REUTLINGEN-BRONNWEILER. Seit der Eingemeindung, also seit 52 Jahren, wird nach den Worten von Friedel Kehrer-Schreiber, der Bezirksbürgermeisterin von Bronnweiler, schon darüber gesprochen, im Ort das Gebiet Riedwiesen an der Ortsausfahrt nach Gomaringen auf der linken Seite für Neubauten zu erschließen. Am Mittwochabend gab es eine erneute Informationsveranstaltung zu dem Thema, das Interesse war groß.
»Heute ist ja ganz Bronnweiler hier«, bemerkte Reutlingens Baubürgermeisterin Angela Weiskopf. Das stimmte nicht ganz, aber es waren immerhin 120 Interessierte in die Sporthalle gekommen. Zunächst betonte Weiskopf, dass mit dem Projekt nun die Chance bestehe, »den Ortseingang im Westen positiv zu gestalten«. Und auch die Möglichkeit, barrierefreies Generationenwohnen in dem Reutlinger Teilort zu ermöglichen. »Wir wollen mit Ihnen in den Dialog gehen«, betonte GWG-Geschäftsführer Lars Grüttner.
Wie das vor sich gehen könnte, das zeigte dann Stadtplaner Nicolas Pollich von der Project GmbH Esslingen auf: Zwei Mehrfamilienhäuser entlang der Straße könnten demnach entstehen, dahinter ein grüner Innenhof, darin nach einer Variante 2 fünf Reihenhäuser und am südlichen Ende sechs weitere Einfamilienhäuser.
In einer ersten Variante waren dort insgesamt 90 Wohneinheiten vorgesehen, nach Protesten sind laut Ulrich Wurster vom Stadtplanungsamt in der Variante 2 nur noch 77 Wohneinheiten übrig. Tiefgarage und Stellplätze inklusive – aber mit einem Stellplatzschlüssel von »nur« 1,25. Als Pollich zunächst gesagt hatte, dass ein Stellplatzschlüssel von 1,0 vorgesehen sei, wurde das mit höhnischem Gelächter quittiert. Pollich dazu: »Okay, damit habe ich gerechnet, wir sind deshalb auch auf 1,25 rauf.«
Gewerbegebiet im Anschluss
Thema war an diesem Abend auch ein Gewerbegebiet, das im Anschluss an das Projekt Riedwiesen entstehen soll. Dazu kam die Frage auf, ob Bronnweiler überhaupt ein Gewerbegebiet braucht. Die Stadt benötige dringend Flächen für Gewerbe und »das steht hier schon lange im Flächennutzungsplan drin«, so Ulrich Wurster vom Stadtplanungsamt. Aber: »Der Stadt gehört dort kein Krümel von dem Gebiet, da hätte doch zuerst mit den Eigentümern gesprochen werden müssen«, empörte sich Bezirksbürgermeisterin Kehrer-Schreiber auf Nachfrage. Völlige Ablehnung der Grundstückseigentümer sei also verständlich. »Sie fühlen sich völlig vor den Kopf gestoßen – da ist noch gar nichts in trockenen Tüchern«.
Völlige Ablehnung signalisierte an dem Abend auch der Bronnweiler Bürger Willi Neu: »200 bis 250 Neuzugänge, wie soll denn das funktionieren mit der Integration?« Themen wie ÖPNV und viel zu wenig Auto-Stellplätze seien zudem ungeklärte Themen. »Deshalb sage ich ganz klar ‚Nein‘ zu solch einer Bebauung«, sagte Willi Neu. Damit erntete er Beifall, aber es gab auch durchaus andere Stimmen – und zwar solche, die in der Bebauung und dem Zuzug oder auch im Umzug innerhalb des Orts eine Chance sehen. »Vielleicht gäbe es dann ja wieder einen Laden in Bronnweiler«, hieß es.
Bedarf an kleineren Wohnungen
Potenzial sei durchaus da, das sagte auch Kehrer-Schreiber: Ältere Häuslesbesitzer gebe es in Bronnweiler durchaus, die sich überlegen, in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Und auch einige jüngere Interessierte, die Bronnweiler verlassen haben, weil sie dort keine Wohnung fanden. Besonders ärgerte sich die Bezirksbürgermeisterin aber darüber, »dass die Diskussion an diesem Abend so abgewürgt wurde«. Gerade nachdem Willi Neu Stimmung gemacht hatte, »da hätten ja auch andere Stimmen gehört werden können«, so Kehrer-Schreiber.
Zum Teil wurde das nach den kleineren Diskussionsrunden an den Stellwänden nachgeholt, »aber da waren leider schon manche weg«. Kehrer-Schreibers Fazit dieses Abends: »Es ist da noch nichts in trockenen Tüchern, wir brauchen noch etwas, aber wir kriegen das hin, wenn es transparent und offen diskutiert wird.« Und immerhin hatte GWG-Chef Grüttner ja auch betont: »Wir entwickeln mit Ihnen zusammen das Baugebiet, das zu Ihnen passt.« (GEA)