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Containerbau für 50 Flüchtlinge in Ofterdingen

Um die steigende Zahl von Menschen in Not unterbringen zu können, stimmt der Bezirksgemeinderat den sechs vorgeschlagenen Standorten für Notunterkünfte zu.

Asyl
Die Zahl der Asylanträge in der EU ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen. Foto: Uli Deck
Die Zahl der Asylanträge in der EU ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen.
Foto: Uli Deck

REUTLINGEN. Nach Betzingen und Sondelfingen befand am Donnerstagabend auch der Bezirksgemeinderat Oferdingen über den Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen in Reutlingen. Um die steigende Zahl von Menschen in Not unterbringen zu können, sollen Containerbauten an neuen Standorten entstehen – auch in Oferdingen. Erster Bürgermeister Robert Hahn betonte die Dringlichkeit, Lösungen zu finden und bat den Bezirksgemeinderat um konstruktive Begleitung. Über 30 Gäste waren in die Gemeindehalle gekommen.

Die geplanten sechs Unterkünfte liegen in Reutlingen, Sondelfingen, Betzingen und Oferdingen. Hier ist im Besterwasen 1 auf drei Flurstücken eine zweigeschossige Containeranlage für 50 Personen geplant. Im Erdgeschoss befinden sich die Gemeinschaftsräume, die Küche und Sanitäreinrichtungen. Im Gebiet Bierwiesen in Gönningen stehen bereits vergleichbare Bauten. Fünf Ortschaftsratsmitglieder beantworteten die Standortfrage mit Ja, drei enthielten sich, und ein Ratsmitglied stimmte wegen Befangenheit nicht mit ab. Bei optimalem Verlauf der Maßnahmen rechnet die Stadt mit Fertigstellung der Containeranlagen bis frühestens Ende 2023/Anfang 2024. Im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens können sich, so Hahn, die Bürgerinnen und Bürger einbringen.

Keine Bevorzugung der Kinder

Geschätzt werden sich bis zum Jahresende rund 4 000 Flüchtlinge alleine aus der Ukraine im Landkreis Reutlingen aufhalten, wovon etwa 1 600 in der Stadt Reutlingen untergebracht werden sollen. Hinzu kommen Flüchtlinge aus anderen Ländern (wir berichteten). Der Landkreis habe aktuell noch rund 150 bis 200 Unterbringungsplätze, die Aufnahmekapazität der Stadt sei erschöpft. Seit August habe sich die Lage deutlich verschärft, zumal das Land die Flüchtlinge meist schon innerhalb weniger Stunden an die Landratsämter zur vorläufigen Unterbringung weiterleite.

Daher sei, so Hahn, der schnellstmögliche Ausbau von Gemeinschaftsunterkünften nötig. Man müsse sich der Aufgabe mit dem gleichen Engagement wie 2015/2016 stellen. Notfalls müssten die Standards sinken: Für die Flüchtlinge kann das bedeuten, dass sie weniger Platz zur Verfügung haben und eventuell auch keine Duschen. Sie müssten dann öffentliche Duschen aufsuchen. »Wir müssen jetzt eben die Ohren anlegen und Opfer bringen, im ureigensten Interesse. Ein Putin wird immer weitermachen. Wir können uns nicht wegducken.«

Man müsse die Flüchtlinge aufnehmen, die der Stadt zugeteilt würden, sagte Hahn. Im Übrigen wolle er mit dem Gerücht aufräumen, dass Kinder aus der Ukraine sofort einen Kindergartenplatz erhielten. »Sie kommen genauso auf eine Liste wie alle anderen auch.«

Bei der Fragerunde bemängelte ein Gast, erst bei der Sitzung über die Maßnahme informiert worden zu sein. »Wir haben uns vorher noch nicht an die Anwohner gewendet, weil die vorgestellten Standorte heute erst festgelegt und dann weiter geprüft werden sollen«, sagte Hahn.

Sina Maier appellierte, unterstützt von Achim Wurster, Solidarität sowohl gegenüber der Stadt als auch den Flüchtlingen walten zu lassen und ihnen ein neues Zuhause zu geben, an dem sie sich willkommen fühlten.

Sorgenkind Spielplatz

Im Anschluss bemängelte Achim Wurster den schlechten Zustand des Spielplatzes Wolfshecke. »Ist es nicht wichtiger, Spiel- und Sportplätze zu sanieren als in der Oberamteistraße ein Glashaus zu bauen?«, fragte er. Dazu meinte Hahn, er sehe die Wichtigkeit ein, doch die Zeiten seien schwierig wie nie. Der städtische Haushalt sei nur Millimeter von der Genehmigungsfähigkeit entfernt. Für die statische Sicherung der mittelalterlichen Gebäudezeile müsste dringend etwas getan werden, durch das jüngste Erdbeben hätten die Gipsmarker Risse bekommen. Von den 5,5 Millionen Euro an Kosten für den Glasbau trage der Bund 3,3 Millionen Euro. »Wenn wir die Planungen nicht durchführen, kostet es uns eine Million mehr. Wir werfen das Geld nicht mit der Schneeschaufel raus.«

Wurster stellte den Antrag auf Sanierung des Spielplatzes, den der Gemeinderat einstimmig befürwortete. (GEA)