REUTLINGEN-BRONNWEILER. »Wir freuen uns einfach, dass wir noch zusammen sind und wollen so lange wie möglich in unserer Mühle bleiben.« Nicht nur darin sind sich Ingeborg und Karlheinz Hoch einig. Seit exakt 65 Jahren sind die beiden Bronnweiler ein Ehepaar, heute feiern sie im engsten Familienkreis Eiserne Hochzeit.
»Ich habe mich hier als Reingeschmeckte immer sehr wohl gefühlt«, erzählt die aus dem pfälzischen Landau stammende Ingeborg Hoch, die auch mit 92 Jahren noch »das Zepter in der Hand hält«, gerne erzählt und viel Lebensmut ausstrahlt. Dass sie vor 78 Jahren als 14-Jährige im schwäbischen Bronnweiler landete und 13 Jahre später den Müller Karlheinz Hoch (heute 91) heiratete, war im Prinzip Folge des Zweiten Weltkriegs.
Am 23. Dezember 1944 wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter und den drei Geschwistern aus Sicherheitsgründen evakuiert, da ihre Heimat Landau in der Endphase des Krieges unter schwerem Beschuss stand: »Wir und viele andere wurden in Züge verfrachtet und niemand wusste, wohin es ging«, erzählt Ingeborg Hoch.
In Bronnweiler einquartiert
Schließlich landeten sie in Reutlingen, und von dort ging es nach Bronnweiler, wo sie in einem Bauernhof einquartiert wurden. Nach dem Ende des Krieges kehrten sie nach einem fünftägigen Fußmarsch zwar noch einmal in ihre Geburtsstadt zurück, aber dort war die Wohnung völlig ausgebombt, und nachdem ihr Vater aus der Gefangenschaft heimgekehrt war, ging es zurück nach Bronnweiler.
Dort lernte sie einige Jahre später auch ihren jetzigen Ehemann kennen, der nur wenige Meter entfernt eine Mühle betrieb, die seit 1846 in Familienbesitz ist. Am 6. April 1957 haben die beiden geheiratet und leben bis heute in der ehemaligen Mühle, die bis 1963 von Karlheinz Hochs Großfamilie betrieben wurde: »Wir waren zwei Frauen und sieben Männer«, erzählt seine Ehefrau, »und der Grund, dass alles so gut funktioniert hat, war der tolle Zusammenhalt in der Großfamilie«.
Nach der Schließung der Mühle arbeitete Karlheinz Hoch als Hausmeister und im kaufmännischen Bereich beim Bosch-Dienst, war aber auch bei der örtlichen Feuerwehr aktiv. Seine Frau war viele Jahre im Alb-, Turn- und Gesangverein engagiert, und die Eltern eines Sohnes haben bis heute viel Interesse an politischen und gesellschaftlichen Themen: »Man muss tun, was man kann«, betont Ingeborg Hoch, »und das Wichtigste ist, dass man noch im Kopf okay ist«. Nicht umsonst regelt das Ehepaar noch so gut wie alles selbst, nur zweimal die Woche kommt eine Haushaltshilfe, der in Reutlingen lebende Sohn schaut jeden Tag mal kurz vorbei und der Neffe, der gleich nebenan wohnt, hilft beim Einkaufen und Müllruntertragen.
Und worin liegt das Geheimnis ihrer langen Ehe? »Vermutlich in der Leidensfähigkeit meines Ehemannes«, sagt Ingeborg lachend mit einem Augenzwinkern, »und darin, dass wir uns immer gegenseitig respektiert haben«, ergänzt ihr Ehemann. (GEA)