REUTLINGEN-BETZINGEN. Kalt war’s, als die Gardetänzerinnen der Betzinger Krautskräga, der Narren aus Reutlingens größtem Teilort, an der Wernerschen Mühle aufliefen. Von den ganz großen Tänzerinnen über die mittleren bis hin zu den kleinsten, der Grünen Garde, füllten sie am Samstagnachmittag den Mühlenhof. Das Publikum applaudierte begeistert, alle waren frohgemut – nun konnte es losgehen mit der närrischen Zeit.
Doch halt, war da nicht noch was? Ach so, klar: Der Namensgeber der Betzinger Narren, der Krautskragen, musste noch abgestaubt werden. In überlebensgroßer Form war er auf einem Leiterwagen in den Hof gefahren worden. »Früher haben wir den hereingetragen«, sagte Elferrats-Präsident Karl-Heinz Kutzbach. Doch die Zeiten haben sich geändert: »Das ist heute moderner«, so sein Fazit.
Versteinerte Mienen der neuen Mitglieder im Betzinger Elferrat
Bevor es zum Abstauben ging, wurden drei neue Mitglieder in den Elferrat aufgenommen: Maren Schwaderer wurde mit dem Bollerwagen vorgefahren, Jens Hankiewicz und Sascha Cupal zogen das Gefährt. Anschließend bekamen alle Drei die traditionelle Elferratskleidung, vom Jackett über den Parka bis zum Schal und der unvermeidlichen Elferratsmütze. Mit dem dreifach laut artikulierten Narrenruf »Krauts-Kräga« wurde ihre Aufnahme bestätigt.
Damit allerdings nicht genug: Ein Schälchen mit vermeintlich ziemlich Ungenießbarem mussten alle drei vertilgen. Kutzbach verriet nur so viel: »Es muss natürlich Kraut mit drin sein.« Den versteinert wirkenden Gesichtern der Neulinge im Elferrat war aber nicht abzulesen, wie sehr ihnen das Vorgesetzte mundete.
In der Zwischenzeit hatte Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp in Reimform die Grüße der nicht-närrischen, also der bürgerlichen, Welt überbracht: »Liebe Gäscht von überall, heute geht er los, der Karneval«, sagte Rupp sehr zur Freude des gebannt lauschenden Publikums.
Diesmal wird es eine lange Saison
Dann aber, wirklich und endlich ans Werk: Zusammen mit dem Bezirksbürgermeister griffen Kutzbach und die Neuen im Elferrat zu den Besen und staubten ab, was das Zeug hielt. Die imaginären Staubflocken wirbelten dabei nur so durch die Luft – wer da eine Stauballergie hatte, musste das Weite suchen. Als das erledigt war, durften die Gardetänzerinnen ganz kurz einen Ausblick auf ihre akrobatischen Künste zeigen. Die Ansage – »dieses Jahr wird es eine lange Saison, erst am 5. März ist Aschermittwoch« - ließ vermuten, dass die kommende närrische Zeit mit vielen, vielen Auftritten ganz schön anstrengend werden könnte.
Doch am vergangenen Samstag ging es eher noch gemütlich zu. »Bleiben Sie da«, forderte der Elferrats-Präsident auf. »Genießen Sie es, bei Freunden zu feiern.« Eines muss allerdings noch betont werden: Das Abstauben des Krautskragens war nicht das bekanntere Aufwecken der Mühlenkatzen. Die närrischen Kostüme der Betzinger Narren schlafen nämlich noch tief. Bis zum 6. Januar. Dann werden sie zur Karnevals-Hauptzeit erweckt. (GEA)