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Aktuell Ehrung

Fürs Schwäbische: Wilhelm König erhält in Reutlingen Staufermedaille in Gold

»Der Dialekt muss weder versteckt noch verschwiegen werden, sondern ist ein eigener Kosmos«, sagte Reutlingens  Oberbürgermeister Thomas Keck in seiner Laudatio. Im Namen von Landesvater Winfried Kretschmann verlieh er Wilhelm König für seine vielfältigen Verdienste um das Schwäbische die Staufermedaille in Gold.

Wilhelm König erhielt von Oberbürgermeister Thomas Keck die Staufermedaille in Gold.
Wilhelm König erhielt von Oberbürgermeister Thomas Keck die Staufermedaille in Gold. Foto: Gabriele Böhm
Wilhelm König erhielt von Oberbürgermeister Thomas Keck die Staufermedaille in Gold.
Foto: Gabriele Böhm

REUTLINGEN. Wilhelm König ist der Erste im Landkreis Reutlingen, der mit der Staufermedaille in Gold ausgezeichnet wurde. Am Samstag erhielt er die besondere Ehrung, die seit 1977 jährlich nur zwei- bis dreimal vom Ministerpräsidenten Baden-Württembergs zuerkannt wird, aus der Hand von Oberbürgermeister Thomas Keck. Gedichte, Lesungen, Gründung der Mundartgesellschaft, Initiierung der Mundartwochen, Aufbau der Mundartbibliothek, Herausgeber der »schwädds« – der fast 90-jährige Wilhelm König hat sich vielfältig um den schwäbischen Dialekt verdient gemacht und dies bereits zu einer Zeit, in der die Mundart teilweise regelrecht verpönt war.

Doch heute weiß man sie als Teil der heimatlichen Identität umso mehr zu schätzen, wie aus den Reden hervorging. König hatte bereits viele hochrangige Auszeichnungen wie das Bundesverdienstkreuz, den Ludwig-Uhland-Preis, die Heimatmedaille des Landes und die Verdienstmedaillen der Stadt Reutlingen und des Landkreises erhalten. Für die musikalische Umrahmung sorgte virtuos Matthias Zumbroich am Klavier. Vielfacher Dank ging auch an Hans-Joachim Neveling, der die Räume im City Hotel Fortuna kostenfrei zur Verfügung gestellt hatte.

Wilhelm König (Mitte mit seiner Ehefrau Manuela) erhielt die Staufermedaille in Gold. Gäste waren (von links) Landrat Dr. Ulrich
Wilhelm König (Mitte mit seiner Ehefrau Manuela) erhielt die Staufermedaille in Gold. Gäste waren (von links) Landrat Dr. Ulrich Fiedler, Dr. Raimund Schur, Klaus Tappeser, Prof. Dr. Jürgen Straub, Prof. Dr. Karin Schweizer, Jeanette Rzyski-Knab und Oberbürgermeister Thomas Keck. Foto: Gabriele Böhm
Wilhelm König (Mitte mit seiner Ehefrau Manuela) erhielt die Staufermedaille in Gold. Gäste waren (von links) Landrat Dr. Ulrich Fiedler, Dr. Raimund Schur, Klaus Tappeser, Prof. Dr. Jürgen Straub, Prof. Dr. Karin Schweizer, Jeanette Rzyski-Knab und Oberbürgermeister Thomas Keck.
Foto: Gabriele Böhm

Illustre Runde aus Familie, Freundeskreis, Politik, Kirche und Kultur - alle schwätzen Schwäbisch

Hier begrüßte Jeanette Rzyski-Knab, Erste Vorsitzende der Mundartgesellschaft Württemberg, eine »illustre Runde«. Verwandte und Freunde des Geehrten waren gekommen, Vertreter von Politik, Kirche und Kultur. »Wir alle freuen uns für dich und mit dir«, sagte Rzyski-Knab. Stadtrat und Mitglied der Mundartgesellschaft Prof. Dr. Jürgen Straub erinnerte an viele schöne Veranstaltungen, die man gemeinsam erlebt habe. Großen Beifall und Bravorufe gab es auch für Straubs Würdigung von Königs Ehefrau Manuela, die ihn »immer zu 200 Prozent unterstützt« habe.

