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Der Betzinger Brücken-Neubau erfordert extremen Aufwand

Neubau der Echaz-Brücke Hoffmannstraße: Warum sich die vierte Baumaßnahme im Betzinger Hochwasserschutz-Programm so kompliziert gestaltet.

Die Brücke Hoffmannstraße ist abgebrochen, die Vorbereitungen für den Neubau laufen. Die Sandsäcke halten das Wasser ab, damit d
Die Brücke Hoffmannstraße ist abgebrochen, die Vorbereitungen für den Neubau laufen. Die Sandsäcke halten das Wasser ab, damit dahinter gearbeitet werden kann. Foto: Frank Pieth
Die Brücke Hoffmannstraße ist abgebrochen, die Vorbereitungen für den Neubau laufen. Die Sandsäcke halten das Wasser ab, damit dahinter gearbeitet werden kann.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN-BETZINGEN. Er habe, sagt Projektleiter Peter Nill vom Amt für Tiefbau, Grünflächen und Umwelt, schon viele Baustellen betreut. »Aber das hier ist mit die Aufwendigste.« Versorgungsleitungen, die verlegt werden müssen, die mehrmonatige Fischschonzeit, zig Auflagen im Gewässer oder der Baumschutz: Der vierte Baustein im Entwicklungskonzept Echaz, der Neubau der Brücke Hoffmannstraße, gestaltet sich wegen der vielen Randbedingungen, die zu beachten sind, extrem kompliziert. Und deshalb dauert’s. Im Mai war Start, im Herbst nächsten Jahres soll alles fertig sein. »Bezogen auf die Zeit, mit der wir hier mit dem Hochwasser kämpfen, ist das nicht lange«, wirbt Betzingens Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp beim Vor-Ort-Termin um Verständnis.

Provisorische Kabelbrücke

Nach dem Neubau der Hans-Roth-Brücke, der naturnahen Umgestaltung der ehemaligen Gärtnerei Baisch und des Goosgartens ist die vierte Baumaßnahme im 2017 gestarteten Entwicklungskonzept Echaz (der GEA berichtete) in vollem Gang. Wo bis vor ein paar Wochen die alte Brücke die Hoffmannstraße und Steinachstraße verband, tut sich jetzt der freie Blick auf die munter plätschernde Echaz auf. Vom alten Bauwerk ist außer ein paar Gesteinsbrocken nichts übrig.

Sein Abbruch war allerdings alles andere als trivial, berichtet Peter Nill. Versorgungsleitungen in der Brücke mussten in einer provisorischen Kabelbrücke über die Echaz verlegt werden »Ein Riesenaufwand.« Beim Abbau musste ein Schutzgerüst her, um zu verhindern, dass Zement ins Wasser bröselt. Doch dann das: Zweimal bescherte Hochwasser dem Bautrupp Mehrarbeit und wirbelte den Zeitplan durcheinander. Es schwemmte nicht nur das Schutzgerüst weg, sondern auch die Sandsäcke zur Wasserhaltung, die dann wieder befüllt und neu aufgebaut werden mussten. Dass sie Hochwasser nicht standhalten, ist gewollt, erklärt Peter Nill. »Sonst gibt es einen Rückstau.«

Lange Fischschonzeit

Eine weitere Baustellen-Besonderheit: Das Schneckenpflaster, eine als Naturdenkmal geltende Versteinerung in der Echaz. Bei den Arbeiten muss penibel darauf geachtet werden, dass es nicht beschädigt wird. Und dann ist da noch die Fischschonzeit von Anfang Oktober bis Ende Mai, in der die Bautrupps nicht ins Gewässer dürfen. Was in Betzingen für ziemliche Aufruhr gesorgt hat, erinnert Friedemann Rupp. Grund für die relativ harte und strenge Auflage seien aber nicht »die paar Fische« im Brückenbereich, sondern die Gefahr von Eintrübungen, durch die der gesamte Laich zerstört würde. »Da wäre die Echaz auf weiter Strecke geschädigt.«

