Logo
Aktuell Kommentar

Besuchsgeld in Reutlingen: Raus aus dem Antrags-Dickicht

Die Not der Eltern ist erkannt: Die Kinderbetreuung in der Stadt muss günstiger werden. Dafür sollten die Gemeinderatsfraktionen an einem Strang ziehen, anstatt sich mit Anträgen und Videos in den sozialen Medien zu profilieren, meint GEA-Redakteurin Anja Weiß.

Die Gebühren für die Kinderbetreuung müssen nach unten. Die Frage ist nur, wie sich das finanzieren lässt.
Die Gebühren für die Kinderbetreuung müssen nach unten. Die Frage ist nur, wie sich das finanzieren lässt. Foto: dpa/Uwe Anspach/dpa
Die Gebühren für die Kinderbetreuung müssen nach unten. Die Frage ist nur, wie sich das finanzieren lässt.
Foto: dpa/Uwe Anspach/dpa

REUTLINGEN. Reutlingen ist Spitzenreiter. Allerdings ist es eine bedenkliche Spitzenposition, die die Stadt da einnimmt. Nirgends ist die Kinderbetreuung so teuer wie hier. Familienfreundliche Politik sieht anders aus, spricht sich das erst mal rum, könnte es auch Folgen für den Wirtschaftsstandort haben.

Das haben nach anhaltenden Protesten und einer Petition mit mehr als 1.800 Unterzeichnern auch die meisten Stadträte erkannt. Gebühren absenken lautet das Ziel, die Eltern sind froh, dass dies endlich erkannt wurde. Auch wenn es in Zeiten knapper Kassen nur schwer umsetzbar sein wird. Denn woher die fast 2 Millionen Euro stammen sollen, die fehlen, wenn das Besuchsgeld um ein Viertel abgesenkt wird, ist ungewiss.

Dennoch halten alle Fraktionen an der Aussage fest, dass sich etwas ändern muss - und untermauern ihren Einsatz mit Postings und Videobeiträgen in den sozialen Medien. Außerdem wird alle paar Wochen ein neuer Antrag oder eine neue Anfrage zu dem Thema gestellt - ohne, dass sich etwas tut. Die Eltern, so sagt es ein Vater gegenüber dem GEA, fühlen sich immer weiter vertröstet. Geht es in diesem Tempo weiter, werden die meisten aktuell betroffenen Kinder schon aus dem Kindergarten raus sein, bis sich was getan hat. Dabei ist das Thema zu ernst, um es lediglich dazu zu nutzen, sich als Partei möglichst familienfreundlich darzustellen. Vielen Familien steht das Wasser finanziell bis zum Hals, sie sehnen sich nach einer spürbaren Entlastung.

Die kann allerdings nur dann kommen, wenn sich die Parteien fraktionsübergreifend Gedanken über eine Lösung macht statt sich mit Vorschlägen zu profilieren. Mit Ideen, die sich gut anhören, die aber eventuell gar nicht realisierbar sind. Denn, auch das ist Aufgabe der Antragsteller: Sie sollten nicht nur eine Gebührensenkung fordern, sondern auch zeigen, wie es finanziert werden kann. (GEA)