REUTLINGEN. An ihr erstes Treffen können die beiden sich noch genau erinnern: Maria Weinhold stand kurz vor ihrem letzten Schuljahr im Gymnasium als sie Günter Weinhold zum ersten Mal auf einem Gartenfest in der oberschlesischen Stadt Beuthen traf. Sie wollte schon mit ihrer jüngeren Schwester nach Hause gehen, als auf einmal ein schlanker und gutgekleideter Mann vor ihr stand und sie zum Tanz einlud. »Seit diesem Abend sind wir uns nicht mehr von der Seite gewichen«, erinnert sich Maria Weinhold. Sie konnte es kaum abwarten, ihrem Verlobten nach seinem Marinedienst an der Ostseeküste das Ja-Wort zu geben.
Am 12. März 1960 war es dann soweit. Damals schon wollte die Familie von Günter Weinhold in ihre alte Heimat Deutschland zurückkehren und so war er die treibende Kraft für ihre Übersiedlung. Über ihre ersten gemeinsamen Jahre sagt er scherzhaft: »Ich war mit zwei Frauen verheiratet; mit ihr und meiner Schwiegermutter«. 1976 kam das Ehepaar dann auf einen Tipp ihrer damaligen Nachbarin in Reutlingen an.
Nach kurzer Zeit zog die Familie für ein halbes Jahr nach Rottenburg, wo Günter Weinhold als Kranführer beschäftigt war. Dort hat er durch eine Quetschung am Fuß eine Thrombose erlitten und musste medizinisch behandelt werden. Für seine Frau Maria, die ihren Mann regelmäßig im Krankenhaus besuchte, war es ein Herzensanliegen wieder zurück nach Reutlingen zu ziehen. Auf eigene Faust fand sie nach vielen Absagen eine Wohnung im Reutlinger Norden, die sie seit nun 47 Jahren bewohnen.
Nochmal kräftig in die Tasten greifen
Maria Weinhold arbeitete zunächst als Verkäuferin beim Lebensmittelhändler Minimal, bevor sie eine Anstellung bei den Reutlinger Stadtwerken aufnahm. Sie arbeitete dort als medizinische Fachangestellte für die Bäderbetriebe. Dementsprechend glücklich ist sie, dass ihre beiden Kinder auch einen medizinischen Berufsweg eingeschlagen haben. Dabei war ihr sehr wichtig, dass diese auch polnisch lernten, während sie und ihr Mann ihr Deutsch aufbesserten. Auf ihre drei Enkel ist das Jubelpaar besonders stolz.
Zu ihrem 65. Hochzeitstag greift Maria Weinhold für ihre Gäste nochmal kräftig in die Tasten und spielt eine wohlklingende Melodie. Bereits mit neun Jahren fing sie an, Klavier zu spielen. In Reutlingen angekommen, wurde dann als Erstes eine Heimorgel angeschafft. Günter Weinhold hat sie mit seiner Gitarre und Gesang tatkräftig unterstützt. Die beiden sind fit, munter und sprühen nur so vor Lebensenergie. Auf medizinische Hilfe sind sie nicht angewiesen. Während er seit einem Schlaganfall ein wenig zurückhaltender ist, da er das Sprechen und Schreiben von Grund auf neu lernen musste, lachte und erzählte sie aufgeregt von ihren gemeinsamen Erlebnissen.
Schönstes Ehejubiläum
Ganz wichtig in ihrer Ehe war die Liebe füreinander und für die gemeinsame Familie. Es habe nicht immer Frieden in all den Jahren gegeben, aber am Ende hat man sich dann doch immer zum Guten geeinigt. Baubürgermeisterin Angela Weiskopf überreichte dem Hochzeitspaar einen Blumenstrauß und ein Täschchen für das leibliche Wohl. Im Gepäck war auch ein Schreiben vom Oberbürgermeister und eine Urkunde des Ministerpräsidenten. Die reihen sich ein in die Erinnerungen an die silberne und an die goldene Hochzeit, von denen sie einiges zu berichten haben. Die eiserne Hochzeit sei aber das schönste von allen Ehejubiläen, so Maria Weinhold.
Was sie sich für die Zukunft wünschen? Viel Gesundheit und dass sie weiterhin viel Kontakt zu ihren Kindern und Enkeln haben können, meint Maria Weinhold. Zum Abschied winken die beiden noch glücklich und zufrieden von ihrem Balkon (GEA).