REUTLINGEN. Die Stadtverwaltung Reutlingen hat es vor der EM-Begegnung zwischen Deutschland und Ungarn am Mittwoch noch einmal deutlich gesagt: »Eigentlich sind ja Autokorsos nicht erlaubt.« Soll heißen: Wenn es doch welche in Reutlingen gibt und hupende Autokolonnen mit Fans im Torjubel auf den Straßen unterwegs sind, dann nur, weil Polizei und Ordnungsamt sozusagen beide ein Auge zudrücken. Nur ausarten dürfen die Jubelfeiern eben nicht. Generell gilt die Faustregel: Nicht übertreiben.
Für alle Fußballfans zunächst einmal erfreulich: Fahnen, Flaggen, Spiegelwärmer und sonstiges Deko-Material am Auto sind grundsätzlich erlaubt und können ohne Probleme am Fahrzeug befestigt werden. Es sollte allerdings darauf geachtet werden, dass »Sicht und Gehör« des Fahrers nicht eingeschränkt werden. Schlecht wäre, wenn sich die XXXL-Fahne während der Fahrt ausgerechnet um den Kopf des Fahrers wickelt oder die Windschutzscheibe so zudeckt, dass er nichts mehr sehen kann.
»Die Polizei wird durch verkehrslenkende Maßnahmen einen Autokorso der feiernden Fans zulassen und verhindern, dass sich Fahrzeug- und Fußgängerverkehr gefährlich nahe kommen«, teilte das Polizeipräsidium Reutlingen mit.
Anschnallpflicht, Verkehrszeichen und Ampeln müssen laut ADAC unbedingt beachtet werden. Das Herauslehnen aus dem Fenster oder Schiebedach ist nicht nur verboten, sondern auch gefährlich. Gleiches gilt für eine Mitfahrt im offenen Kofferraum, auf der Motorhaube oder auf dem Dach. Wer sich zu solch leichtsinnigen Aktionen hinreißen lässt, kann schon bei niedrigen Geschwindigkeiten beim Bremsen aus dem Auto stürzen und sich schwer verletzen. Drogen und Alkohol am Steuer sind und bleiben bei aller Euphorie grundsätzlich verboten.
Polizei wird verstärkt vor Ort sein
Die Polizei wird, wie auch bei den jüngsten Fanfeiern nach dem Sieg des deutschen Teams gegen Portugal, verstärkt vor Ort sein und das Geschehen beobachten. Sie behält sich vor, auch situationsbedingt einzugreifen falls es doch »zu heftig« wird. Auch die Sperrung der Karlsstraße ist dabei nicht völlig ausgeschlossen. »Wir werden der Polizei ausreichend Absperrmaterial zur Verfügung stellen«, hieß es dazu aus dem Reutlinger Rathaus. Die Reutlinger Polizei teilte dem GEA mit: »Die Polizei muss hier mit Augenmaß vorgehen, in erster Linie den Dialog mit den Feiernden suchen, und an deren Einsichtsfähigkeit sowie Vernunft angesichts der aktuellen Situation appellieren.«
Auch die Einhaltung der weiterhin geltenden Corona-Regeln gehört zum Aufgabengebiet der Polizei, selbst bei den Fanfeiern: »In Anbetracht der hohen Teilnehmerzahl und anderweitiger im Einsatz zu bewältigender Aufgaben kann jedoch nicht an jeden einzelnen Fan, der einen möglichen Verstoß begangen hat, herangetreten werden«, so Polizeisprecher Michael Schaal.
Laut Ordnungsamt sollte bei den Fanfeiern auch daran gedacht werden, dass diese irgendwann auch zu einem Ende kommen sollten, »(...) weil die Anwohner der entsprechenden Straßen irgendwann ja zu ihrer verdienten Nachtruhe kommen sollten«, hieß es.
Vor diesem ganzen Szenario steht aber eines noch aus: Die Fußball-Nationalmannschaft muss zunächst gegen Ungarn gewinnen. (GEA)