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Aktuell Kinderbetreuung

»Direkteinstieg Kita«: Reutlingen sieht sich auf gutem Weg

Mit dem »Direkteinstieg Kita« ist die Stadt Reutlingen nun bereits im dritten Jahr auf Erfolgskurs. Für das beginnende Ausbildungsjahr ab September sind alle Direkteinstieg-Plätze besetzt. Sozialamtsleiter Joachim Haas zieht eine überaus positive Bilanz des landesweiten Projekts.

Die Stadt Reutlingen war von Beginn an beim Modellprojekt »Direkteinstieg Kita« dabei.
Foto: Oliver Boehmer
Foto: Oliver Boehmer

REUTLINGEN. Ein Pilotprojekt, das offensichtlich ankommt: Mit dem »Direkteinstieg Kita« konnten landesweit bislang 1.700 Azubis mit Lebens- und Berufserfahrung aus verschiedenen Branchen für eine Ausbildung in Kitas begeistert werden. Zukünftige Fachkräfte für die Kinderbetreuung, die dringend benötigt werden. Auch die Arbeitsagentur Reutlingen ist seit Projektstart im Jahr 2023 mit dabei und finanziert das Quereinsteiger-Projekt mit, wenn sich Arbeitgeber dazu bereit erklären, solche Ausbildungsangebote zu schaffen.

Einer der ersten Arbeitgeber, die damals vom Start an in das Projekt eingestiegen sind, ist die Stadt Reutlingen. Bereits 2023 bot sie fünf Ausbildungsplätze in städtischen Kindertagesstätten für Bewerber des »Direkteinstieg Kita« an. »Mehr durften wir damals nicht anbieten, weil das Ganze recht kurzfristig ins Leben gerufen worden war«, betont Sozialamtsleiter Joachim Haas.

Ein Jahr später waren es bereits elf, in diesem Jahr starten im September erneut zehn Quereinsteiger in Kinderbetreuungs-Einrichtungen der Stadt. Vom ersten Jahrgang der zweijährigen Ausbildung wurden vier Absolventen nun fest übernommen. Ab September seien alle Ausbildungsstellen, die für den »Direkteinstieg Kita« zur Verfügung stehen, besetzt, heißt es seitens der Stadt.

Respekt vor den Quereinsteigern

Im September starten beim städtischen Kita-Träger insgesamt 55 neue Azubis im gesamten pädagogischen Bereich. Dann bildet die Stadt, Stand September, 104 Azubis in den Kindertagesstätten aus. »Die Arbeitsagentur hat eine ganz tolle Sache gestartet«, betont Haas. »Es ist die Möglichkeit für gestandene Leute, sich nochmals zu qualifizieren.« Mitfinanziert wird das Ganze von der Agentur für Arbeit. »Aber«, so Haas, »ich kann sagen, dass wir als Stadt teilweise sogar auf die Finanzierung durch die Arbeitsagentur verzichten.«

In einer Stellungnahme der Stadt hierzu heißt es ausdrücklich, bei der Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber lege die Stadt den Fokus nicht auf die Förderung durch die Agentur für Arbeit, »sondern auf die persönlichen Qualifikationen und die Motivation der Bewerbenden«. Daher stelle die Stadt Reutlingen auch unabhängig von einer Förderung ein, »obwohl dies für uns mit höheren Kosten verbunden ist«. Gleichzeitig gewinne man dadurch hochmotiviertes und qualifiziertes Personal.

Da die Zahl der Bewerbungen die Zahl der Ausbildungsplätze übersteigt, kann sich die Stadt die Leute sogar aussuchen. Allesamt gute Bewerber, so Haas, die eine fachfremde Ausbildung und mehrere Jahre Berufserfahrung aufweisen können. Zwei der Voraussetzungen, um sich beim »Direkteinstieg Kita« zu bewerben. Ohnehin habe er Respekt vor diesen Quereinsteigern, die mit 30 oder 40 Jahren nochmals eine Ausbildung anpacken. »In der Summe haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht«, betont Haas. Dass das Projekt attraktiv ist, liegt nicht zuletzt auch an den guten Verdienstmöglichkeiten bereits ab dem ersten Ausbildungsjahr.

Land als Vorreiter

Der »Direkteinstieg Kita« wurde Anfang 2023 in Baden-Württemberg auf den Weg gebracht. Das Land ist Modell-Bundesland und sieht in dem Projekt eine wichtige Stellschraube, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Das Projekt richtet sich an berufserfahrene Menschen, die bereits eine fachfremde Ausbildung absolviert haben. Die Ausbildung ist auf zwei Jahre verkürzt. Das Projekt wurde vom Kultusministerium gemeinsam mit der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit entwickelt. (GEA)

Dabei fährt die Stadt Reutlingen in Sachen Kinderbetreuung für ihre Einrichtungen mehrgleisig. Zum einen die klassische Erzieherinnenausbildung, zum anderen die PiA (Praxisintegrierte Ausbildung zum Erzieher), zum dritten nun der »Direkteinstieg Kita« für Quereinsteiger, die bereits Berufserfahrung haben und sich nun umorientieren möchten. Joachim Haas jedenfalls zeigt sich sehr optimistisch, dass diese Strategie mittelfristig zum Erfolg führt. »Die Tendenz geht ganz klar nach oben.« Das liege aber auch daran, dass sich das Image der Erzieher verändert habe, der Beruf inzwischen als interessant und attraktiv gelte. (GEA)