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BZN-Musical »Jekyll und Hyde« mit Erotik auf der Bühne

REUTLINGEN-ROMMELSBACH. Schwer geht sie, die Tür zur Turnhalle. Drinnen ist es dunkel. Nur die Bühne ist beleuchtet, und die Lampen der Notenständer fürs Orchester. Feine Geigenklänge erfüllen den Raum, begleitet vom tiefen Brummen des Kontrabass' und den kräftigen Tönen der Blechbläser. Die Faszination des Ohrs geht über aufs Auge, der Blick wandert hinüber zur großen Bühne. Fällt auf tanzende Solistinnen, auf aufreizende Kostüme und freche Bewegungen. Ein echter Hingucker sind die Mädels, die im Stück Prostituierte verkörpern.

Beim BZN-Musical »Jekyll und Hyde« zeigen Akteurinnen auch erotische Bühnenpräsenz. FOTO: STEFAK
Beim BZN-Musical »Jekyll und Hyde« zeigen Akteurinnen auch erotische Bühnenpräsenz. Foto: Carina Stefak
Beim BZN-Musical »Jekyll und Hyde« zeigen Akteurinnen auch erotische Bühnenpräsenz.
Foto: Carina Stefak
Und ganz links sitzt der hübsche Dr. Jekyll, umgarnt von Hure Lucy auf seinem Schoß. Jetzt fängt sie an zu singen, die Schöne, und zieht damit die Zuschauer in ihren Bann.

Klare Anweisungen

»Jekyll und Hyde« heißt Frank Wildhorns bekanntes musikalisches Werk das die Musical-AG des BZN nun auf die Bühne bringt. 100 Schüler haben ein Jahr lang daran gearbeitet, heute Abend ist Premiere. Doch bis dahin gibt's noch viel zu tun - denn noch klappt nicht alles reibungslos: »Moooment, so geht das nicht!« Christina Reges-Manz springt von ihrem Stuhl auf, eilt zur Bühne und hüpft hinauf. Was die Regisseurin zu den Solisten sagt, hört man unten im Publikumsraum nicht. Doch die Anweisungen sind klar. »Das machen wir noch mal«, sagt sie bestimmt. Ein kurzer Blick hinüber zum Orchester, das ihr Ehemann, Musiklehrer Michael Manz leitet. Der nickt, weist seine Musiker an.

Woran es noch hapert? »Am Zusammenspiel«, sagt Reges-Manz in einer kurzen Probenpause. »Es ist ein sehr, sehr anspruchsvolles Stück und nicht leicht, Bühne und Orchester zusammenzubringen.« Die Solisten müssten nicht nur ihren Text können und ihr Lied singen, sie müssten auch schauspielern und auf die Musik achten, erklärt die Konzert- und Opernsängerin.

Im Juli hat sie angefangen, sich mit dem Team Gedanken zu machen. Welches Stück wählt man überhaupt aus? Ist es dann auch realisierbar? »Jeder, der mitmachen wollte, musste vorsingen«, sagt Reges-Manz - »Dabeisein durfte aber jeder«. Schüler der Klassen sieben bis zwölf sind vertreten. Am BZN ist es schon das vierte große Musical neben kleineren Produktionen. »Viele Schüler sind schon jahrelang dabei«, weiß die Regisseurin. Für andere ist's das erste Mal. Kostüm, Gesang, Performance: »Vor allem die Kleinen tun sich noch schwer, haben Berührungsängste, sind überfordert.« Aber mit der Zeit, sagt die Regisseurin, haben sie Selbstvertrauen gewonnen, trauten sich den Auftritt zu.

Zwei, die schon eine Weile dabei sind, sind die Hauptdarsteller Simon Kirschner (Dr. Jekyll/Edward Hyde) und Christin Stanowsky (Lisa Carew). Beide singen seit Jahren im Schulchor, Kirschner dazu noch in einer Band. Auch zu Hause wird geübt, bis der Text und jeder einzelne Ton sitzt. Eine Erkältung hemmt Kirschner in der Probe noch, aber beim Auftritt will er dann alles geben. Kirschner, der wie Stanowsky, auch noch im Theaterkurs spielt, könnte sich auch beruflich mit der Schauspielerei anfreunden. Ihn, sagt er, verfolgen Dr. Jekyll und Hyde schon bis in seine Träume. Auch seine blonde Kollegin nimmt von den Proben den einen oder anderen Ohrwurm mit nach Hause.

Zwei Stunden pro Woche dauerten die Proben, dazu gab es Probenfreizeiten und -wochenenden. Während Christina Reges-Manz für die Szenen zuständig war, kümmerte sich Michael Manz ums Musikalische - um die Chöre und die Soli. Insgesamt stehen 50 Leute auf der Bühne. 30 weitere sitzen im Orchester. Weitere 20 sind für die Technik zuständig - ein ganz schön unübersichtlicher Haufen. »Ja, das ist nicht einfach, alle unter einen Hut zu bringen«, gibt auch Reges-Manz zu.

Lampenfieber spielt mit

Sie ist schon zwei Tage vor der Premiere ordentlich nervös. Besonders gegen Ende liegen die Nerven blank, geprobt wurde teilweise bis 23 Uhr. Reges-Manz weiß: »Jeder gibt alles.« Sie kann sich aber nicht so richtig vorstellen, dass in der Vorstellung überhaupt nichts schief geht. »Einfach weil's so ein schweres Stück ist.« Doch das muss der Zuschauer ja nicht merken - Seit über zehn Jahren ist Reges-Manz schon dabei. Professionalität ist ihr und der gesamten Musical-AG sehr wichtig. Ob am Schluss aber alles klappt, das ist für die Chefin nicht so wichtig. »Hauptsache, sie haben ihren Spaß da oben!« Aufführungen sind heute, 18. Mai, Samstag, 19. Mai und Montag, 21. Mai, jeweils um 20.30 Uhr in der Rommelsbacher Wittumhalle. (GEA)

Die Jury kommt nach Reutlingen

Es wird ernst fürs BZN-Gymnasium: Am Montag, 21. Mai, um 20.30 Uhr besuchen Vertreter der Lotto-Musiktheaterpreis-Jury die Aufführung des Musicals »Jekyll and Hyde«.

Das BZN zählt zu acht Institutionen, die für die Teilnahme am Musiktheaterpreis ausgewählt wurden, der auf den drei vorderen Plätzen mit 5 000, 3 000 und 2 000 Euro dotiert ist. Die fachkundigen Juroren werden das BZN-Stück nach Qualitätskriterien in den Darbietungsformen Musik, Gesang, Schauspiel und Tanz beurteilen. Besonderes Augenmerk legen sie auch auf Bühnenpräsenz und Charakterinterpretation. Darüber hinaus zählt ein stimmiger Gesamteindruck des Abends. Zur Jury gehören Mitglieder der Arbeitsgruppe Musiktheater des Landesverbandes der Musikschulen sowie Vertreter des professionellen Kinder- und Jugendtheaters und des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport. (GEA)