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Aktuell Open Air

Die Macher des KuRT-Festivals im GEA-Gespräch

REUTLINGEN. Seit seinen Anfangstagen wird das KuRT-Festival ausschließlich ehrenamtlich organisiert. Mittlerweile ist das Event für die Jugend von Reutlingen und Umgebung ein unverzichtbares Kulturgut geworden. Bei der älteren Generation musste es sich diesen Status jedoch hart erkämpfen.

Foto: Kappel
Foto: Kappel
Foto: Kappel
Der Verein »Kultur für Reutlingen«, der das Festival organisiert, arbeitet seit September vergangenen Jahres an dem Open Air. Jeden Sonntag saßen bis zu 15 Leute im Haus der Jugend in der Museumsstraße zusammen.

Ida Wied ist 2014 zu KuRT gekommen. Inzwischen ist sie die Vorsitzende des Vereins. Diesen Posten stemmt Wied ehrenamtlich - neben ihrem Job als Zimmerin. Marc Wiegand ist als Leiter der Infrastruktur für das Festival verantwortlich.
»Die einen machen Bungee-Jumping - wir machen ein Festival«
Auf die Frage, warum sie jedes Jahr ein Open Air für 20 000 Menschen auf die Beine stellen, lachen beide erst einmal laut. Ida Wied sagt: »Gute Frage. Vor allem, wenn Du in dem Monat vor dem Festival-Wochenende jeweils nur drei Stunden Schlaf bekommst. Wenn dann aber am Samstag das Gelände voll ist und Du weißt, das haben Dein Team und Du möglich gemacht, ist das unglaublich.« Marc Wiegand sieht das ähnlich: »Mit der Uni wird es natürlich jedes Jahr stressiger. Aber wenn dann die Bühne steht, ist das ein Gefühl, das man nicht beschreiben kann. Andere machen Bungee-Jumping, wir ein Festival. Das ist unser Kick.«

Beim KuRT stellen sich viele Besucher vor allem eine Frage: Wie schafft ein kleines Festival ohne Eintrittseinnahmen es jedes Jahr, Künstler wie die Orsons, Eko Fresh, Prinz Pi oder Teesy zu buchen?
»Man muss einschätzen können, wer im Sommer berühmt wird«
»Ich finde es auch manchmal erstaunlich, wen unsere Booker da ranholen«, sagt Mark Wiegand lachend. Man muss das richtige Händchen haben und die Musik-Szene genau kennen. »Du brauchst extrem viel Fingerspitzengefühl. Wir buchen eigentlich immer so um den Jahreswechsel herum. Da musst Du einschätzen, wer im Sommer berühmt werden könnte.«

Oft ist das dem Team schon gelungen. Zum Beispiel bei der Münchner Band Claire, die nach einem Song in einer TV-Werbung auf einmal in die Charts einstieg. »Wäre das passiert, bevor wir sie buchen wollten, hätten wir die sicher nicht auf unsere Bühne gekriegt«, lacht Wied. Bei Bands wie OK Kid, Großstadtgeflüster und Laing lief es ähnlich. Gerade bei einem Umsonst & Draußen - Festival wie dem KuRT würden einige Bands auch finanzielle Abstriche machen. »Viele kommen uns entgegen, weil sie uns als Event cool finden.«
»KuRT steht für Kultur in Reutlingen und die ist für alle da«
In den vergangenen Jahren wurde in den sozialen Netzwerken die Kritik laut, dass das KuRT ein »Kinderfestival« sei. »Viele 14-Jährige kommen zu uns. Das liegt daran, dass es für diese Altersgruppe wenig Events in der Stadt gibt.« Ida Wied findet die Kritik ungerechtfertigt. »Die Leute, vergessen oft, dass sie alle selbst mit 14 vor unserer Bühne gestanden sind und gefeiert haben.« Trotzdem versuchen die Booker mit politischen Musik-Acts wie Egotronic das ältere Publikum nicht aus den Augen zu verlieren.

Die Stadt macht regelmäßig eine Umfrage, was den Jugendlichen in Reutlingen wichtig ist. Das KuRT ist bei diesem »Ranking« jedesmal oben mit dabei. Das sei für das Team einer der Gründe weiterzumachen.

Die Akzeptanz älterer Generation zu erlangen sei da schon schwieriger. Trotzdem gäbe es mittlerweile kaum mehr Stress mit den Anwohnern. Auch weil jedes Jahr Briefe mit der Bitte um Verständnis verteilt werden und ein Beschwerdetelefon eingerichtet wurde. Trotzdem: »Es ist schade, dass man so hart für die Akzeptanz arbeiten muss«, findet Wied.
»Die Stadt und die Ämter unterstützen uns «
Über mangelnde Unterstützung seitens der Stadt kann sich das Festival übrigens nicht beklagen. Das Amt für Schule, Jugend und Sport ist Mitveranstalter beim KuRT. Trotzdem muss die eine oder andere bürokratische Hürde genommen werden.

Zum Beispiel ist entlang der Echaz in Reutlingen ein Hochwasserschutzgebiet ausgewiesen, das eigentlich freibleiben muss. Deshalb hat das KuRT-Festival für sein Veranstaltungsgelände einen Sonderantrag auf Genehmigung gestellt. »Die Ämter geben immer ihr Bestes, um uns bei solchen Problemen zu unterstützen. Die Stadt steht hinter uns und weiß, was sie an uns hat.« (GEA)