TÜBINGEN/REUTLINGEN. Seit dem 9. August vergangenen Jahres sitzt ein 21-jähriger marokkanischer Staatsbürger aus Reutlingen aufgrund von mutmaßlichem bewaffneten Handeltreiben von Betäubungsmitteln und Cannabis in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Stuttgart in Haft. Bei der Verhandlung im Tübinger Amtsgericht wurde der Angeklagte in Begleitung von zwei Polizisten in Handschellen in den Saal geführt. Verteidigt wird der 21-Jährige von den Rechtsanwälten Benjamin Fischer und Andreas Baier.
Staatsanwältin Nicole Luther wirft dem Angeklagten vor, Marihuana, Haschisch und Kokain verkauft zu haben. Am 8. August beschlagnahmte die Reutlinger Polizei rund elf Kilogramm Cannabis, sechs Gramm Kokain, 130 Tilidin-Tabletten und 5.000 Euro Bargeld in einer Wohnung in einem Reutlinger Teilort, zu welcher der gebürtige Marokkaner Zugang hatte. Bei der im Sofa des Wohnzimmers versteckten Ware entdeckte die Polizei außerdem einen Teleskopschlagstock, »der vermutlich zur Verteidigung der Betäubungsmittel genutzt wurde«, so Luther.
Zwei weitere Verdächtige flohen
Bei der Durchsuchung im August habe der Angeklagte versucht, durch das Toilettenfenster zu fliehen, als ihn die Polizei in Gewahrsam nahm. Zwei weitere Verdächtige konnten entkommen, berichtete ein Ermittler im Zeugenstand. Bei der Durchsuchung des 21-Jährigen seien 2.231 Euro Bargeld in Gewahrsam genommen worden. Laut Aussage des Zeugen, gab der Beschuldigte an, »die Wohnung würde einem Kumpel, der im Urlaub ist, gehören.« Dort konfiszierten die Behörden auch zwei Smartphones - ein weiteres und eine Schreckschusswaffe entdeckte die Polizei in der privaten Wohnung des mutmaßlichen Drogenhändlers.
Die Smartphones seien dann analysiert worden und offenbarten mehrere Chatverläufe, in denen der Angeklagte seinen Gesprächspartnern den Preis der Drogen mitgeteilt und ein Treffen initiiert habe, so der Ermittler. Für Details zu den Nachrichten sei er aber der falsche Ansprechpartner, »da ich die Analysen nicht durchgeführt habe.« Die hierfür zuständige Person werde bei einem Folgetermin vor Ort sein, merkte Richter Dirk Hornikel an. Auf Nachfrage des Verteidigers Andreas Beier konnte der Zeuge nicht sagen, ob und wie viel der konfiszierten Drogen dem Angeklagten gehörten: »Aufgrund der Nachrichten auf dem Handy können wir das nur vermuten«, sagte der Ermittler.
Im Gerichtssaal
Richter: Dirk Hornikel. Rechtsanwälte: Benjamin Fischer und Andreas Baier. Staatsanwältin: Nicole Luther. (ec)
Ermittlungen dauern an
Zur Identität der beiden Flüchtigen, die mit dem 21-Jährigen im August in der Wohnung waren, laufen die Ermittlungen noch. Einer der beiden soll bereits ausfindig gemacht worden sein, bei der zweiten Person »gibt es aktuell nur Vermutungen.« Zu den Vorwürfen äußerte sich der Angeklagte am ersten Verhandlungstag nicht. Die Verhandlungen werden am 19. Februar mit weiteren Zeugen fortgeführt. (GEA)