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Aktuell Medizin

Corona, Grippe und Co.: Wie ist die Lage in Reutlingen?

Herbstzeit ist Grippezeit und das vor allem an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen: So ist die aktuelle Situation in Reutlinger Kindertageseinrichtungen, Schulen und den Kreiskliniken.

Die Krankenwelle steigt an, aber kein Grund zur Panik: Die Zahlen sind derzeit der Jahreszeit entsprechend.
Die Krankenwelle steigt an, aber kein Grund zur Panik: Die Zahlen sind derzeit der Jahreszeit entsprechend. Foto: Susann Prautsch/dpa
Die Krankenwelle steigt an, aber kein Grund zur Panik: Die Zahlen sind derzeit der Jahreszeit entsprechend.
Foto: Susann Prautsch/dpa

REUTLINGEN . Die Krankenstände steigen im Moment allerorten an. Immer mehr Menschen leiden unter Husten, Schnupfen, Halsweh und Fieber. In Kitas und Kindergärten werden die Betreuungszeiten reduziert, in den Schulen entfällt der Unterricht, und auch Ärzte haben alle Hände voll zu tun. Droht uns etwa eine neue Corona-Welle?

Nein, kann Dr. Dieter Mühlbaier, Chefarzt und Facharzt für Laboratoriumsmedizin an den Reutlinger Kreiskliniken, beruhigen: »Meistens sind es ganz normale Erkältungskrankheiten.« Weder die Influenza noch Corona trägt derzeit zum Krankheitsgeschehen an den Kliniken viel bei. Wegen Influenza ist nur ein Patient in Behandlung, 25 Patienten mit coronapositivem Ergebnis liegen auf den Stationen. Allerdings habe etwa die Hälfte das Virus »nur im Gepäck«, wie Mühlbaier erklärt, eigentlich seien sie wegen anderer Erkrankungen in Behandlung. Zwei Patienten sind auf Intensivstation, beide leiden allerdings unter erheblichen Vorerkrankungen. Für Risikopatienten kann Covid also nach wie vor gefährlich sein, Mühlbaier rät daher, sich bei den Impfungen an die Empfehlungen der ständigen Impfkommission (Stiko) zu halten. Vor wenigen Wochen sah die Lage übrigens schon mal erheblich schlechter aus, 60 Patienten mit Covid waren in der Klinik am Steinenberg in Behandlung. Aber auch das sei durchaus noch eine normale Zahl.

»Ein gesunder Mensch kann es zu Hause auskurieren«

Ansonsten gilt: »Corona ist ein Virus wie die anderen respiratorischen Erkrankungen auch.« Allerdings kann Covid durchaus Auswirkungen auf das allgemeine Infektionsgeschehen haben, sei mit Covid eben ein weiterer Virus dazugekommen, der Erkrankungen auslösen kann, erklärt der Mediziner. Glücklicherweise hat sich der Erreger in den vergangenen Jahren jedoch so abgeschwächt, dass kaum mehr eine Intensivbehandlung notwendig ist. »Die derzeitigen Varianten sind infektiös, aber gut zu handeln, die Symptomatik ist human«, sagt Mühlbaier. Heißt: »Ein gesunder Mensch kann es zu Hause auskurieren.«

Zu schaffen machen vielen Einrichtungen eher die hohen Krankenstände, mit denen man im Herbst und im Winter zu kämpfen hat. Diese liegen zwar momentan noch nicht über dem Durchschnitt der Vorjahre, sagt Günther Ernst, Direktor des Albert-Einstein-Gymnasiums und geschäftsführender Schulleiter aller Reutlinger Gymnasien, aber jeder Ausfall ist für die Schule schmerzhaft. Ein Peak sei in der vergangenen Woche gewesen, als ihm mehr als zehn Lehrer ausgefallen sind. »Da wird es mit den Vertretungen irgendwann kritisch«, erklärt er, »aber solch ein Krankenstand ist für die Wintersaison nicht außergewöhnlich.«

»Rund zehn Prozent der Belegschaft ist im Moment im Krankenstand«

Auch in den städtischen Kitas und Kindergärten kränkeln sowohl die Kinder als auch die Erzieherinnen. »Rund zehn Prozent der Belegschaft ist im Moment im Krankenstand«, sagt der Reutlinger Sozialamtsleiter Joachim Haas, also 80 von 800. »Das sind nicht überproportional viel«, erklärt Haas, »aber es stellt uns trotzdem vor Probleme«. Denn auch ohne Krankenwelle gibt es in den städtischen Einrichtungen zehn Prozent vakante Stellen, plus die Krankenfälle: Das heißt, es fehlt ein Fünftel des Personals. Ohne eine Reduktion der Öffnungszeiten, in welcher Form auch immer, könne man das nicht mehr auffangen. Das trifft natürlich die Eltern hart, die ohnehin immer wieder Ausfallzeiten kompensieren müssen.

Ob es sich bei den Erkrankungen um Grippe, Corona, RSV- oder schlicht Rhinovirusinfektionen (also Erkältungen) handelt, bleibt in den meisten Fällen unklar. »Corona-Tests sind nicht mehr vorgeschrieben«, sagt Haas, und auch besondere Schutzmaßnahmen gelten für Covid nicht mehr. »Wer krank ist, soll daheim bleiben«, sagt Haas, egal, um welche Erkrankung es sich handelt.

Auch an den Kliniken gibt es weder Vorschriften für Tests noch für das Tragen einer Maske, »aber wir empfehlen es den Besuchern dringend«, sagt Mühlbaier, »genau so, wie wir davon abraten, Patienten zu besuchen, wenn man sich krank fühlt.« (GEA)