Das Schneckenpflaster ist Naturdenkmal und darf  bei den Arbeiten in der Echaz nicht beschädigt werden.
Das Schneckenpflaster ist Naturdenkmal und darf bei den Arbeiten in der Echaz nicht beschädigt werden. Foto: Frank Pieth
Das Schneckenpflaster ist Naturdenkmal und darf bei den Arbeiten in der Echaz nicht beschädigt werden.
Foto: Frank Pieth

Die Verzögerungen durchs Hochwasser hat der Bautrupp inzwischen wettgemacht. »Wir sind im Zeitplan«, sagt Fachgebietsleiter Ioannis Ioannidis. Demnächst geht es an den Neubau des Widerlagers sowie der Hochwasserschutzwände zur Steinachstraße hin bis zur Hans-Roth-Brücke. Auch die Schalung und das Traggerüst für die neue Brücke sollen vor der Fischschonzeit fertig werden, die Betonier- und Abdichtungsarbeiten sind witterungsbedingt erst Anfang nächsten Jahres möglich. Bis Mai soll die neue Brücke stehen. Anders als ihre marode Vorgängerin kommt sie ohne Mittelpfeiler aus, in dem sich bei hohem Echazpegel gerne Treibgut verhedderte. Außerdem ist sie 70 Zentimeter höher – eine neuralgische Stelle bei Hochwasser ist damit ausgemerzt. Die Gesamtkosten der Maßnahme, für die es Fördermittel gibt, liegen bei 2,9 Millionen Euro. Der finale Baustein im Entwicklungskonzept, die Beseitigung der Echaz-Engstelle »Im Wasen«, soll im Juni 2026 folgen.

Ist der Brückenüberbau fertig, geht’s an die Straßenbauarbeiten von der Kreuzung Steinachstraße bis zur Kreuzung Mühlstraße. Unter anderem wird dort der Bereich vor dem Backsteingebäude der Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule umgestaltet. Bisher waren direkt am Gebäude Parkplätze und der Gehweg dahinter, was vor allem in der »Elternparkzeit«, so Friedemann Rupp, für kritische Situationen sorgte. Künftig wird die Anordnung umgekehrt sein. Für mehr Sicherheit soll obendrein ein Überweg für die Schüler sorgen. Dazu kommen weitere Arbeiten wie der Rückbau der provisorischen Kabelbrücke oder die Verlegung der Versorgungsleitungen.

Peter Nill (rechts) und Ioannis Ioannidis vom Amt für Tiefbau, Grünflächen und Umwelt erklären, wie der Brücken-Neubau geplant i
Peter Nill (rechts) und Ioannis Ioannidis vom Amt für Tiefbau, Grünflächen und Umwelt erklären, wie der Brücken-Neubau geplant ist. Foto: Frank Pieth
Peter Nill (rechts) und Ioannis Ioannidis vom Amt für Tiefbau, Grünflächen und Umwelt erklären, wie der Brücken-Neubau geplant ist.
Foto: Frank Pieth

Während der gesamten Bauzeit ist die Hoffmannstraße nur von der Mühlstraße aus befahrbar, die Verbindung zur »Einkaufsmeile« Steinachstraße ist also gekappt. Am stärksten betroffen, meint Friedemann Rupp, ist der Inhaber der Steinachapotheke direkt an der gesperrten Kreuzung. Andere Geschäftsleute in der Steinachstraße »merken es auch«, vermutet der Bezirksbürgermeister. Weil ihre Gebäude künftig aber nicht mehr einem Überschwemmungsgebiet zugeordnet sind, profitierten die Anlieger aber von der Hochwasserschutz-Maßnahme, so Rupp. Nicht nur sie: »Letztlich ist es zum Wohl von ganz Betzingen.« (GEA)