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Der Fake-Blitzer von Mittelstadt kehrt zurück

Blitzer, die Nachbauten von echten Tempomessstationen sind, tauchen immer mehr in Baden-Württemberg auf. Einer stand vor einem Jahr für kurze Zeit in Mittelstadt. Bald könnte er wieder dort in der Riedericher Straße stehen.

So sah die Blitzer-Attrappe aus, die vor etwa einem Jahr in der viel befahrenen Riedericher Straße in Mittelstadt stand. Dann ha
So sah die Blitzer-Attrappe aus, die vor etwa einem Jahr in der viel befahrenen Riedericher Straße in Mittelstadt stand. Dann haben ihn Unbekannte einfach mitgenommen. Foto: Privat
So sah die Blitzer-Attrappe aus, die vor etwa einem Jahr in der viel befahrenen Riedericher Straße in Mittelstadt stand. Dann haben ihn Unbekannte einfach mitgenommen.
Foto: Privat

REUTLINGEN-MITTELSTADT. Über Blitzer-Attrappen oder auch Fake-Blitzer, wie sie gerne genannt werden, berichten gerade viele Medien. Die Deutsche Presseagentur (dpa) hat gleich mehrere von ihnen zum Thema gemacht, unter anderem die in Blumberg im Schwarzwald-Baar-Kreis oder in Frittlingen bei Rottweil. Ein weiterer Fake-Blitzer könnte bald in Mittelstadt reaktiviert werden. Denn dort, in der Riedericher Straße, hat bereits mal einer gestanden. Wie ein Traffistar S 350 sah er aus, oder ein Poliscan Speed. So heißen Modelle der gängigen, echten Tempomessanlagen. Wirklich geblitzt hat die Mittelstädter Plastik-Konstruktion nie.

»Nach wenigen Wochen war das Teil verschwunden, einfach weg. Irgendwelche Spaßvögel fanden es wohl witzig, den zu klauen«, erzählt Jochen Thumm, auf dessen Grundstück der selbstgebaute Fake-Blitzer im Mai vergangenen Jahres »seinen Dienst« versah: »Der sollte selbstverständlich dafür sorgen, dass in der Riedericher Straße nicht mehr so gerast wird«, erklärt Thumm. Das habe auch ganz gut funktioniert, bestätigen er und weitere Anwohner dem GEA.

»Der schnellste Lkw soll mit 87 Stundenkilometern unterwegs gewesen sein«

Auf diesem Abschnitt der Riedericher Straße gilt Tempo 30, bis weiter in die Ortsmitte von Mittelstadt und dann bis zum Neckar. »Viele Auto- und Lastwagenfahrer halten sich aber nicht an das Tempolimit. Ich meine mich zu erinnern, dass der schnellste Raser hier mal mit über 100 Sachen von einer mobilen Blitzeranlage erwischt wurde. Der schnellste Lkw soll mit 87 Stundenkilometern unterwegs gewesen sein«, berichtet Thumm. Es gebe zwar immer mal wieder mobile Radarkontrollen in der Riedericher Straße, die würden aber nur zeitlich begrenzt zur Entschleunigung des Verkehrs beitragen. Da habe er entschieden, mit seinem Nachbau für eine Verkehrsberuhigung zu sorgen.

Das habe wohl auch einigermaßen funktioniert, bestätigt das zuständige Ordnungsamt von Reutlingen. Der Fake-Blitzer sei auch der Behörde aufgefallen. Die Attrappe sei aber auf einem Privatgrundstück aufgestellt gewesen, habe weder den Straßenverkehr noch Fußgänger auf dem Gehweg behindert. Er sei rechtlich nicht zu beanstanden gewesen und deshalb von der Behörde quasi geduldet worden.

»Eigentlich ist nur der Staat befugt, den Verkehr zu überwachen«

Rechtlich bewegen sich die Aufsteller von Blitzer-Attrappen in einer Grauzone, sagt der Rottenburger Anwalt für Verkehrsrecht, Peter Schmarsli. »Es gibt zu solchen Fällen noch keine Rechtssprechung. Eigentlich ist nur der Staat befugt, den Verkehr zu überwachen. Das ist eine sogenannte hoheitliche Aufgabe.« Anders stelle sich die Lage dar, wenn Menschen Kopien von echten Verkehrsschildern auf ihrem Grundstuck installieren. »Es ist beispielsweise verboten, ein Tempo-30-Schild oder ein Vorsicht-Kindergarten-Schild aufzustellen. Dann stünde das Ordnungsamt ziemlich schnell vor der Haustüre und verlange, ein solches Schild wieder abzubauen«, so Schmarsli.

Unterdessen ist Jochen Thumm entschlossen, eine neue Version seines Fake-Blitzers zu gestalten und ihn dann so zu installieren, dass dieser nicht von Spaßvögeln entführt werden kann. Wie er das macht, will er nicht verraten. Er verbindet damit die Hoffnung, dass in der Riedericher Straße wieder weniger gerast wird und in Zukunft vielleicht doch öfter »offiziell« geblitzt wird. Wann er seine Attrappe 2.0 aufstellt, sagt er nicht. Nur so viel verrät er: »Sie wird kommen.« (GEA)