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Aktuell Bildungspartnerschaft

Bitte nicht in Jogginghosen!

REUTLINGEN-BETZINGEN. Statt Mathe, Erdkunde oder Englisch hieß es für die Neuntklässler der Hoffmannschule in Betzingen gestern: Bewerbungsmappen optimieren, Vorstellungsgespräche führen und sich bei der Berufsberatung über alternative Berufsmöglichkeiten informieren. »Ready - Steady - Go« heißt das Planspiel, das von der DGB-Jugend entwickelt und mit organisiert wird.

Am Checkpoint wird das Planspiel koordiniert - Maik Zigann (links) von der DGB-Jugend schickt die Schüler von hier aus zu den ve
Am Checkpoint wird das Planspiel koordiniert - Maik Zigann (links) von der DGB-Jugend schickt die Schüler von hier aus zu den verschiedenen Stationen. Foto: Steffi Renz
Am Checkpoint wird das Planspiel koordiniert - Maik Zigann (links) von der DGB-Jugend schickt die Schüler von hier aus zu den verschiedenen Stationen.
Foto: Steffi Renz
Frank Vogt, Klassenlehrer der 9a, hat dieses Angebot bei einer Fortbildung kennengelernt. »Ich habe ein bisschen recherchiert und festgestellt, dass das an anderen Schulen gut angenommen wurde. Da dachte ich: Das klappt auch bei uns.« Seine Kollegin Gudrun Kaolla aus der 9b war ebenfalls sofort begeistert dabei. An verschiedenen Stationen wurden die Unterlagen der Schüler geprüft, Bewerbungsgespräche geführt oder Tipps für den Besuch an weiterführenden Schulen gegeben. Vorbereitend haben alle Schüler eine Bewerbungsmappe erstellt. Auch das richtige Auftreten wurde besprochen. »Wir haben den Schülern gesagt, dass Jogginghosen keine angemessene Kleidung für ein Vorstellungsgespräch sind«, schmunzelt Vogt.

Unterstützt wurde der Tag von Firmen vor Ort. Ein großes Plus der Hoffmannschule: Sie kooperiert nicht nur mit einem einzelnen Unternehmen - gleich der ganze Gewerbeverein Betzingen fördert die Bildungspartnerschaft. So fanden sich zum Auftakt der praktischen Zusammenarbeit sieben Firmen in der Schule ein - zwei mussten kurzfristig krankheitsbedingt absagen - und übten mit den Neuntklässlern.

Furkan ist 15 Jahre alt und möchte gerne Kfz-Mechatroniker werden. Auf den gestrigen Tag hat er sich gut vorbereitet: »Ich habe mich im Internet über die einzelnen Firmen informiert, zum Beispiel, wie lange es 'Fahrrad Sauer' in Betzingen schon gibt.« Furkan führt sein erstes Bewerbungsgespräch mit Hans-Georg Nestel vom Schuhhaus Nestel. Zwar hat er sich bisher nicht für einen Beruf im Einzelhandel interessiert - dennoch ist er im Gespräch offen.

Konzentriert hört er zu, als Hans-Georg Nestel die Jobbedingungen erklärt. Auf die beliebte Frage nach den eigenen Stärken antwortet Furkan selbstbewusst; »Wenn ich was anfange, mach ich es fertig. Und ich kann gut mit Leuten reden und verstehe mich mit jedem.« Der 15-Jährige fragt auch nach - ob das Schuhhaus Nestel seine Azubis übernimmt oder welcher Schulabschluss Einstellungsvoraussetzung ist. Nach rund 15 Minuten bekommt er eine erste Rückmeldung. »Das hat er wunderbar gemacht!« Hans-Georg Nestel, stellvertretender Vorsitzender des Gewerbevereins, füllt noch den Rückmeldebogen aus, den es an allen Stationen gibt. Interesse für den Beruf, Freundlichkeit, Gestik oder die allgemeine Vorstellung werden mit Schulnoten von sehr gut bis ungenügend bewertet.

Furkan bekommt eine 2,5 und freut sich. »Ich habe viel über den Job im Einzelhandel gelernt. Vielleicht schau ich im Internet mal nach weiteren Informationen.«

Ophelia kommt derweil vom Eignungstest. Den machen alle Schüler - und bei der 15-Jährigen lief es gut. »Nur einen Notenschlüssel aus einer Büroklammer zu formen, war schwer«, lacht sie. Ophelia weiß noch nicht, was sie beruflich machen möchte. »Irgendwas mit Sprachen«, meint sie. Also geht es ab zu Susanne Huber: Die Berufsberaterin der Agentur für Arbeit in Reutlingen hat nicht nur viele Broschüren dabei, sondern auch reichlich Tipps.

»Alle sind voll nett, es macht total Spaß«
»Wünsche konkretisieren und Alternativen erarbeiten«, war ihre Hauptaufgabe am gestrigen Tag. Jacqueline kann derweil Positives berichten: »Ich habe eine Lehrstelle«, strahlt sie. Im August wird die 15-Jährige ihre Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten beginnen. »Das wollte ich schon immer werden«, erzählt Jacqueline, die den gestrigen Tag noch mal als gute Übung betrachtete. »Und es ist schön, wenn man ein positives Feedback bekommt. Alle sind hier voll nett, es macht total Spaß.«

Die Rückmeldungen aller Beteiligten waren so gut, dass Frank Vogt das Planspiel »gerne wieder machen möchte. Es war schön zu sehen, wie viel Unterstützung wir bekommen haben. Und es wäre schön, wenn unsere Kooperation mit dem Gewerbeverein dazu führt, dass möglichst viele Schüler Praktika oder Ausbildungsplätze bekommen«. (GEA)