Logo
Aktuell Großeinsatz

Feuerwehr kämpft in Reutlingen 13 Stunden lang gegen die Flammen

Der Brand einer Lagerhalle sorgt für einen Millionenschaden. Die gigantische Rauchsäule über Reutlingen ist kilometerweit zu sehen. Feuerwehren aus Reutlingen und Region sind im Dauereinsatz.

Das Feuer sorgt für eine enorme Rauchentwicklung.
Das Feuer sorgt für eine enorme Rauchentwicklung. Foto: Frank Pieth
Das Feuer sorgt für eine enorme Rauchentwicklung.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Die Nachricht verbreitet sich, als halb Reutlingen noch schläft: Im Gewerbepark Achalm steht eine Lagerhalle in Flammen, beißender Rauch breitet sich über der Stadt aus. Mehr als 200 Helfer sind vor Ort, ein Feuerwehrmann verletzt sich leicht. Der Sachschaden geht in die Millionen, die Brandursache bleibt unklar. Rückblick auf einen Großeinsatz.

- Löscharbeiten

In der Nacht auf Dienstag löst die Brandmeldeanlage Alarm bei der Feuerwehr aus. Gleichzeitig erreichen mehrere Notrufe die Integrierte Leitstelle. Als die Feuerwehr am Brandort eintrifft, steht die Lagerhalle bereits in Flammen. »Es muss eine massive, schnelle Brandentwicklung gewesen sein«, sagt Reutlingens Feuerwehrkommandant Stefan Hermann. Der Gewerbepark sei in mehrere Abschnitte unterteilt. Mithilfe von Riegelstellungen verhindern die Einsatzkräfte, dass sich das Feuer weiter ausbreitet. »Benachbarte Grundstücke und Gebäude wurden nicht in Mitleidenschaft gezogen. Das ist ein Erfolg«, sagt Hermann gegen 9.30 Uhr.

Die Lage ist zu diesem Zeitpunkt zwar unter Kontrolle, vorbei ist der Einsatz da aber noch lange nicht. »Das Gebäude ist komplex. Wir kommen schwer an die Brandherde heran«, sagt der Feuerwehrkommandant. Um die Mittagszeit werden dann einzelne Kräfte abgezogen, Entwarnung gibt die Feuerwehr jedoch erst am frühen Abend: Mehr als 13 Stunden nach Beginn des Einsatzes ist das Feuer komplett gelöscht, zur Sicherheit bleibt eine Brandwache über Nacht vor Ort .

- Brandort

Der Großbrand bricht im Gewerbepark Achalm im Industriegebiet In Laisen in einer großen Halle aus. Dort lagern nach Auskunft der Stadtverwaltung Textilien, Kunststoffe und Akkus. In dem zweigeschössigen Komplex sind unter anderem Sportartikelhersteller Reusch und das Kärcher-Center Pflüma untergebracht. Das Nachrichtenportal 7aktuell schreibt, der Brand sei bei Reusch ausgebrochen. Anschließend sei das »Kärcher Center mit vielen Geräten aus dem Kärcher-Sortiment« vollständig ausgebrannt. Eine Bestätigung von offizieller Seite bleibt bis Redaktionsschluss aus.

- Rauchsäule

Sie reicht mehr als 150 Meter hoch in den Himmel und ist kilometerweit zu sehen: die gigantische Rauchsäule über dem Industriegebiet In Laisen. Im Reutlinger Stadtgebiet ist die Sicht am Morgen merklich getrübt. Je näher man dem Brandort kommt, umso unangenehmer riecht es, und umso schwerer fällt das Atmen. Gegen 7 Uhr rät die Feuerwehr über die Warn-App NINA und lokale Radiosender, Türen und Fenster geschlossen zu halten, Lüftungen und Klimaanlagen abzuschalten und das Gebiet zu meiden.

Durch das Löschen kühlt der Brand am späten Vormittag ab, weshalb der Qualm nicht mehr nach oben wegziehen kann und zudem wetterbedingt nach unten gedrückt wird. »Der Rauch ist zwar wahrnehmbar, es besteht aber keine akute Gefahr für die Gesundheit. Wir machen Messungen an der Einsatzstelle und in der weiteren Umgebung, um da sicherzugehen«, versichert Stefan Hermann.

- Infrastruktur

Die Straßen um den Brandort sind für die Dauer des Großeinsatzes gesperrt. Konkret betroffen ist das Gebiet zwischen Siemensstraße, Am Heilbrunnen, Birnenweg und In Laisen. Das führt an der Kreuzung am Neubau des Landratsamts zwischenzeitlich zu Verkehrsbehinderungen. Der große Edeka-Supermarkt darf erst verspätet und nach Begehung durch Marktleitung und die Feuerwehr öffnen, die Eni-Tankstelle bleibt geschlossen, eine Arztpraxis muss sämtliche Termine absagen und Patienten nach Hause schicken .

- Verletzter und Sachschaden

Bei den Löscharbeiten verletzt sich ein Feuerwehrmann leicht und wird vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. Darüber hinaus hat Stefan Hermann gute Nachrichten: »Wir können davon ausgehen, dass niemand im Gebäude war, als das Feuer ausgebrochen ist.« Das hätten auch die Gebäudebetreiber bestätigt. Der Sachschaden kann noch nicht abschließend beziffert werden, dürfte laut Polizei jedoch mehrere Millionen Euro betragen.

- Einsatzkräfte

Der Großbrand fordert nahezu alle Kräfte der Reutlinger Feuerwehr. »Wir haben noch wenige Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, die in den Wachen oder zu Hause für weitere Einsätze bereitstehen«, sagt Stefan Hermann. Man werde außerdem von den Feuerwehren Pfullingen und Eningen unterstützt. »Die Bosch-Werkfeuerwehr hilft mit ihrer Drohneneinheit, sodass man die Einsatzstelle von oben im Blick behalten kann.« Zwischenzeitlich sind mehr als 200 Einsatzkräfte vor Ort, darunter 178 von der Feuerwehr, 14 vom Rettungsdienst, zahlreiche Polizisten sowie Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) und der Malteser. Außerdem sind 51 Fahrzeuge sowie ein Polizeihubschrauber im Einsatz.

- Politiker vor Ort

Reutlingens Landrat Ulrich Fiedler, Finanz- und Wirtschafts-Bürgermeister Roland Wintzen sowie Oberbürgermeister Thomas Keck eilen zum Brandort. Der OB beobachtet die Löscharbeiten, spricht mit den Feuerwehrleuten und dankt den Helfern für ihren Einsatz. »Man kann Respekt bekommen vor so einem Ereignis, wenn man sieht, wie so eine Halle von innen nach außen durchbrennt. Respekt auch vor denen, die da immer wieder reingehen«, sagt Keck und ergänzt: »Im Vordergrund steht die Erleichterung, dass es keine Personenschäden gibt. Ich bin sehr erleichtert, dass trotz der Rauchentwicklung keine Gefahr für Leib und Leben besteht.« Er später wird bekannt, dass ein Feuerwehrmann leicht verletzt ins Krankenhaus muss.

- Brandursache

Die Brandursache ist nach Auskunft der Reutlinger Polizei noch komplett unklar. Man könne noch nicht einmal genau lokalisieren, wo das Feuer ausgebrochen ist. Bevor das Gebäude zu Ermittlungszwecken betreten werden kann, müsse es zunächst gesichert werden. Wann das genau passiert, sei noch offen. (GEA)