Wie bringen Berufstätige die Anforderungen, die der Job und das Elternsein mit sich bringt, unter einen Hut? Wie gelingt es, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht als Problem, sondern als Chance und positive Tugend zu begreifen? Susanne Stutzmann, Barbara Krämer, Frieder Leube und Hartmut Ziegler vom Förderverein des Familienforums setzen sich seit Jahren mit diesen Fragen auseinander. Denn in der öffentlichen Diskussion werde das Thema Familie und Beruf noch viel zu oft als problembehaftet angesehen, anstatt sich die Frage zu stellen: Was gewinne ich durch Kinder und wie können Beruf und Kinderwunsch besser miteinander vereinbart werden.
Verzerrte Wahrnehmung
Frieder Leube bringt bei der Preisverleihung in den Räumlichkeiten der Firma Tisoware die verzerrte Wahrnehmung in der Öffentlichkeit auf den Punkt: »Man hat den Eindruck, wenn in Medien über das Thema Familie berichtet oder Familie in der Gesellschaft zum Thema wird, geht es vor allem um Probleme, um Schwierigkeiten«. Zahlen vom Allensbach-Institut zeigten, dass nur 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung meinen, der Zusammenhalt der Familien sei stark. »Dagegen glaubten 82 Prozent, in der eigenen Familie herrsche große Verbundenheit.« Mit dem Butzeles-Preis will der Förderverein dazu beitragen, dass in spätestens fünf Jahren Arbeitgeber ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fragen: »Was können wir für Sie tun, damit Sie Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren können?«Und so funktioniert der »ganz bewusst mit einem schwäbischen Begriff« ausgestattete Butzeles-Preis: Firmen aus dem Landkreis Reutlingen wurden über die Industrie- und Handelskammer und das Landratsamt angeschrieben und konnten dem Förderkreis bis zum 31. Januar melden, wie viele Kinder 2015 von Mitarbeitern ihres Unternehmens geboren wurden.
»Natürlich steigen wegen des Preises nicht die Geburtenraten in Reutlingen und wir haben auch nicht Massen von Meldungen erwartet«, erläutert Frieder Leube das Anliegen des Förderkreises, »uns geht es vor allem um die Öffentlichkeit für das Thema.«
Drei Kategorien
Da die Zahl der Neugeborenen jeweils in Relation zur Größe des Betriebs gesehen werden muss, wurden Preise in drei Kategorien vergeben. In der Kategorie eins konnten Susanne Neudeck und Andreas Nau von der Firma easySoft GmbH aus St. Johann einen Butzeles-Preis entgegen nehmen. Das Software-Unternehmen, das in Kürze nach Metzingen umzieht, konnte mit seinen 57 Mitarbeitern fünf Geburten vorweisen. In der mittleren Kategorie verzeichnete das Friedrich-List-Gymnasium unter seinen 75 Lehrkräften sieben Geburten. Konrektor Friedrich Walker nahm als Vertreter der Schule den kleinen Glaspokal entgegen.Bei den Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern machten schließlich die Reutlinger Kreiskliniken mit 63 Geburten bei 2 300 Lohn- und Gehaltsempfängern das Rennen als kinderreichster Arbeitgeber.
Nach der Preisverleihung wurden unter den Neugeborenen noch drei Kinder zum »Butzele des Jahres 2015« ausgelost. Ein kleiner Umtrunk und Musikeinlagen des 16-köpfigen Flötenensembles der Musikschule umrahmten die Preisverleihung. Über eine Fortsetzung in 2016 hat der Förderverein des Familienforums noch nicht entschieden. (GEA)