KREIS REUTLINGEN. Einstürzende Brücken und Felsstürze auf Steigen sind der Horror für jeden Fahrrad-, Motorrad-, Auto-, Wohnmobil- und Lastwagenfahrer. Dass die Straßen sicher sind, dürfte damit in so gut wie jedermanns Interesse liegen. Deshalb wird dafür jedes Jahr viel Geld aus öffentlichen Kassen investiert. Aus welchem Budget die Finanzmittel fließen, hängt dabei von der Einordnung der Straße ab: Ist es eine Bundes-, Landes-, Kreis- oder Gemeindeverbindungsstraße?
Entsprechend kümmern sich um den Bau von Straßen, Brücken und Tunnel in Baden-Württemberg verschiedene Einrichtungen. Welche Behörde wofür genau zuständig ist, erklärt das baden-württembergische Ministerium für Verkehr auf seiner Website. Dort werden grundsätzliche Entscheidungen getroffen und mit dem Bundesministerium für Verkehr abgestimmt. Die vier Regierungspräsidien (RP) im Land - Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Tübingen - bearbeiten die Aufgaben im jeweiligen Regierungsbezirk. Die Stadt- und Landkreise sind als »Untere Verwaltungsbehörden« unter anderem für die Instandhaltung und den Betrieb der Bundes- und Landesstraßen und eigenverantwortlich für die Kreisstraßen zuständig. Nachfrage beim RP Tübingen und beim Landratsamt Reutlingen: Wie viel Geld wird hier in diesem Jahr für Straßenbaumaßnahmen ausgegeben?
Wie hoch ist das Gesamtbudget des Regierungspräsidiums Tübingen 2024 für Straßen im Landkreis Reutlingen?
Seitens des Regierungspräsidiums Tübingen sind im aktuellen Haushaltsjahr 2024 für den Landkreis Reutlingen Investitionen von rund 8,4 Millionen Euro für Bundesstraßen-Maßnahmen vorgesehen, teilt Matthias Aßfalg von der Koordinierungs- und Pressestelle des Regierungspräsidiums Tübingen mit.
Wie viel entfällt davon auf bestehende und wie viel auf neue Straßen oder Brücken?
Der Bereich Erhaltung und Sanierung bildet Aßfalg zufolge dabei mit rund 7,3 Millionen Euro (87 Prozent) den Schwerpunkt. Im Bereich Neubau, Aus- und Umbau einschließlich Radwegen seien Ausgaben in Höhe von 1,1 Millionen Euro (13 Prozent) geplant.
Fließen erfahrungsgemäß tatsächlich alle bereitgestellten Mittel in das konkrete Projekt?
Bisweilen gibt es bei behördlichen Planungen auch die Möglichkeit kurzfristiger Umverteilung oder Umwidmung von Mitteln. »In der Regel sind die zur Verfügung stehenden Finanzmittel konkreten Einzelmaßnahmen zugewiesen«, so Aßfalg. Eine Umverteilung könne aber aus verschiedenen Gründen, unter anderem durch Hochwasser- und Starkregenereignisse, im Jahresverlauf erforderlich werden.
Was sind die fünf teuersten Baustellen an Bundesstraßen im Kreis Reutlingen?
Für die fünf teuersten Baustellen an Bundesstraßen im Kreis Reutlingen gibt der Sprecher des RP Tübingen jeweils die Gesamtkosten an, welche weitestgehend im Jahr 2024 verausgabt werden:
- B 28, Belagserneuerung zwischen den Anschlussstellen Kusterdingen-Jettenburg und Reutlingen-Betzingen, mit Gesamtkosten von rund 2,1 Millionen Euro.
- B 312, Fahrbahndeckenerneuerung im Bereich der Zwiefalter Steige, mit Gesamtkosten von rund zwei Millionen Euro.
- B 465, Fahrbahndeckenerneuerung Ortsumfahrung Münsingen-Bremelau bis Anschluss K 6772, mit Gesamtkosten von rund 700.000 Euro.
- B 312, Felssicherungsmaßnahmen im Bereich der Honauer Steige, mit Gesamtkosten von rund 590.000 Euro.
- B 465, Felssicherungsmaßnahmen bei Bad Urach, Georgiisiedlung, mit Gesamtkosten von rund 500.000 Euro.

Wofür ist die Kreisbehörde, das Landratsamt Reutlingen, zuständig?
Insgesamt 4,92 Millionen Euro werden seitens des Landkreises Reutlingen im Doppelhaushalt 2024/25 für den Straßenbau im Reutlinger Kreisgebiet ausgegeben. Das teilt Pressesprecherin Katja Walter-Frasch mit. Bei Kreisstraßen seien für das Jahr 2024 im Bereich Erhalt und Sanierung 1,55 Millionen Euro eingestellt, das entspreche gut 30 Prozent. Auf den Erhalt und die Sanierung von Fahrbahndeckenerneuerungen entfallen 720.000 Euro (knapp 15 Prozent). Ausbaumaßnahmen wie die Grundsanierung sowie Verbreiterungen oder andere Verbesserungen schlagen ihr zufolge mit 2,65 Millionen Euro (53,86 Prozent) zu Buche.
Kann auch der Landkreis Mittel kurzfristig anderswo einsetzen als vorgesehen?
»Durch nicht planbare Ereignisse« könne es durchaus zu Verschiebungen oder auch zu einer Zurückstellung von bereits geplanten Maßnahmen kommen, erklärt die Landkreis-Sprecherin. Dazu gehörten zum Beispiel Sturm, Starkregen, Felssturz oder Hangrutschungen. So fielen etwa am Radweg entlang der Kreisstraße 6747 bei Aichelau für eine Sanierung von Unwetterschäden im Jahr 2024 unvorhergesehene Ausgaben an.
Für welche Strecken oder Baustellen gibt der Landkreis im laufenden Jahr am meisten Geld aus?
Auf die Frage nach den teuersten Baustellen dieses Jahres im Kreis nennt Walter-Frasch drei laufende Maßnahmen aus früheren Jahren, die 2024 fertiggestellt beziehungsweise abgerechnet werden:
- K 6769 bei Bichishausen - Bau einer Querungshilfe und Umbau von Bushaltestellen: 374.000 Euro.
- Barrierefreier Umbau von Bushaltestellen: 125.000 Euro.
- K 6747 Radweg bei Aichelau - Sanierung von Unwetterschäden 2024 in Höhe von rund 95.000 Euro.
Dazu kommen auf längere Sicht weitere große Baustellen. Im Kreis-Doppelhaushalt 2024/25 sind auch Projekte enthalten, die bereits geplant sind, aber erst im nächsten und übernächsten Jahr umgesetzt werden sollen: 2025/26 stehe etwa der Ausbau der K 6706 Wittlingen - Hengen für 3,5 Millionen Euro an, teilt die Kreis-Sprecherin mit. 2025 werde die Fahrbahndeckenerneuerung der K 6764 Gniebel - Walddorf für 225.000 Euro und optional auch jene der K 6758 in der Ortsdurchfahrt Grabenstetten für 100.000 angepackt. Für die Optimierung des Radwegs entlang der K 6729 Gönningen - Pfullingen sind 2024/25 230.000 Euro vorgesehen. (GEA)