Logo
Aktuell Abfall

Diese kuriosen Dinge bringen Bürger zum Reutlinger Problemstoffmobil

Normalerweise nimmt das Problemstoffmobil im Landkreis Reutlingen all die Sachen an, die nicht in den Hausmüll gehören: Farbreste, Spraydosen, Lacke etwa. Manchmal bringen Bürger aber auch ganz kuriose Sachen vorbei: Kleine Geräte, die seltsam vibrieren. Oder Munition, die sofort explodieren könnte.

Schadstoffe, Kurios, Funde
Kuriose Funde gab es beim Schadstoffmobil im Landkreis Reutlingen immer wieder. Foto: Grafik: GEA, Frosch: Gercke/dpa, Munition: Herculano/dpa, Granate: Schrade/Archivfoto
Kuriose Funde gab es beim Schadstoffmobil im Landkreis Reutlingen immer wieder.
Foto: Grafik: GEA, Frosch: Gercke/dpa, Munition: Herculano/dpa, Granate: Schrade/Archivfoto

REUTLINGEN. Benzin, Lacke, Lösungsmittel, Kühlflüssigkeiten: Wer im Haushalt nicht mehr benötigte giftige Substanzen findet, weiß oft nicht, wohin damit. Abhilfe schafft das sogenannte Schadstoff- oder Problemstoffmobil. Vier Mal im Jahr tourt es im Auftrag des Landkreises durch Reutlingen und die Region - und nimmt kostenlos problematische Stoffe an, die nicht in den Hausmüll gehören. 

Aktuell tourt das Problemstoffmobil wieder im Landkreis. Bis zum 29. April macht es noch in unterschiedlichen Gemeinden in der Region Halt. Meistens kommen Bürger mit üblichen Problemstoffen zu den Mitarbeitern: Arzneimittel, Batterien, CDs oder Spraydosen.

An manchen Tagen erlebt die Problemstoff-Crew jedoch auch ungewöhnliche Anfragen. Claudia Hummel ist Leiterin der Abteilung Sondermüll bei der Firma Korn-Recycling aus Engstingen. Die Firma führt für den Landkreis die Schadstoff-Entsorgung durch. Hummel hat dem GEA von den kuriosesten Dingen erzählt, die Bürger am Reutlinger Problemstoffmobil schon abgeben wollten. 

Pfeilgiftfrosch
Ein Pfeilgiftfrosch. Foto: Gercke/dpa
Ein Pfeilgiftfrosch.
Foto: Gercke/dpa

Ein hochgiftiger Kellerfund

»Dieser kuriose Fund ist schon einige Jahre her, aber ich habe ihn mir bis heute gemerkt, weil er so besonders war«, sagt Hummel. Eines Tages sei eine Frau mit einem unscheinbaren Glasbehälter an das Problemstoffmobil gekommen. »Sie sagte, sie habe das Behältnis mit der Flüssigkeit im Keller gefunden.« Was im Glas war? »Gift des südamerikanischen Pfeilgiftfrosches.« Die Frau habe erzählt, dass jemand das Gift aus dem Urlaub mitgebracht und im Keller verstaut hatte. »Wir nehmen alle Chemikalien an, also haben wir auch diese hochgiftige Flüssigkeit mitgenommen.« Angst vor dem Gift habe ihr Team dabei nicht gehabt. »Giftige Dinge bekommen wir täglich angeliefert. Besonders war dieser Fund aber schon.«

Munition, Waffen
Ein Mensch hat Munition in der Hand. Foto: Diego Herculano/AP/dpa
Ein Mensch hat Munition in der Hand.
Foto: Diego Herculano/AP/dpa

Gefährlicher Gürtel

Mit giftigen Stoffen haben Hummel und ihr Team ständig zu tun. »Sprengstoff und andere Dinge, mit denen man schießt, gehören aber nicht zu dem, was wir annehmen.« Umso überraschter war Hummel, als eines Tages diese eine Frau bei ihnen am Mobil stand - mit einem Patronengürtel. »Alle Patronen waren noch funktionstüchtig. Das war ein echter Munitionsgürtel.« Die Frau habe den Gürtel im Keller gefunden. Das Team schickte die Bürgerin zur nächsten Polizeistation.

Eine Mörser-Granate auf dem Münsinger Truppenübungsplatz.
Eine Mörser-Granate auf dem Münsinger Truppenübungsplatz. Foto: Marion Schrade/Archivfoto
Eine Mörser-Granate auf dem Münsinger Truppenübungsplatz.
Foto: Marion Schrade/Archivfoto

Achtung: Granate!

Bei der nächsten Erzählung muss Hummel laut lachen: »Offensichtlich finden viele Menschen seltsame Dinge in ihrem Haus, sobald sie ausräumen.« Die Sondermüll-Expertin erinnert sich auch noch lebhaft an diese Situation: »Eines Tages wollte eine Person tatsächlich von uns wissen, ob wir denn auch eine Handgranate annehmen würden.« Richtig erschreckt habe sie sich nicht, sagt Hummel. »Ich mache das immerhin schon seit dreißig Jahren.« Mit Handgranaten könnten sie aber nichts anfangen. »Auch die Person haben wir zur Polizei geschickt.«

Ein Vibrator, aufgenommen in der Ausstellung »Museum of Broken Relationships« in Köln (Archivbild).
Ein Vibrator, aufgenommen in der Ausstellung »Museum of Broken Relationships« in Köln (Archivbild). Foto: dpa
Ein Vibrator, aufgenommen in der Ausstellung »Museum of Broken Relationships« in Köln (Archivbild).
Foto: dpa

Was ist bloß dieses vibrierende Ding?

Claudia Hummel ist nicht nur Problemstoffmobil-Mitarbeiterin - manchmal muss sie auch ein paar Geheimnisse hüten. »Wir nehmen ja auch Kleinelektroschrott entgegen«, erzählt Hummel und grinst. »Oft kommen alte Männer zu uns und bringen vibrierende Dinge mit.« Was die Sextoys könnten und wozu sie da sind, wüssten die Männer oft gar nicht. »Wenn ihre Frauen gestorben sind, bringen sie die Geräte unwissend vorbei.« Hummel behält das kleine Geheimnis der verstorbenen Frauen dann für sich:  »Wir sagen den Männern nicht, was das Gerät kann.« Im Nachhinein müsse man die Hinterblieben ja nicht noch beunruhigen, meint Hummel und schmunzelt. (GEA)