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Aktuell Reutlingen

Brauchtum und Präsenz zeigen

REUTLINGEN-ROMMELSBACH. 20 Paare in Tracht marschieren unter den Klängen der Donauschwäbischen Blaskapelle und zum Takt der klatschenden Zuschauer in den Saal, drehen im Formationstanz ihre Runden und Figuren, die Frauen im Samtleibchen, mit Schultertuch und drei gestärkten und gefältelten Unterröcken, die Männer mit einer bunt glitzernden, kronenhaften Kopfbedeckung und angestecktem Rosmarinzweig als Zeichen der Einladung: Ein solches Bild bot sich allen, die zum 53. Sackelhausener Kirchweih- und Heimattag in die dicht bestuhlte Rommelsbacher Wittumhalle gekommen waren.

Und genau diese dichten Reihen waren auch notwendig, um des Andranges der Besucher Herr zu werden. Johann Pless, stellvertretender Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Sackelhausen, sprach von etwas über 500 Mitgliedern und Freunden, die aus dem gesamten Bundesgebiet, aber auch aus Österreich oder sogar den USA angereist waren.

Geselligkeit vor allem

Worin liegt die Bedeutung eines solchen Kirchweihfestes? Früher, bevor die Donauschwaben aus ihren Siedlungsgebiet nach Deutschland zurückwanderten, wurde das Kirchweihfest zu Ehren der Schulabgänger des jeweiligen Ortes gefeiert. So auch in Sackelhausen im heutigen Rumänien. Musik, Tanz und Geselligkeit standen dabei - genau wie heute - im Vordergrund, aber es wurde nicht nur einen, sondern ganze drei Tage lang gefeiert.

»Was wir heute machen, ist nur ein Abklatsch«, gestehen Pless und seine Frau Hedwig ein, die wie 40 Prozent aller ehemaliger Sackelhausener in den vergangenen 40 Jahren nach Reutlingen gekommen sind. Dennoch helfe es, die Tradition zu bewahren und an die eigenen Kinder weiterzugeben.

Neue Heimat gefunden

Ingeborg Schwarz, 40, kann da nur zustimmen. Sowohl sie und ihr Mann Gerhard als auch ihre beiden Kinder haben in den 20 Jahren, in denen sie beim Kirchweihtag dabei sind, als Vortänzer mitgewirkt. »Es ist immer schön, alte Bekannte zu treffen und sich an früher zu erinnern«, bekennt sie lächelnd.

Damit stand die Veranstaltung ganz im Zeichen der Reutlinger Heimattage, wie Bürgermeister Robert Hahn in seinen Grußworten deutlich machte: »Sie sind durch Ihre Geschichte mit dem Thema Heimat konfrontiert worden. Sie mussten die alte Heimat verlassen und haben hier in Reutlingen eine neue gefunden. Kultur«, erinnerte er an das Motto der Heimattage, »schafft Heimat.« Staatssekretär Dieter Hillebrand, der ebenfalls zugegen war, konnte da nur zustimmend nicken.

Ergänzt wurde das Programm durch eine Tanzeinlage der Trachtengruppe der Banater Schwaben und mehreren Kurzfilmen aus den Siebzigerjahren, die bewegte und bewegende Bilder aus der alten Heimat Sackelhausen zeigten.

Zusätzlich sind unter dem Titel »Die Uhr zurückgedreht« Fotos aus Sackelhausener Zeiten im Gewölbekeller des Osianderschen Buchhandlung (Wilhelmstraße 64) noch bis zum 10. Oktober zu sehen. (GEA)