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Corona: So ist die Lage in Reutlingen und Tübingen

Die neuen Corona-Varianten »Pirola« und »Eris« sind auf dem Vormarsch, während gerade erst eine neue Impfung gegen die Omikron-Variante auf den Markt gekommen ist. Doch wie steht es derzeit um die Infektionszahlen in Reutlingen und Tübingen?

Eine Frau betrachtet das Ergebnis eines Corona-Schnelltests.
Eine Frau betrachtet das Ergebnis eines Corona-Schnelltests. Foto: Zacharie Scheurer
Eine Frau betrachtet das Ergebnis eines Corona-Schnelltests.
Foto: Zacharie Scheurer

REUTLINGEN. Gerade im Herbst treten bei einigen Erkältungssymptome auf, und oft ist die Unsicherheit weiterhin groß, ob es eine Corona-Infektion sein könnte. Viele scheinen aufgrund der Corona-Pandemie vorsichtiger geworden zu sein - vereinzelt tragen die Menschen noch Masken trotz keinerlei Bestimmungen. Die sind im Frühjahr fallen gelassen worden. Doch wie hat sich Lage in Reutlingen und seither Tübingen entwickelt?

Zum 1. Juli schaltete das Robert Koch Institut (RKI) den Pandemie-Radar ab. Seither gestaltet sich die Datensuche für einzelne Städte und Gemeinden schwieriger. Die offiziellen Daten für die Inzidenzen für Deutschland gibt es noch auf einer Übersichtsseite des Bundesministeriums für Gesundheit.

Wie haben sich die Infektionszahlen in Reutlingen entwickelt?

Nach den offiziellen Daten des Robert Koch Instituts lag die Inzidenz für Reutlingen in den vergangenen drei Wochen jeweils bei 5,55 (Stand 25. September). 603 Covid-Infektionen wurden in der vergangenen Woche (KW 38) in Reutlingen gemeldet, in der vorletzten Woche (KW 37) waren es 623 positiv getestet Corona-Fälle.

Trotz dieser im Vergleich zu 2020 geringen Fallzahlen lässt sich ein Trend hin zu mehr Corona-Fällen im Herbst und im Winter erkennen. Im Sommer hingegen gingen die Infektionen deutlich zurück - die niedrigste Inzidenz im Juli lag bei 2023 bei 0,69. Den Erfahrungswerten aus dem Vorjahr nach gibt es aber keinen Grund zur Sorge. Die höchste Inzidenz Reutlingens lag im vergangenen Winter bei 94,5. Somit schaffte es Reutlingen auch zum März-Beginn 2023 unter der Inzidenz von 100, ab der im Pandemiejahr 2020 noch Ausgangssperren und Kontaktverbote drohten.

Wie haben sich die Infektionszahlen in Tübingen entwickelt?

In Tübingen zeichnet sich ein ähnliches Bild wie in Reutlingen ab - auch hier lagen die Inzidenzen in den vergangenen drei Wochen im niedrigen einstelligen Bereich. Die Inzidenz lag in der vergangenen Woche (KW 38) bei 8,7, in der vorletzten Woche (KW 37) bei 11,75. Zuvor war sie seit dem Juli vom niedrigsten Wert 0,87 im Juli (KW 29) stetig angestiegen.

Nur ein Monat sticht in Tübingen heraus: Mitte März 2023 erreichte Tübingen eine Inzidenz von 120. Durch den Wegfall aller Corona-Verordnungen zum 1. März in Baden-Württemberg blieben den Tübingern jedoch erneute Ausgangsbeschränkungen erspart.

Wie viele Covid-Patienten gibt es in den Reutlinger Kreiskliniken?

In den Reutlinger Kreiskliniken sind derzeit keine Covid-Patienten in stationärer Behandlung, wie Kliniksprecher Lukas Schult dem GEA mitteilt. »Wir haben uns erst in der letzten Woche über die Pandemielage beraten und halten die Situation natürlich weiterhin im Blick«, informiert Schult. Wenn Patienten in den Kreiskliniken aufgenommen werden, die mit Covid-19 infiziert seien, handele es sich zum derzeitigen Zeitpunkt meist um »multimorbide« Patienten, also Menschen mit Vorerkrankungen, wie der Klinik-Pressesprecher erklärt. Eine Maskenpflicht in Krankenhäusern und bei Ärzten gibt es ohnehin nicht mehr.

