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Fachwerk für das »Glashaus« in der Oberamteistraße wächst

An der historischen Häuserzeile in der Oberamteistraße wird tüchtig gearbeitet. Das Richtfest für den Neubau ist noch im November geplant.

Das Fachwerk für den Neubau an der Oberamteistraße Nummer 34 ist schon ziemlich weit gediehen.
Das Fachwerk für den Neubau an der Oberamteistraße Nummer 34 ist schon ziemlich weit gediehen. Foto: Stephan Zenke
Das Fachwerk für den Neubau an der Oberamteistraße Nummer 34 ist schon ziemlich weit gediehen.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Hinter dem roten Bauzaun in der Oberamteistraße laufen die Bauarbeiten zur Sicherung der historischen Häuserzeile laut Stadt nach Plan. Wer über die Absperrung spickelt, sieht Zimmerer am Fachwerk des Neubaus mit der Hausnummer 34, die im Volksmund wegen seiner vorgesehenen transparenten Fassade längst als »Glashaus« bezeichnet wird. »Im Moment wird der Holzbau hochgezogen«, bestätigt Kathrin Berger als Leiterin des städtischen Gebäudemanagements die Beobachtung.

Am Werk sind Fachmänner der Firma Holzbau Amann aus Weilheim-Bannholz, die im September des vergangenen Jahres den Zuschlag für die Zimmerarbeiten zum Preis von rund 1,1 Millionen Euro erhalten haben. Insgesamt sind für alle Arbeiten an der Häuserzeile zusammen 20 Millionen Euro angesetzt, wie zum Baubeginn im November 2023 gesagt wurde. Gerechnet wird mit 7,6 Millionen Euro Zuschüssen von Bund und Land. Wird es bei dieser Kalkulation bleiben?

»Liegen noch im finanziellen Rahmen«

»Dass Baupreissteigerungen da sind, wissen wir«, erklärt Kathrin Berger, »wir liegen momentan noch im finanziellen Rahmen«. Was da genau an Mehraufwand auf die Stadt zukomme, »das lässt sich momentan schwer kalkulieren«. Denn gearbeitet wird eben auch im Altbestand, dessen Mängel wie eine Wundertüte für Handwerker sind. Im Neubau verbaut wird im Moment Weißtannenholz für ein Holztragwerk, über das die Stadt Reutlingen ins Schwärmen gerät, denn es soll die bestehenden Altbauten aufrecht halten: »Der enthaltene Stützbock ist zur Außenwand des Bestandsgebäudes Oberamteistraße 32 hin maßgeschneidert und Material-gleich. Dadurch entstehen keine Spannungen und die Konstruktion bewegt sich harmonisch im Temperaturverlauf des Jahres.« Dazu wird das Fachwerk, erklärt Berger, von der Höhe her mit den anderen Gebäuden abschließen. Wer so hoch hinaus will, benötigt entsprechende Ausrüstung.

Blick über den Bauzaun: Zu sehen sind in der Oberamteistraße gelagerte Holzbalken und im Hintergrund der für die Arbeiten nötige
Blick über den Bauzaun im Oktober 2024: Zu sehen sind in der Oberamteistraße gelagerte Holzbalken und im Hintergrund der für die Arbeiten nötige Kran. Foto: Stephan Zenke
Blick über den Bauzaun im Oktober 2024: Zu sehen sind in der Oberamteistraße gelagerte Holzbalken und im Hintergrund der für die Arbeiten nötige Kran.
Foto: Stephan Zenke

Zum Gerüst gesellt sich daher unverzichtbar ein Kran. Deswegen ist die Oberamteistraße derzeit komplett gesperrt. Nicht mal Fußgänger kommen durch, und das wird laut der Leiterin des Gebäudemanagements noch eine Weile so bleiben. »Um die Glasziegel anbringen zu können, muss auf das Fachwerk eine Holzbelattung gebaut werden. Im Januar des kommenden Jahres folgen die Glasziegel. Die sind schon fertig, werden demnächst angeliefert«, erklärt Berger. Die Glas-Biberschwanzziegel für Dach und Fassaden des Neubaus werden in Passavant-la-Rochère in Frankreich beim renommierten Hersteller La Rochère hergestellt. Ab März 2025 könnte wieder ein Durchgang für Passanten möglich werden. Autofahrer müssen wohl bis zum Abschluss sämtlicher Arbeiten bis 2026 warten.

Es ist also einiges los an einem besonders geschichtsträchtigen Ort. Die historische Häuserzeile Oberamteistraße 28–32 und der Keller des verschwundenen »Steinernen Hauses« auf dem Grundstück Nr. 34 gehören zum ältesten Baubestand der ehemaligen freien Reichsstadt Reutlingen. Sie zählen zu den ältesten Häuserzeilen Süddeutschlands - und es hat eine kleine Ewigkeit gedauert, bis mit ihrer Sicherung begonnen wurde.

Auch vom Heimatmuseum her ist momentan kein Durchkommen in der Oberamteistraße.
Auch vom Heimatmuseum her ist momentan kein Durchkommen in der Oberamteistraße. Foto: Stephan Zenke
Auch vom Heimatmuseum her ist momentan kein Durchkommen in der Oberamteistraße.
Foto: Stephan Zenke

Der Abriss der Nummer 34 im Jahre 1972 stellte sich als Desaster für die uralten Nachbarhäuser heraus. Die zunehmende Schieflage konnte von Passanten beobachtet werden, ebenso eine stützende Hilfskonstruktion. Erst 2018 fiel mit einem Realisierungswettbewerb der Startschuss für die Sanierung und einen politisch umstrittenen Neubau, der als Museumsforum ein Ort der Begegnung werden soll. Insgesamt liegt das Projekt laut Berger im Zeitplan. Eine zweiwöchige Verzögerung durch Lieferschwierigkeiten von Holz für den Aufzugsschacht werde man durch mehr Handwerker auf der Baustelle ausbügeln. Das nächste wesentliche Datum soll das Richtfest am Mittwoch, 13. November sein. Zum Projekt hat die Stadt umfangreiche Sonderseiten ins Internet gestellt. Dort lässt sich auch die lesenswerte Broschüre »Vergangenheit trifft Zukunft: Die historische Häuserzeile Oberamteistraße« herunterladen. (GEA)
https://www.reutlingen.de/oberamteistrasse