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Aktuell Hochwasser

Betzinger Rätin fordert Sirene und Webcam fürs Rathausdach

Viele Fragen und Anregungen zum Betzinger Hochwasserschutz in Betzingen: Bürger wollen Vorwarnung.

FOTO: STRATENSCHULTE/DPA
Eine Warnsirene. Foto: dpa
Eine Warnsirene.
Foto: dpa

REUTLINGEN-BETZINGEN. Baustelle Goosgarten, Retentionsflächen, verstopfte Gullis, Zugriff auf Sensoren, Evakuierungspläne, Querfurchen auf Ackerflächen: Die Liste der Fragen zum Hochwasserschutz, die Fachgebietsleiter Torsten Müller von der Stadtentwässerung Reutlingen (SER) in der Betzinger Ortschaftsratssitzung abzuarbeiten hatte, war lang. Wie schon in seiner Präsentation machte er immer wieder klar, dass sich eine Naturkatastrophe wie im Juni nicht verhindern und sich Abhilfe nicht auf die Schnelle organisieren lässt. Umso mehr drängten die Betzinger auf frühzeitige Warnung – beispielsweise mit einer Sirene oder einer Webcam auf dem Rathausdach.

- Retentionsflächen

Frank Schmid, Ex-Mitglied des Ortschaftsrates, kritisierte, dass es nach Umsetzung des gesamten Entwicklungskonzepts Echaz 9.000 Kubikmeter weniger Retentionsfläche gebe. Stimmt, sagte Müller. Retentionsflächen dürften aber nicht mit Rückhaltebecken verglichen werden, denn sie dienten dazu, das durchströmende Wasser zu verlangsamen und zu puffern. Ziel sei es, die Situation für die »Unterlieger«, also Wannweil, nicht zu verschlechtern.

- Verfahrensstand »Goosgarten«

An der Baustelle »Goosgarten« passiere nichts, hatte ein Betzinger moniert. »Wir sind unzufrieden mit dem Baufortschritt, aber können wenig tun«, räumte Müller ein. Die Erkrankung des Bauleiters und die Fischschonzeit hatten die Arbeiten ausgebremst. Dann war die Spezialfirma für Wasserbau für einen Einsatz im Ahrtal angefragt worden. »Das hatte für das Unternehmen dann Priorität.«

- Hochwassermauer

Die neue Natursteinmauer beim Goosgarten hatte es beim Hochwasser im Juni zerlegt. Grund war keineswegs ein Planungsfehler, erklärte Torsten Müller, sondern die Tatsache, dass sie noch nicht fertig und – durchaus gewollt – als Trockenmauer ohne Betonfundament aufgesetzt war. Die 40 000 Euro für den Wiederaufbau muss die Stadt zahlen.

- Goerdeler- und Stauffenbergstraße

Nicht die Echaz, sondern das Oberflächenwasser von den Flächen aus Richtung Degerschlacht war schuld, dass im Juni der Starkregen auch am Ortsrand große Schäden anrichtete. Spielten die offenen Fugen im Steinwall vor der letzten Häuserreihe oder die nach Meinung einiger Bürger zu hohen Einlaufbauwerke eine Rolle? »Das war nicht ausschlaggebend«, so Torsten Müller. Dennoch sollen die Fugen verdichtet und die Einläufe tiefer gesetzt werden, Letzteres aber vor allem deshalb, weil Wasserstandsmesser drauf kommen. Untersucht werden soll außerdem, ob für den Leyrenbach ein »Notwasserweg« angelegt werden kann.

- Straßeneinläufe:

Sind ungereinigte und deshalb verstopfte Gullis schuld an überfluteten Straßen und vollgelaufenen Kellern? »Aus Starkregensicht ist das relativ egal«, sagte Torsten Müller und wies darauf hin, dass eine turnusgemäße Reinigung zwar vorgesehen ist, aber meist daran scheitert, dass Autos auf den Gullis stehen. Die Straßeneinläufe und Kanäle dienten »nur« dazu, Regenwasser zur Reinigung Richtung Klärwerk zu bringen. Für Starkregen seien sie nicht ausgelegt, schon gar nicht für Wassermassen wie im Juni. »Mit Kanälen kann man kein Starkregenrisikomanagement betreiben.«

- Vorwarnung

Ein vom Hochwasser »In der Au« betroffener Betzinger forderte Zugriff auf die in der Echaz installierten Sensoren als »Zeitersparnis« im Ernstfall. »Das bringt Ihnen nichts, das können Sie nicht deuten.« Ebenso wie die Pegelmesser seien die Sensoren nur für den internen Gebrauch vorgesehen. Ortschaftsrätin Jenny Winter-Stojanovic forderte eine Webcam fürs Rathausdach, damit die Betzinger sich selbst ein Bild über den ansteigenden Echaz-Pegel machen können. »Das können Sie getrost vergessen, meist ist es Nacht und es schüttet, da sieht man nur schwarz«, winkte Torsten Müller ab. »Wir können Starkregenereignisse nicht verhindern, aber wichtig für Betzingen ist, uns frühzeitig zu informieren«, sagte Karin Lenz. Nach Auskunft von Müller dient das SER-Konzept zunächst dazu, selbst einsatzfähig zu sein. »Großziel« sei, auch die Bürger zu warnen. Das aber dauere. »Wir brauchen eine Sirene«, forderte daraufhin die Ortschaftsrätin. (GEA)