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Empörung über Parkgebühren am Reutlinger Bahnhof

Statt 125 Euro kostet das Parken am Bahnhof nun ein Vielfaches. Vor allem Berufspendler gehen dagegen auf die Barrikaden. Doch die Stadt verteidigt ihre Position, nachdem sie den Parkplatz statt mit der DB nun allein bewirtschaftet.

Am Reutlinger Bahnhof gibt es keine Park & Ride-Parkplätze mehr. Parken kostet Pendler nun deutlich mehr Geld, was viele erbost.
Am Reutlinger Bahnhof gibt es keine Park & Ride-Parkplätze mehr. Parken kostet Pendler nun deutlich mehr Geld, was viele erbost. Foto: Frank Pieth
Am Reutlinger Bahnhof gibt es keine Park & Ride-Parkplätze mehr. Parken kostet Pendler nun deutlich mehr Geld, was viele erbost.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Pendler aus Reutlingen beschweren sich über die Parksituation am Reutlinger Hauptbahnhof. Die hat sich mit dem Jahreswechsel geändert und belastet Autofahrer, die dort bislang auf dem Weg zur Arbeit ihren Wagen abgestellt haben. Nachdem die Deutsche Bahn (DB) dort ihr Park & Ride-Angebot einstellte, sehen sich vor allem Berufspendler vor erhebliche finanzielle Herausforderungen gestellt. Die Verantwortlichen, insbesondere Oberbürgermeister Thomas Keck, so fordern sie, sollten dafür schnell eine pendlerfreundliche Lösung finden.

Die Stadt bedauert und gibt den Schwarzen Peter weiter. Die DB habe diesen Service eingestellt. Zum Jahresende wurde eine entsprechende Vereinbarung mit der Stadt gekündigt. Auch wenn die Stadt das P&R-Konzept der Bahn begrüße, entspreche das Parken dort umgerechnet einer Tagesgebühr von weniger als 40 Cent. Angesichts der notwendigen Mobilitätswende im Zusammenhang mit dem Klimawandel könne »eine derartig hohe Subventionierung von attraktiven innerstädtischen Stellplätzen durch die Stadt« nicht befürwortet werden, erklärt die Pressestelle auf Nachfrage.

Tagesticket kostet jetzt acht Euro

So bleibt es dabei: »Seit 1. Januar ist der Erwerb von verbilligten Parktickets für den P&R-Parkplatz am Reutlinger Hauptbahnhof in Höhe der Bahnhofstraße über die Deutsche Bahn in Verbindung mit dem Erwerb einer Fahrkarte nicht mehr möglich.« Für den gebührenpflichtigen Parkplatz am Bahnhof mit seinen rund 220 Stellplätzen, der schon immer durch die Stadt Reutlingen betrieben wird, können ab sofort nur noch Parkscheine zum Normaltarif erworben werden, teilt Pressesprecherin Cordula Walleit weiter mit. Normaltarif heißt: 1,50 Euro pro Stunde; 8 Euro für ein Tagesparkticket beziehungsweise 48 Euro fürs Wochenparkticket. All dies kann an den entsprechenden Parkscheinautomaten erworben werden.

Mit ständig verbesserten Angeboten des städtischen Busverkehrs - dessen Hauptlinien sämtlich über den Hauptbahnhof geführt werden - gibt es nach Ansicht der Verantwortlichen bei der Stadtverwaltung Alternativen, um »auch ohne Nutzung eines Pkw ein durchgängiges ÖPNV-Angebot aus dem näheren Umfeld der Stadt Reutlingen zu nutzen«.

Pendler beklagen mangelnde Alternativen

Das sehen bisherige Nutzer des P&R-Parkplatzes anders. Ein GEA-Leser, der seit Jahren als Pendler nach Stuttgart den P&R-Parkplatz am Hauptbahnhof nutzt, fand den Preis von 125 Euro fürs Jahresparkticket fair. So konnte er »kosteneffizient und planbar« seinen Arbeitsweg gestalten. Nun habe er »als Berufspendler mit fünf Arbeitstagen pro Woche eine wöchentliche Belastung von 40 Euro und somit etwa 160 Euro monatlich«. Alternativ wurde ihm das Parkhaus gegenüber des Bahnhofs empfohlen. Das koste jedoch monatlich 98 Euro und damit 1.176 Euro im Jahr. Eine »exorbitante Preissteigerung«, findet Patrick Hirtz, »weder nachvollziehbar noch akzeptabel«.

Auch Jens Marquart aus dem Burgholz buchte bislang als Pendler Monatsparktickets am Bahnhof. »Obwohl der Parkplatz gut besucht war, fand man täglich einen Platz.« Nun sei es für ihn als berufstätigen Familienvater nicht mehr machbar, morgens das Kind mit dem Auto in den Kindergarten und anschließend mit dem Zug nach Stuttgart zur Arbeit zu fahren. Denn tägliche Innenstadtparktickets seien unbezahlbar. Gern würde er alternativ den Bus nehmen. »Eine Verbindung zum Kindergarten gibt es jedoch nicht mehr, da die Quartiersbusse abgeschafft wurden. Zum Laufen ist es aufgrund des Kindergartenplatzmangels zu weit.« Er fordert: »Die Stadt muss jetzt handeln und Monatsparktickets wieder einführen!«

Parken kostet Geld

Auch Hirtz meint, die Neuerung wirke abschreckend auf Pendler und mache Berufstätigen das Leben schwer. »Ich bin bereit, einen angemessenen Preis zu zahlen, auch wenn dieser höher als bisher ausfällt.« Aber er erwarte, dass die Stadt »eine pendlerfreundliche Lösung entwickelt, die fair und zumutbar ist«. Andere Bahnhöfe böten sogar kostenloses Parken an, um die Attraktivität für Pendler zu steigern.

Wobei die DB BahnPark GmbH selbst betont, auch ihre Parkeinrichtungen seien kostenpflichtig. Denn die Bereitstellung von Parkraum für ihre Kunden sei mit Kosten verbunden: Grundstückskosten, Verkehrssicherung, Reinigung, Winterdienst und Grünpflege. Daran würden Nutzer des Park&Ride-Service beteiligt. (GEA)