»Ich habe alles mit Herzblut gemacht«, sagte sie. Straub war es auch, der eine besondere Ehrung von Königs Lebenswerk angeregt hatte. »Dabei herausgekommen ist die Staufermedaille in Gold«, sagte er. Die Mundartbibliothek habe inzwischen in der Bibliothek der Pädagogischen Hochschule Weingarten eine neue Bleibe gefunden und sei dort öffentlich zugänglich. Hierfür dankte Straub der Rektorin Prof. Dr. Karin Schweizer, die unter den Gästen war. »Sie hätten ebenfalls eine Medaille verdient«, sagte später Regierungspräsident Klaus Tappeser.

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Wilhelm König hat jetzt in Reutlingen die Staufermedaille in Gold erhalten, weil er sich um den schwäbischen Dialekt verdient gemacht hat und dies bereits zu einer Zeit, in der die Mundart teilweise regelrecht verpönt war.

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Bravorufe gab es auch für den Pianisten Zumbroich, der das Volkslied »Am Brunnen vor dem Tore« neu und jazzig arrangiert hatte. Damit nahm er Bezug auf die Linde, die 2013 zu Ehren Königs am Ermsufer in Dettingen gepflanzt wurde. »Das Lied mit drängenden, hartnäckigen, nachdenklichen und zurückhaltenden Passagen passt genau zu Wilhelm König«, so Tappeser, der wie alle anderen im Dialekt sprach. Als Regierungspräsident sei er Schirmherr des AK Heimatpflege, der Mundart, Trachten und Musik vereinige. »Heimat ist keine Deutschtümelei, sondern Grundlage der eigenen Identität. Wenn man weltoffen sein will und andere Menschen aufnehmen, muss man wissen, woher man selbst kommt.«

Nach Staufer-Vorbild als Europäer zusammenstehen

Die Staufer seien im Mittelalter ein schwäbisches Herzogsgeschlecht gewesen, aber hätten auch bereits die europäische Zusammenarbeit entdeckt. »Auch aktuell müssen wir als Europäer zusammenstehen.« Tappeser dankte König, der die »Eleganz des schwäbischen Dialekts« gezeigt habe, und auch Dominik »Dodokay« Kuhn für die sprachliche Weiterentwicklung des Dialekts.

Regierungspräsident Klaus Tappeser im Gespräch mit Dekan Hermann Friedl und Dodokay Dominik Kuhn, der als moderner Weiterentwick
Regierungspräsident Klaus Tappeser im Gespräch mit Dekan Hermann Friedl und Dominik Kuhn alias Dodokay, der als moderner Weiterentwickler des Schwäbischen gewürdigt wurde. Foto: Gabriele Böhm
Regierungspräsident Klaus Tappeser im Gespräch mit Dekan Hermann Friedl und Dominik Kuhn alias Dodokay, der als moderner Weiterentwickler des Schwäbischen gewürdigt wurde.
Foto: Gabriele Böhm

»Sie sind bis heute ein aktiver Repräsentant der Mundart«, sagte Landrat Dr. Ulrich Fiedler. Sprachen seien Inbegriff der Heimat, der Dialekt sei demokratiestiftend und -stützend. Da er allmählich aus dem Alltag verschwinde, seien Menschen wie Wilhelm König besonders wichtig.

Witz, Heiterkeit und Reflexion in die Stadt gebracht

Keck dankte in seiner Laudatio dem »Mundartkönig«. Die Medaille werde in Reutlingen als einer Stauferstadt übergeben, da Friedrich Barbarossa (1122 - 1190) dem Ort das Marktrecht verliehen habe. König habe durch seine Veranstaltungen auch viele Sänger und Kabarettisten nach Reutlingen geholt. »Wie viel Witz, Heiterkeit und Reflexion kam dadurch in die Stadt!« Auch als Autor habe König, gelernter Schreiner und Technischer Zeichner, sich verdient gemacht. »Allein 71 Werke von ihm stehen in der Stadtbücherei.« Das Engagement habe weit ins Ländle hinausgestrahlt. Der Dialekt müsse nicht »versteckt oder verschwiegen« werden. Er sei »ein eigener Kosmos«, denn Schwäbisch könne man nicht eins zu eins ins Hochdeutsche übersetzen.

König erinnerte an die großartige Stuttgarter Stauferausstellung 1977, die auch die Staufermedaille hervorbracht habe. »Ich hielt sie für mich als unerreichbar«, sagte er. »Die Verleihung heute macht mich sehr stolz«, sagte der Geehrte mit sichtlicher Rührung.

In seinen abschließenden Worten dankte der Zweite Vorsitzende der Mundartgesellschaft, Dr. Raimund Schur, noch einmal für Königs »beispiellose Hingabe«. (GEA)