REUTLINGEN. Gleich in dreifacher Hinsicht war die 71. Reutlinger Sportlerehrung einmalig. Zum ersten Mal empfing Oberbürgermeister Thomas Keck die erfolgreichen Sportler im franz.K. Wegen der Corona-Einschränkungen war die Würdigung der Athleten in den drei Jahren zuvor nur unter freiem Himmel im Kreuzeichestadion erfolgt. Und das Rathausfoyer wäre aus allen Nähten geplatzt, wenn die 261 Sportler dort ihre Ehrenmedaille erhalten hätten. Die große Anzahl an erfolgreichen Wettkämpfern im Jahr 2023 machte den Stadtchef aber richtig stolz: »So viele Sportlerehrungen gab es noch nie. Das ist der Hammer«. Und auch für den Sportkreis Reutlingen, der als Dachverband die Vereinsarbeit der Achalmstadt koordiniert, kam die Ehrung wie ein frühes Geburtstagsgeschenk. In wenigen Wochen feiert er sein 75-jähriges Bestehen. Und das wird mit Mitgliederzuwachs in den Reutlinger Vereinen gefeiert.
Die Erfolge der Athleten seien aber nicht nur für die Stadt Reutlingen von großer Bedeutung, betonte OB Thomas Keck. »Ihrem Fleiß und Ihrer Begabung haben wir es zu verdanken, dass der Name der Stadt darüber hinaus getragen werden kann«. Und das sogar über Baden-Württemberg und Deutschland hinaus. Denn neben Württembergischen und Süddeutschen Meistern waren auch Deutsche Meister und Europameister bei der Ehrung dabei. OB Thomas Keck und Reutlingens Finanz- und Wirtschaftsbürgermeister Roland Wintzen hatten bei 261 Ehrungen einiges zu tun: Jeder Erfolgsathlet erhielt von beiden Rathauschefs einen kräftigen Handschlag und die glänzende Medaille.
Gehörloser wird Deutscher Meister im Mountainbike
Während einige Sportler es kaum abwarten konnten, die Medaille in den Händen zu halten, kamen andere zunächst zögerlich auf die Bühne. Ein Foto mit Keck und Wintzen musste dann aber für die meisten sein, und da strahlten alle Athleten auch in die Kameras.
21 Sportarten waren bei der Ehrung vertreten. Neben klassischen Disziplinen wie Schwimmen, Leichtathletik, Badminton, Mountainbike und Tennis, waren unter anderem auch Ehrungen in den Bereichen Cheerleading, American Football, Synchronschwimmen, Feldbogenschießen, Bowling, Beachtennis, Motocross und Karate dabei. Nachwuchssportler der Para Leichtathletik erhielten in mehreren Teildisziplinen Auszeichnungen. Auch alterstechnisch war es sehr durchmischt. 160 Ehrungen gingen an Kinder und Jugendliche. »Das zeigt, dass sich die engagierte und organisierte Nachwuchsarbeit lohnt«, sagte der OB in seiner Rede. Zu verdanken sei der sportliche Erfolg der Kinder und Jugendlichen nicht zuletzt den Eltern, die ihre Kinder zum Sportverein und zu Turnieren fahren.
Aber auch die Erfolge der Erwachsenen bis ins hohe Alter konnten sich sehen lassen. Richard Luber vom SSV Reutlingen holte sich in der Altersklasse Ü80 den dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft im Tischtennis. Eine besondere Ehrung ging an Georgios Gerasimou vom Gehörlosen Sportverein Reutlingen. Auf einer Strecke von 29 Kilometern holte er sich den Deutschen Meistertitel im Mountainbike. Der Wettkampf war vom Deutschen Gehörlosen Sportverband organisiert (DGSV) worden.
Viel Körperbeherrschung beim Radball
Dieses Jahr stellte der 1. Rad- und Motorsportclub (RMC) aus Reutlingen die Sportart Radball vor. Dass jedes Jahr ein Reutlinger Verein bestimmte Sportarten bei der Ehrung vorstellt, gehört zur Tradition. Diesmal war es also eine Mischung aus Radfahren und Fußball. Beim Radball sitzen die Spieler auf einem besonderen Fahrrad und versuchen, den 600 Gramm schweren Ball aus Rosshaar mit dem Rad ins Tor zu schießen. Das Fahrrad hat keine Bremse, und der Lenker ist senkrecht wie ein Stierkopf nach oben gebogen. Zwei Sportler vom 1. RMC zeigten in kurzen roten Hosen und schwarzen T-Shirts ein paar Tricks auf der Bühne. Blitzschnell wuchteten sie den schweren Ball in die grünen Tore auf der Bühne. Dazu sei Körperbeherrschung und jahrelanges Training notwendig, erklärte Thomas Mangold vom 1. RMC. Für Radball gab es dieses Jahr keine Ehrung. Aber, was noch nicht ist, kann ja noch werden. Zumal in den 1960er-Jahren zwei Mannschaften vom 1. RMC sogar in der Radball-Bundesliga spielten. (GEA)