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Campus: Probieren vor dem Studieren an der Hochschule Reutlingen

REUTLINGEN. Anfang September fiel erstmalig der Startschuss für ein Orientierungssemester an der Hochschule Reutlingen. 17 Flüchtlinge bereiten sich in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Programm »proRefugeeHSRT« 16 Wochen lang auf das Studium an einer deutschen Hochschule vor.

Die Perspektive nach der Flucht – ein Studium an der Hochschule Reutlingen? Das können Flüchtlinge jetzt in einem ersten Orienti
Die Perspektive nach der Flucht – ein Studium an der Hochschule Reutlingen? Das können Flüchtlinge jetzt in einem ersten Orientierungssemester ausprobieren. FOTO: SCHREINERT
Die Perspektive nach der Flucht – ein Studium an der Hochschule Reutlingen? Das können Flüchtlinge jetzt in einem ersten Orientierungssemester ausprobieren. FOTO: SCHREINERT
Sie kommen aus Syrien, Pakistan und dem Iran, sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und wollen ihre akademische Laufbahn beginnen oder fortsetzen. Aus über 40 Interessenten und 23 Bewerbern konnten die 17 Teilnehmer die Anforderungen für das Orientierungssemester erfüllen: ein abgeschlossener Integrationskurs, Deutsch-Sprachkenntnisse auf dem Level B1 und eine Hochschulzugangsberechtigung, zudem schriftlicher Eignungstest und Gruppengespräche.

Bis Ende Januar stehen für die Kursteilnehmer vielfältige Module an. Los ging es mit dem Intensivsprachkurs »Deutsche Sprache und Kultur«, der gemeinsam mit anderen Studierenden aus aller Welt die ersten drei Wochen füllte. Ziel ist es, das Sprachniveau B2 und somit eine selbstständige Sprachverwendung zu erreichen. Denn obwohl viele der Flüchtlinge bereits mit sehr guten Deutschkenntnissen zu den Einstufungstests kamen, gibt es unzählige Fachbegriffe im Dschungel der Hochschulsprache, die erst gelernt werden müssen. »Unsere Teilnehmer sind super vorbereitet zu den Auswahlgesprächen gekommen«, erinnert sich Veronika Bothor, die als Flüchtlingsbeauftragte der Hochschule auch das Orientierungssemester mitorganisert hat. »Sie haben sich Deutsch größtenteils selbst beigebracht. Viele hatten sich im Vorfeld auch schon genau über die Hochschule Reutlingen informiert und wissen, was sie gern nach dem Orientierungssemester studieren möchten«, so Veronika Bothor.

Doch bevor es in die Bewerbungsphase für das kommende Sommersemester geht, sind noch einige Kursstunden zu absolvieren. Neben dem Sprachunterricht gibt es ein wöchentliches Coaching für die Teilnehmer, in dem das Gelernte reflektiert und über Probleme oder Konflikte gesprochen werden kann. Lernen lernen, Zeitmanagement, Projektmanagement und Teamarbeit sind Themen, die vermittelt werden sollen. Veranstaltungen zur interkulturellen Kompetenz und Kommunikation sensibilisieren für kulturelle Unterschiede und greifen theoretische Grundlagen und Kenntnisse über den Umgang mit anderen Kulturen, Bildungstraditionen und Lernstilen auf.

Grundlagenwissen aus den Bereichen Chemie, Textiltechnik, Informatik, Wirtschaftswissenschaften sowie Maschinenbau und Elektrotechnik kann im Rahmen einer Ringvorlesung in den einzelnen Fakultäten erworben werden, zudem gibt es einen Grundkurs aus den Wirtschaftswissenschaften und Mathematik sowie eine Einführung in die Informations- und Kommunikationsanwendungen. Abgerundet wird das Programm durch den Bereich Leben und Arbeiten, in dem die Flüchtlinge einen Einblick in die Funktionsweise von Betrieben bekommen. Welche Erwartungen haben Arbeitgeber, wie bewerbe ich mich, welche Rechte und Pflichten habe ich?

Probieren vor dem Studieren: »Das Orientierungssemester garantiert keinen Studienplatz, aber es hilft den Kursteilnehmern ungemein, die nötigen Voraussetzungen dafür zu erlangen. Die Hochschule steht für eine internationale Studierendenlandschaft, daher freuen wir uns, interessierte Flüchtlinge auf diesem Weg unterstützen zu können«, so Prof. Dr. Gabriela Tullius, Vizepräsidentin für Diversity und Digitalisierung. (HS)