REUTLINGEN-OHMENHAUSEN. Die Abstimmung über den Entwurf zum Flächennutzungsplan ist bei den meisten Bezirksgemeinden über die Bühne. Als vorletzte waren die Ohmenhäuser dran, die in ihrer jüngsten Sitzung dem Entwicklungskonzept zustimmten. Dagegen waren nur die beiden Grünen-Räte Helmer Malthaner und Manfred Salzbrunn. »Bauflächen ja – aber nicht um jeden Preis«, so der Tenor.
Roman Wörner vom Amt für Stadtentwicklung und Vermessung skizzierte noch einmal die Eckpunkte des Reutlinger Entwicklungskonzepts für den Flächennutzungsplan. Die Stadt muss, wie vom Land gefordert, anders als im gültigen Flächennutzungsplan Wohnbauflächen im Außenbereich um 40 Prozent reduzieren, Zielvorgabe sind 88 Hektar. »Schonender Flächenumgang« heißt das übergeordnete Motto, der Fokus soll künftig auf der Innenentwicklung liegen. Der Flächennutzungsplan, stellte Wörner mehrfach klar, ist eine Vorgabe für die Stadt, aus der sich noch lange kein Baurecht ableiten lässt. Dafür muss die Stadt erst Bebauungspläne aufstellen.
Die Wohnbauflächen im Außenbereich waren 2020 schon einmal kräftig abgespeckt worden. Bei drei Klausurtagungen in diesem Jahr, an denen auch Vertreter der Bezirksgemeinden beteiligt waren, wurde die Flächenauswahl noch einmal überarbeitet. Für Ohmenhausen ergaben sich nur kleinere Änderungen. Das für Wohnen vorgesehene Gebiet Öläcker wurde schon 2020 von 10 auf 1,2 Hektar reduziert, weil es sich um eine ökologisch hochwertige Fläche mit Streuobstwiesen, geschützten Arten und einer Kaltluftschneise handelt. Jetzt kommt eine Begrenzung auf die schon erschlossenen Bereiche neu dazu.
»Bonwolf« neu dabei
Die ebenfalls als Wohnfläche vorgesehenen Balthartwiesen wurden von 2,8 auf 2,7 Hektar verkleinert. Zuwachs von 3,3 auf 3,8 Hektar soll es bei den Hartwiesen geben, die ursprünglich für Gewerbe, jetzt aber als gemischtes Gebiet, also auch für Wohnen, in den Nutzungsplan aufgenommen werden sollen – »auch mit Blick auf die geplante Regionalstadtbahn«, erklärte Wörner. Die Gewerbefläche Mahdach bleibt wie gehabt mit 2,3 Hektar im Plan. Als Entwicklungsfläche neu aufgenommen wird mit 2,7 Hektar wie von Ohmenhausen vorgeschlagen das Gebiet Bonwolf.
Die Ausweisung solcher Reserveflächen sei enorm wichtig für Ohmenhausen, sagte Werner Koch. Zum einen, weil es innerorts kaum noch Baulücken gebe, zum anderen, weil niemand wisse, wie sich die Hochwassersituation auf die Erschließung der Balthartwiesen auswirke. Es wäre gut, wenn der Ort auf diese Flächen auch zurückgreifen könne. Die Entwicklungsflächen, stellte aber Wörner klar, seien als »gesamtstädtischer Pool« zu verstehen.
Er sehe die potenziellen Wohnflächen Öläcker und Balthartwiesen inzwischen »deutlich kritischer«, sagte Helmer Malthaner, der 2020 dem Flächennutzungsplan noch zugestimmt hatte. »Die Welt hat sich weiter gedreht.« Das Öläcker-Gebiet sei eine wichtige Frischluftschneise, Naturschutz gehe vor Bebauung. Und die Balthartwiesen hätten sich bei den Starkregenereignissen im vergangenen Jahr als wichtige Überschwemmungsfläche erwiesen. »Für mich wäre wichtig, an der Stelle nicht Wachstum über alles zu stellen.«
Martin Graziotti hielt dagegen, dass sich mit den beiden potenziellen Wohnflächen die Chance biete, junge Ohmenhäuser im Ort zu halten. »Wir haben sonst halt keine großartigen Flächen mehr.« Und wie Werner Koch wies er darauf hin, dass das Gebiet Öläcker schon heftig verkleinert worden sei. Gebaut werden soll dort entlang der Mahdachstraße – ein Schulweg, gab Manfred Salzbrunn zu bedenken, mit hohem Verkehrsaufkommen. »Ich sehe da viele Probleme außer der Frischluftschneise.« Wie Helmer Malthaner wies er auf die Hochwasserproblematik bei den Balthartwiesen hin, auch in diesem Punkt sei die Vorlage »sehr, sehr fragwürdig«. Und junge Familien wanderten studien- oder berufsbedingt ab 20 Jahren ohnehin ab.
Das übrige Gremium teilte die Bedenken offenbar nicht, bis auf Helmer Malthaner und Manfred Salzbrunn stimmten alle der Vorlage zu. (GEA)