REUTLINGEN-REICHENECK. Mucksmäuschenstill ist es binnen der zurückliegenden Monate um das geplante, klimaneutrale Nahwärmenetz für Reicheneck geworden. Was indes kein schlechtes Zeichen ist oder gar auf Untätigkeit hindeutet. »Nichts«, sagt Schultes Ulrich Altmann in Anspielung auf eines der berüchtigtsten Verwaltungsmöbel, »wurde auf die lange Bank geschoben.« Denn hinter den Kulissen herrscht rege Betriebsamkeit, sind notwendige Prozesse in Gang gesetzt worden.
Fördermittel beantragt
So zu hören bei der jüngsten Sitzung des Reichenecker Ortschaftsrats, in deren Verlauf Gastreferent und Projekt-Begleiter Lukas Vöhringer von der Fair-Energie einen Zwischenbericht lieferte. Danach habe man beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) Fördermittel für eine Machbarkeitsstudie beantragt, auf deren Bewilligung nun zu warten sei. Sollte – wovon auszugehen ist – aus Berlin das erhoffte »Go« kommen, könne man unverzüglich konkreter werden und innerhalb von neun bis zwölf Monaten Grundsätzliches klären: etwa den optimalen Standort des künftigen Heizkraftwerkes und die Frage nach passenden Wärmeerzeugern.
Denn ob die angestrebte Abkehr von fossilen Brennstoffen über eine Kombinationslösung aus Holzhackschnitzeln und Solarpanelen realisiert wird oder ein anderer Mix CO2-neutraler Alternativen zum Zuge kommt, steht heute noch nicht fest. Wohingegen klar ist, dass sich die Reichenecker in hohem Maße für eine Zukunft als Öko-Dorf interessieren. Den Wandel hin zum Bioenergie-Flecken finden – wie berichtet – ausreichend Haushalte interessant, um Tatsachen schaffen zu können.
Mehr Öko, weniger Öl
Auch deshalb, weil in Reicheneck viele Heizanlagen in die Jahre gekommen sind und deshalb so oder so einer Erneuerung beziehungsweise eines Austauschs bedürfen. Dies hat eine Einwohnerumfrage ergeben, die das Vorhaben unterstützt: Immobilienbesitzer setzen – nicht nur wegen explodierender Energiepreise – auf Öko und nicht länger auf Öl. Außerdem setzt Reicheneck auf Volksbildung.
Einrichten möchte die noch immer agrarisch geprägte Gemeinde einen landwirtschaftlichen Lehrpfad, der Spaziergängern anhand kindgerecht gestalteter Informationstafeln Wissenswertes zum Beispiel über Getreideanbau, Streuobst oder Imkerei sowie über die ortsansässigen Bauernhöfe vermittelt, von deren Betreibern die Idee für den Lehrpfad im Übrigen stammt.
Realisiert werden soll sie mithilfe einer Geldprämie, die Reicheneck im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs »Unser Dorf hat Zukunft« jüngst erhalten hat. 3.000 Euro sind’s, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Reutlingens kleinster Bezirksgemeinde für deren bürgerschaftliches Engagement und gedeihliche Entwicklung hat zukommen lassen. Die Summe in den projektierten Lehrpfad zu stecken, stößt in den Reihen des Ortschaftsrats auf einhellige Zustimmung. Schultes Altmann: »Wir haben bereits mit einem Grafiker Kontakt aufgenommen, der erste Vorschläge für die Gestaltung der Info-Tafeln vorgelegt hat. Im Herbst dieses Jahres soll der Lehrpfad eingeweiht werden.« (GEA)