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»Die Stadt spielt« in Reutlingen

REUTLINGEN. »Eine Perle«, sagt Klaus Kupke vom Amt für Jugend, Schulen und Sport mit Blick aufs sattgrüne Stadtgarten-Idyll. Es ist Vormittag und still im Park. Am kommenden Wochenende dürfte es hier komplett anders aussehen. Es wird wuseln vor Menschen, Musik wird zu hören sein, Essensduft in der Luft liegen, wenn am Sonntag von 12 bis 17 Uhr das Familienevent »Die Stadt spielt« über die Bühne geht. Mit noch mehr Vereinen und einem noch bunteren Angebot. Doch schon am Vorabend geht ordentlich die Post im Stadtgarten ab. Ab 16 Uhr steigt unter dem Motto »Music 4 Humanity« ein Open-Air-Benefizkonzert mit sechs Bands.

Ob kreativ oder sportlich: Bei »Die Stadt spielt« haben alle ihren Spaß. Diesmal sind sogar noch mehr Vereine im Stadtgarten dab
Ob kreativ oder sportlich: Bei »Die Stadt spielt« haben alle ihren Spaß. Diesmal sind sogar noch mehr Vereine im Stadtgarten dabei als 2015. FOTO: STADT
Ob kreativ oder sportlich: Bei »Die Stadt spielt« haben alle ihren Spaß. Diesmal sind sogar noch mehr Vereine im Stadtgarten dabei als 2015. FOTO: STADT
Hinter dem Open-Air-Festival steht der Reutlinger Verein »Drei Musketiere«, der Vor-Ort-Hilfe in türkischen Flüchtlingscamps leistet. Zwei »Music 4 Humanity«-Konzerte gab es schon, beide allerdings »indoor«. Die dritte Auflage kam nicht zuletzt auf Drängen der beteiligten Musiker zustande, erzählt »Musketier«-Gründer Markus Brandstetter. Unter freiem Himmel sollte es diesmal sein. Und eine politische Botschaft aussenden. »Wir sind eine humanitäre Hilfsorganisation und versuchen, neutral zu sein. Aber es war Zeit, ein Signal zu setzen für eine offene, bunte Gesellschaft«, sagt Brandstetter. Menschen unterschiedlichster Herkunft, Hautfarbe, Religion sollen zusammenkommen, die Musik, das Essen und Ambiente genießen.

Landestypische Leckereien

Zunächst ein Traum, so der Reutlinger, weil der Verein »nie« mit einer Genehmigung gerechnet hätte. Und dann auch noch in der »Traumlocation«, so Brandstetter: dem Stadtgarten. Durch den Kontakt zu Klaus Kupke und Lutz Adam vom Stadtjugendring wurde der Traum wahr. »Die waren sofort begeistert von der Idee und sagten, lasst uns eine Kooperation machen.« Die »Musketiere« konnten ihr Glück gar nicht fassen, denn so können sie die Infrastruktur - Bühne, Strom, Toiletten - vom Sonntagsevent nutzen.

Das Beat-Ensemble der Musikschule, die Kulturwerkstatt-Trommelgruppe mit jungen Geflüchteten, der Reutlinger Sänger und Songwriter Markus Vatter, Mr. Five, Joe Vox & The Soulmates, Kashew und Vasee werden am Samstag, 8. Juli, im Stundentakt von 16 bis 22 Uhr den Stadtpark rocken - ganz ohne Gage. Zur Musik gibt's landestypische Leckereien, für die sechs internationale Vereine sorgen. Eintritt verlangen die »Musketiere« nicht, gehen aber mit Spendenboxen und Info-Material über ihre Hilfsorganisation durch die Reihen. Der Erlös des »Konzerts für die Menschlichkeit« fließt zu hundert Prozent in die humanitäre Arbeit des Vereins.

Tags drauf stehen Spiel und Spaß im Mittelpunkt. Und das geballt. Diesmal sind noch mehr Vereine als 2015, nämlich über 50, am Start. Mit von der fröhlichen Partie ist der Gesamtelternbeirat Reutlinger Kindergärten und Kitas (Gerk). Der will beim Segment Kleinkinder draufsatteln, kündigt der geschäftsführende Vorstand Claus Mellinger an. »Das hat das letzte Mal ein bisschen gefehlt.« Mit sechs Anbietern ist dieser Bereich jetzt bestens abgedeckt und die Kleinen können sich beim Basteln, Malen, Kinderschminken vergnügen. Mit Letzterem waren die Gerk-Mitglieder 2015 sechs Stunden nonstop beschäftigt. Doch die Mühe lohnt sich, meint Mellinger. »Das ist eine tolle Möglichkeit, Publikum zu erreichen und fantastisch organisiert.« Fantastisch findet er auch den »barrierefreien Zugang«: »Die Besucher können kostenlos und unverbindlich an die Angebote kommen.«

Charlottenstraße gesperrt

»Die Stadt spielt« ist aus dem Kinder- und Jugendtag hervorgegangen, der erstmals in der Listhalle veranstaltet wurde. »Wir haben gemerkt, dass sich die Zielgruppe ändert«, berichtet Klaus Kupke. Deshalb wurde das Event stärker auf Kinder zugeschnitten. Ausländische Vereine wurden von Anfang an einbezogen. »Integration gelingt nur, wenn man gemeinsam etwas tut«, so Kupke. Neben der Stadt, Stadtjugendring, Gerk und Evangelischem Stadtjugendwerk gehört auch der Türkische Kultur- und Integrationsverein zu den Veranstaltern. »Wir müssen Berührungsflächen schaffen. In der Arbeit sind wir zu oft abgeschottet und in unterschiedlichen Ecken unterwegs«, begründet Lutz Adam den Ansatz. Große und kleine, junge und alte, einheimische und ausländische Menschen begegnen sich so beim Spielfest - das, sagt Klaus Kupke, »war schon immer die Idee«. Wegen der vielen Teilnehmer wird die Charlottenstraße am Sonntag gesperrt und, so Lutz, »als Spielort einbezogen«.

Das Angebot an kreativen und sportlichen Aktivitäten lässt keine Wünsche offen. Es reicht vom Basteln mit Papier oder 3-D-Druck, Slackline, Bogenschießen, Bungee-Running, Hüpfburg, Techbox (naturwissenschaftliche Experimente), Actionbound (eine Art multimediales Geocaching) oder Showdown (vergleichbar mit Air Hockey). Dazu gibt's Essen und Trinken und ein Bühnenprogramm mit Musik und Tanz. (GEA)