Wie viele Covid-Patienten gibt es im Universitätsklinikum Tübingen?

Bianca Hermle, Leiterin der Kommunikation am Universitätsklinikum Tübingen, konnte keine Covid-Patientenzahlen für September nennen. Eine gegenwärtige Bestandsaufnahme kann sie jedoch durchaus geben: »Auf der Infektionsstation liegen aktuell zwei Patienten wegen Covid-19. Einer der beiden hat einen positiven Abstrich, liegt aber nicht aus diesem Grund auf der Infektionsstation.«

Wie viele Geimpfte gibt es im Ländervergleich und wie ist hier die Quote?

Rund 8,4 Millionen mindestens einmal geimpfte Menschen gibt es in Baden-Württemberg derzeit (Stand 12. September) laut den Zahlen des Robert-Koch-Instituts. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg leben rund 11,28 Millionen Menschen. Mit diesen aktuellsten Bevölkerungszahlen für das Land vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung verrechnet, sind somit knapp 76 Prozent der Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs mindestens einmal geimpft. Bei den Zweitimpfungen sind es noch knapp 1,36 Millionen (knapp 12 Prozent) und nur 111.720 Menschen haben sich seit dem Start der Corona-Impfungen im Dezember 2020 insgesamt dreimal immunisieren lassen. Das entspricht knapp einem Prozent der Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs.

Was hat es mit den neuen Corona-Varianten B.A.2.86 »Pirola« und EG.5 »Eris« auf sich?

Laut der Deutschen Presseagentur (dpa) wird der erste Treffer für eine Infektion mit der Pirola-Variante (BA.2.86) auf den 27. August datiert. Unter Beobachtung stehe die Variante jedoch schon seit Mitte August. Eine Eigenschaft mache den Pirola-Erreger auffälliger als andere Covid-Varianten: In der ersten Septemberwoche sind dem RKI dreimal mehr akute Atemwegsinfektionen als in der ersten Augustwoche übermittelt worden. Zusätzlich sei nach Recherchen der dpa von einer hohen Dunkelziffer unbestätigter Pirola-Fälle auszugehen.

Die seit dem 18. September in Deutschland neu auf den Markt gekommene Biontech-Impfung ist speziell auf die aktuell kursierende Omikron-Variante (XBB.1.5) abgestimmt. Ob der neue Impfstoff auch vor der die Pirola-Variante schützt, ist noch unklar. So warnt die amerikanische Seuchenschutzbehörde (CDC) nach Angaben des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) davor, »dass Pirola mit hoher Wahrscheinlichkeit bestehende Immunität durch Impfungen oder Infektionen teilweise umgehen kann.« Gleichzeitig bestehe jedoch nach Angaben des WDR eine hohe Chance, dass der neue Impfstoff auch gegen Pirola schützen könnte. Auch vor der »Eris«-Variante hätten Experten nach Medienberichten des ZDF keine Sorge. Sie sei zwar ansteckender als die Omikron-Variante, jedoch verliefen die Symptome bei »Eris« und ebenso bei »Pirola« nicht schwerer als bei den bisherigen Virusvarianten.

Wem empfiehlt das RKI eine Auffrischungsimpfung?

Ausdrücklich empfiehlt das RKI den folgenden Gruppen eine Auffrischungsimpfung: Menschen im Alter von über 60 Jahren sowie jedem Erwachsenen und jedem Kind ab einem Alter von über sechs Monaten, wenn bereits eine »Grundkrankheit« vorhanden ist, so das RKI. Des Weiteren wird vom RKI für Menschen in Pflegeheimen - Angestellte und Patienten - sowie für das Arbeiten in Krankenhäusern eine Auffrischungsimpfung empfohlen, jedoch ist diese keine Pflicht.

Wo kann man sich jetzt noch impfen lassen?

Seit dem Frühling 2023 gibt es keine Corona-Impfzentren mehr. Sie wurden aufgrund mangelnder Nachfrage geschlossen. »Impfangebote gibt es in etwa 7.000 Praxen niedergelassener Ärztinnen und Ärzte«, informiert das Land im Internet und verweist auch auf Zahnärzte, welche ebenfalls dazu berichtigt seien, eine Covid-Impfung zu verabreichen. (GEA)