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Aktuell Nachtleben

Darf die Außengastro in Reutlingen bald bis 1 Uhr öffnen?

CDU und WiR-Fraktion im Reutlinger Gemeinderat fordern in einem Antrag die Vereinheitlichung der Außengastro-Sperrstunde in der Innenstadt. Am Wochenende soll dann 1 Uhr gelten. Wie sie das begründen und was die bisherige Regelung besagt.

Fast mediterranes Flair: Vor allem im Sommer ist in der Oberamteistraße mittlerweile einiges los. Wenn es nach CDU und WiR geht,
Fast mediterranes Flair: Vor allem im Sommer ist in der Oberamteistraße mittlerweile einiges los. Wenn es nach CDU und WiR geht, soll dort in Zukunft am Wochenende 1 Uhr als Außengastro-Sperrzeit gelten. Foto: Schanz
Fast mediterranes Flair: Vor allem im Sommer ist in der Oberamteistraße mittlerweile einiges los. Wenn es nach CDU und WiR geht, soll dort in Zukunft am Wochenende 1 Uhr als Außengastro-Sperrzeit gelten.
Foto: Schanz

REUTLINGEN. Es ist ein Dauerbrenner-Thema in Reutlingen und sorgt immer wieder für Diskussionen und Ärger: die Sperrstunde in Gastrobetrieben, vor allem in der Außengastronomie. CDU und WiR-Fraktion im Reutlinger Gemeinderat bringen das Thema nun erneut auf die Tagesordnung. In einem gemeinsamen Antrag fordern sie eine Vereinheitlichung der Außengastro-Sperrstunden in der Innenstadt. In den Nächten auf Samstag und auf Sonntag soll in Zukunft nach dem Willen der Kommunalpolitiker einheitlich 1 Uhr gelten. Sie fordern dies für den Marktplatz, die Kanzleistraße bis zur Oberamteistraße, Oberamteistraße, Rebentalstraße, Rathausstraße und Mauerstraße, sowie für den Platz vom Tübinger Tor bis zum Stadtstrand.

Umfrage (beendet)

Soll die Außengastronomie in Reutlingen am Wochenende bis 1 Uhr öffnen?

CDU und WiR-Fraktion im Reutlinger Gemeinderat fordern in einem Antrag die Vereinheitlichung der Außengastro-Sperrstunde in der Innenstadt.

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Bislang ist die Sperrstunden-Regelung in Reutlingen zerstückelt - was verschiedene Gründe hat. Generell gilt für die Betriebe dort: Sonntag bis Mittwoch ist um 23 Uhr draußen Schluss mit Bewirtung, Donnerstag bis Samstag um 24 Uhr. Sperrstunden-Regelungen gelten immer nur für wenige Monate und müssen dann neu beantragt werden. In Reutlingen können Betriebe eine Erweiterung der Außengastro-Sperrstunden um eine Stunde beantragen, dafür müssen sie dem Rathaus nachweisen, dass es keine Kollision mit den Interessen von Anwohnern gibt. Fünf bis zehn Betriebe in Reutlingen machen von dieser Regelung nach GEA-Informationen regelmäßig Gebrauch, darunter Nua, Alte Bank und Alexandre am Marktplatz. Sie dürfen donnerstags bis samstags bis 1 Uhr draußen bewirten.

»Die Attraktivität der Innenstadt als Ausgeh- und Begegnungsort wird gestärkt«

Dann gibt es Betriebe, die eine strengere Sperrstunden-Regelung haben. Einige aus baurechtlichen Gründen, andere aus ordnungsrechtlichen Gründen. Zweiteres gilt beispielsweise für die Lokale am sogenannten Bermudadreieck (Oberamtei-/Kanzleistraße). Hier gab es in den 2000er- und 2010er-Jahren viel Ärger mit dem Nachtleben. Genervte Anwohner, Ärger über Ruhestörung und Wildpinkler, Einsätze von Polizei und Ordnungsamt, und eine oft ratlose Rathausspitze: Das Konfliktpotenzial war groß. Also wurde die Außengastro-Sperrzeit am Bermudadreieck vor vielen Jahren verkürzt. Und diese Regelung gilt bis heute: Um 23 Uhr sollte in den dort ansässigen Betrieben draußen Schluss sein, kein Gast darf dann mehr konsumierend im Freien stehen. Was manchmal besser und manchmal schlechter klappt.

CDU und WiR betonen, dass eine Vereinheitlichung der Außengastro-Sperrzeiten mehrere positive Folgen hätte. So werde die »Attraktivität der Innenstadt als Ausgeh- und Begegnungsort gestärkt«. Man könne »Wettbewerbsverzerrungen« durch unterschiedliche Sperrzeiten verhindern, alle Gastronomen wären gleichberechtigt. Die Betriebe könnten durch eine längere Außenbewirtung ihren generellen Umsatz stärken, außerdem würden einheitliche Sperrzeiten die »Umsetzung und Kontrolle durch die Ordnungsbehörden« vereinfachen. Was im CDU- und WiR-Antrag nicht steht: In unmittelbarer Nähe der Bermudadreieck-Betriebe leben Menschen, während es direkt am Marktplatz eigentlich keine bewohnten Wohnungen gibt. Außerdem läuft das Ordnungsamt nicht regelmäßig nachts Streife, wie der Antrag impliziert. Die Mitarbeiter reagieren vielmehr auf Beschwerden.

»An dieser Lärmsituation und der Beschwerdelage hat sich aus unserer Sicht bis jetzt nichts geändert«

Ein Mitglied der CDU-Fraktion ist Gastronomin Anna Mylona, Tochter von Michael Mylonas, dem unter anderem das Nua und die Alte Bank am Marktplatz gehören. Mylonas Cousin Kim, ebenfalls Gastronom, ist im Vorstand der Reutlinger Gastro-Initiative (RGI) - zusammen mit Onur Sönmez, dem Betreiber des »Nullsechs« in der Oberamteistraße. In Sönmez' Betrieb gilt bislang die verschärfte Sperrstunde.

Die von ihm und seinem Geschäftspartner geführte Bar hat sich seit ihrer Eröffnung im Frühling 2024 zu einem Magnet in diesem Gebiet entwickelt. Im GEA-Gespräch im August 2024 betonte Finanzbürgermeister Roland Wintzen, dass man auch den beiden Betreibern eine Verlängerung der Außengastro-Sperrzeit in Aussicht gestellt habe - »wenn das gut funktioniert«. Heißt: Wenn die Regeln eingehalten werden und es verträglich für Anwohner ist. Bis heute gilt für das »Nullsechs« die 23-Uhr-Regel. Ordnungsamtschef Albert Keppler sagt dem GEA: »Es gibt Betriebe, die haben abweichende Sperrstunden wegen erheblicher Beschwerden von Anwohnern. Und an dieser Lärmsituation und der Beschwerdelage hat sich aus unserer Sicht bis jetzt nichts geändert oder verbessert.«

Was Finanzbürgermeister Wintzen 2024 im Gespräch mit dem GEA auch betonte: Reutlingen habe für seine Größe enorm »liberale« Sperrzeiten. Der Blick nach Tübingen zeigt: Dort gilt in der Innenstadt Sonntag bis Mittwoch 23 Uhr als Außengastro-Sperrzeit, Donnerstag bis Samstag 24 Uhr. Eine Verlängerung auf Antrag ist nicht möglich. In Metzingen wurde die Sperrzeit fürs Wochenende sukzessive von 22 Uhr auf nun 24 Uhr hochgesetzt. (GEA)