REUTLINGEN. Die erste bilinguale (zweisprachige) Tiger-Kindertagesstätte für 18 Kleinkinder wurde nun auf dem Campus eröffnet. Fünf Jahre dauerte es, bis sich die Idee von Professorin Petra Groß-Krosche durchsetzte. Die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule merkte schon früh, dass für die Kinder der internationalen Mitarbeiter und Studenten eine mehrsprachige Betreuung fehlt.
»Wir haben 98 Nationen an unserer Hochschule vertreten«, sagte Dr. Jens Schröder, Kanzler der Hochschule, bei der Eröffnungsfeier. Daher sei eine solche Einrichtung wichtig, da den Mitarbeitern etwas geboten werden soll. Aber: »Die Organisation einer bilingualen Tagesstätte ist nicht ganz so trivial und auch die Räumlichkeiten nicht«, sagte er über den schleppenden Verlauf.
Kulturen kennenlernen
Daher brauchte es für die Gründung der Einrichtung sechs Partner: Reutlinger Tagesmütterverein, Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim, Hochschule Reutlingen, das Land Baden-Württemberg sowie Stadt und Landkreis. »Wir als Stadt wachsen weiter, dank der Hochschule und der Industrie«, erklärte Finanzbürgermeister Alexander Kreher. Daher habe auch die Stadt ein großes Interesse an dem Ausbau der Tagesstätten. Für Kinder und Familien gibt die Stadt jährlich 50 Millionen Euro aus. Sie werde auch dem Tigerduo etwa 30 000 Euro im Jahr zukommen lassen.
Das Konzept Tiger für die Kindertagesstätte stammt vom Reutlinger Tagesmütterverein und dem Kreisjugendamt. »Das ist ein Gewinnermodell«, sagte Jugendamtsleiter Reinhard Glazel zufrieden. »Das Studium wird immer internationaler«, berichtet auch Cornelia Lauster, Personalleiterin beim Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim. Skeptisch sei das Werk gewesen, ob Mitarbeiter für das Bilinguale (Englisch und Deutsch) gefunden werden.
»In den frühen Jahren lernen Kinder Sprachen schnell«, meinte Groß-Krosche und bezog sich auf die Erkenntnisse von Sprachwissenschaftlern. Aber auch das frühe Heranführen der Kinder an andere Kulturen ist ihr wichtig. Als sie erfuhr, dass ein Raum auf dem Campus frei wurde, meldete sich die Professorin vor Weihnachten schnell bei der Stadt. Der Gemeinderat erteilte seine Zustimmung. Seit April ist die bilinguale Kindertagesstätte fertig.
Für zwei Gruppen à neun Kinder ist ausreichend Platz. Zwei große, mit Holzmöbeln und Spielsachen ausgestattete lichtdurchflutete Gemeinschaftsräume sorgen für angenehme Atmosphäre. Die Einrichtung kommt zur richtigen Zeit: »Wir haben gerade eine Schwangerschaftswelle«, so der Kanzler. (mnk)