Steffen Solomon wartet vor der Eingangstür, unterhält sich bereits mit dem Hausmeister, der ihn freundlich fragt, wie es ihm in seinem neuen Reich gefällt. »Everything is great!«, antwortet Steffen auf Englisch. Der Südafrikaner studiert seit März als Austauschstudent an der Hochschule Reutlingen, um seinen Master in Business Administration an seiner Heimatuniversität, der Nelson Mandela Metropolitan University, abzuschließen.
Sein neues Zimmer beinhaltet alles, was er zum Leben und Lernen braucht: Auf 17,5 Quadratmetern verteilen sich Bad, Küchenzeile, Bett, Schrank und Schreibtisch. 298 Euro zahlt Steffen monatlich an Miete. »Ein fairer Preis dafür, dass ich den direkten Zugang zur Hochschule habe«, findet er. Praktischerweise war das Apartment bereits möbliert, sodass der Student nur noch mit seinen persönlichen Habseligkeiten einziehen musste. Auf keinen Fall fehlen darf dabei seine Kaffeemaschine. Dass die Deutschen gern Kaffee trinken, habe er schon früh festgestellt, sagt der 29-Jährige lachend, und ihm selbst ginge es ähnlich.
Wie wohl er sich in seinem neuen Zuhause wohlfühlt, merkt man Steffen sofort an. Auch vorher hat er bereits in einem Wohnheim gelebt, der Umzug war dennoch eine willkommene Abwechslung für ihn. »Es ist fast dasselbe Gefühl, als ob man sich ein neues Auto kaufen würde!«, freut sich der Südafrikaner. Ausufernde Studentenpartys habe es bisher aber noch nicht gegeben, und da sei er auch froh drüber. »Ich verbringe sehr viel Zeit im Zimmer, um für mein Studium zu recherchieren oder Vorträge vorzubereiten. Deshalb schätze ich es, dass im neuen Wohnheim sehr viel Rücksicht aufeinander genommen wird und niemand zu laut ist«, erklärt er.
Eine Art Gemeinschaftsgefühl ist unter den neuen Bewohnern trotzdem schon nach kurzer Zeit entstanden. Nicht zuletzt deshalb, weil viele aus entfernten Ecken der Welt kommen und hier in Reutlingen zusammenfinden. »Auf den Fluren trifft man neben den Deutschen auch Leute aus Nigeria, China, Indien oder Syrien. Wir haben alle unterschiedliche Hintergründe und dennoch viele Gemeinsamkeiten. Jeder hat etwas zu erzählen und man kommt sehr einfach ins Gespräch«, stellt Steffen fest. Ihm gefalle es vor allem, mit Leuten in einem Haus zu leben, die ähnliche Ziele verfolgen und gegenseitig voneinander lernen. »Ich glaube, hier können Freundschaften fürs Leben entstehen«, so Steffen.
Während der Südafrikaner sein Apartment mit niemandem teilen muss, gibt es im Wohnheim auch zwei Zweier-, zwei Fünfer- und drei Sechser-Wohngemeinschaften. Ein Gemeinschaftsraum, in dem alle sich treffen können, fehlt bisher noch. Doch sobald das zweite Gebäude der Wohnanlage fertiggestellt ist, wird es unter anderem einen eigenen Fitnessraum geben. Dass die Nachfrage an Bewerbern für die Wohnheimplätze hoch war, verwundert da nicht. Steffen ist dankbar dafür, wie viel Unterstützung er hier in Deutschland bereits erhalten hat, vor allem auch vom Reutlingen International Office: »Ich fühle mich schon geehrt, dass ich hier untergekommen bin. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Wohnheimleben für mich einfach perfekt.« (HS)

