REUTLINGEN. Schrille Kostüme, bunte Regenbogen-Fahnen, Trillerpfeifen und viel Sonne auf nackter Haut: Lesben und Schwule aus der ganzen Region gewährten am Samstagnachmittag bei der Jubiläumsparade zum ersten Reutlinger Christopher Street Day (CSD) tiefe Einblicke in ihre bunte Sicht der Welt. Mehr als tausend Menschen nahmen an dem Demonstrationszug teil und feierten anschließend auf dem Kulturplatz bei einer Kundgebung mit Hockete das Motto »Reutlingen ist BUNT«.
Die mehrstündige Veranstaltung, die von dem neu gegründeten Verein CSD Reutlingen e.V. ausgerichtet und organisiert wurde, sollte dazu beitragen, eine sonst nicht so in der Gesellschaft verankerte Offenheit gegenüber unterschiedlichen sexuellen Neigungen zu demonstrieren.
Und tatsächlich, nicht nur bei dem Demozug, der sich vom Listplatz beim Hauptbahnhof über die Metzgerstraße zur Marienkirche und von dort durch die Altstadt am Rathaus vorbei zum Bürgerpark bei der Stadthalle bewegte, gab es Schrilles zu erleben, auch bei der Kundgebung tummelten sich Menschen unterschiedlichster Couleur, angefangen vom »Normalo« über schwule und lesbische Paare bis hin zum Transvestiten mit eng anliegendem Minikleid.
Sie alle feierten ein gut gelauntes und ausgelassenes Happening, das seine Fortsetzung bei einer Hockete mit lauter Musik, Show-Act des Theaters Die Tonne sowie einer Drag-Show ebenfalls auf dem Kulturplatz fand. Die beiden Kontaktpersonen des CSD-Vereins, Sarah-Marie Süßmuth und Maximilian Berg, waren schlichtweg überwältigt, "dass so viele Menschen gekommen sind und damit ein starkes Symbol für Reutlingen ausgesendet haben", so Maximilian Berg: "Wir leben in populistischen Zeiten", sagte der Veranstalter bei der Kundgebung, dagegen müssen wir klare Kante zeigen, denn wir sind noch lange nicht am Ziel."
Solange man als queerer Mensch vor gewaltsamen Übergriffen Angst haben müsse, »werden wir weiter auf die Straße gehen«, betonte Sarah-Marie Süßmuth im Anschluss.
Weil die CSD-Veranstalter im Vorfeld zahlreichen Anfeindungen und Hasskommentaren in den Sozialen Medien ausgesetzt waren (der GEA berichtete), wies Maximilian Berg und weitere Redner der Kundgebung auf die Bedeutung der politischen Veranstaltung hin: »Genau deswegen ist es so relevant, dass es auch in Reutlingen einen CSD für die Rechte von queeren Menschen gibt«, betonte Berg und der Ex-Reutlinger und Journalist Janboris Rätz ergänzte: »Gerade im letzten Jahr haben Gewaltdelikte gegen queere Menschen stark zugenommen, umso wichtiger ist es, dass wir sichtbar sind.« (GEA)