückt das Personal Primeln, Narzissen und Co. dorthin, wo’s warm ist - und setzt sich dafür selbst tapfer der Kälte aus.

Hornveilchen sind unermüdliche Blüher und trotzdem pflegeleicht.
Hornveilchen sind unermüdliche Blüher und trotzdem pflegeleicht. Foto: Mohssen Assanimoghaddam
Hornveilchen sind unermüdliche Blüher und trotzdem pflegeleicht.
Foto: Mohssen Assanimoghaddam

Hyazinthen, Wildtulpen, Belarinas und Anemonen danken es den Verkäufern ebenso wie die Hornveilchen, die sich nicht länger hängen lassen. Eben noch lagen sie kältebedingt flach auf der Blumentopferde, haben sich aber binnen weniger Minuten aufgerappelt. Ein Phänomen, das Schwester Amedea vertraut ist; also, dass Hornveilchen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gern mal »tote Blume« spielen.

Kleinwüchsige Verwandtschaft des Steifmütterchens

»Hinüber«, so die Frau in der grünen Kutte, »sind sie deshalb aber noch lange nicht«. Weshalb jedermann gut beraten ist, der kleinwüchsigen Verwandtschaft des Stiefmütterchens sogar dann eine zweite Chance zu geben, wenn die Pflänzchen von (leichten) Minusgraden in die Knie gezwungen wurde. Denn meist genügen schon ein paar wärmende Sonnenstrahlen und - schwupps - stehen die ursprünglich aus den Pyrenäen stammenden Vertreterinnen der Gattung Viola wieder in Saft und Kraft.

Hornveilchen sind essbar und dekorativ in einem. Gerne werden sie zum Verzieren vom Salaten oder Süßspeisen genommen.
Hornveilchen sind essbar und dekorativ in einem. Gerne werden sie zum Verzieren vom Salaten oder Süßspeisen genommen. Foto: Christin Klose
Hornveilchen sind essbar und dekorativ in einem. Gerne werden sie zum Verzieren vom Salaten oder Süßspeisen genommen.
Foto: Christin Klose

Überhaupt, so Schwester Amadea, sind Hornveilchen dankbare Frühlingsblumen. Ob als Rabattenbepflanzung im Garten, im Kübel vor der Haustür oder auf Gräbern - die farbintensiven Winzlinge zeichnen sich durch Robustheit aus. Und durch Blühfreudigkeit: Fühlen sie sich wohl, dann erfreuen sie das Auge mit ihren strahlenden Blau-, Gelb-, Orange- und Lilatönen bis in den Frühsommer hinein.

Der Tipp

Egal ob knallrot, orange, gelb, violett oder blau: Hornveilchen sind nicht nur im Gartenbeet, Blumenkübel oder auf Gräbern dekorative Hingucker. Da ihre Blüten essbar sind, taugen sie auch zum Garnieren von Salaten oder Süßspeisen. Denn das Auge isst ja bekanntlich mit. (ekü)

Doch, was heißt eigentlich wohlfühlen? »Hornveilchen benötigen durchlässige Böden«, erklärt die Marktbeschickerin. Staunässe vertragen die kleinen Farbprotze demnach nicht; und ein bissle düngen kann niemals schaden. Was das betrifft, schwört Schwester Amadea auf Hornmehl. »Einmal im Frühling ausgebracht«, macht das Zeug einen guten Job. Nachdüngen unnötig, Überdüngen ausgeschlossen.

Floristikkurse in Reicheneck

Während ein paar knallrote Primeln und Schachbrettblumen den Besitzer wechseln, erzählt Schwester Amadea, dass die Dettinger Blumenmönche die vergangenen Wochen dazu genutzt haben ihre Dependance auf Reichenecker Markung (Seewiesen Gewand 1) auszubauen. Hier bieten sie zwischenzeitlich Floristikkurse an und haben die Öffnungszeiten verändert. Der zentrale Abholverkauf für größere Mengen läuft nun montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr. Auch nach Vereinbarung, können Pflanzen erworben werden. »Wir sind ja eh’ da«, so Schwester Amadea.

Bei Temperaturen um acht Grad blühen  Osterglocken, Hornveilchen, Ranunkeln und Traubenhyazinthen allmählich auf und künden vom
Bei Temperaturen um acht Grad blühen Osterglocken, Hornveilchen, Ranunkeln und Traubenhyazinthen allmählich auf und künden vom Frühling. Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Bei Temperaturen um acht Grad blühen Osterglocken, Hornveilchen, Ranunkeln und Traubenhyazinthen allmählich auf und künden vom Frühling.
Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Doch zurück zu den Hornveilchen, die umso langlebiger sind, je größer der genetische Anteil ihrer wilden Vorfahren ist und an deren verzweigten Stielen sich bis in den Mai hinein immer wieder neue Blüten mit kleinen Spornen entfalten. Letztere - die winzigen Hörnchen - sind es, die den Veilchen zu ihrem Namenszusatz verholfen haben.

Hornveilchen sähen sich oft selbst aus

Ach ja, wenn die genetische Disposition vorhanden ist, dann sähen sich Hornveilchen sogar selbstständig aus. Während der gesamten Blütezeit bilden die bunten Frühlingsboten nämlich Miniatur-Kapselfrüchte aus, die heranreifen, aufplatzen und - vom Winde verweht - andernorts für »Nachwuchs« sorgen. Wer diesen Ausbreitungsdrang stoppen möchte, dem empfehlen die Blumenmönche, rechtzeitig alle verwelkten Blütenstände zu entfernen. (GEA)