REUTLINGEN. Wenn’s um die maximal mögliche Geschwindigkeit auf der Datenautobahn geht, finden alle Internetnutzer rasende Megabytes super. Der Landkreis Reutlingen hat am Montag aktuelle Daten und Fakten zum Breitbandausbau in der Region bekannt gegeben. Laut Landrat Dr. Ulrich Fiedler habe es dabei »in den letzten Monaten große Fortschritte gegeben«. Ziel bleibe ein flächendeckender Glasfaserausbau, »gerade auch in ländlichen Gebieten«.
Laut den letzten verfügbaren Zahlen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr sei für 91,05 Prozent aller Haushalte im Kreis Reutlingen ein Internetanschluss mit eine Datenübertragungsrate von mindestens 100 Mbit/s (Megabytes pro Sekunde) verfügbar. Über 69,5 Prozent der Haushalte in der Region hätten bereits einen gigabitfähigen Breitbandanschluss, wozu auch Kabelanschlüsse sowie Glasfaseranschlüsse zählten. Diese Anschlüsse hätte der Kreis gerne überall verfügbar.
Denn laut dem Bundesverband der Verbraucherzentralen ist »bei VDSL, also Internet über die Telefonleitung, die Geschwindigkeit sehr stark von der Leitungslänge abhängig. Beim Internet über das Kabelnetz ist die Geschwindigkeit sehr stark von der Anzahl, der am Kabel angeschlossenen Haushalte abhängig. Experten sprechen hier von der Shared medium Problematik«. Wirklich zukunftssicher seien nur Glasfaser-Anschlüsse. Doch die Glasfaser-Kabel müssten – als neuer Anschluss (ähnlich wie beim Wasseranschluss oder Gasanschluss) – zuerst in die Häuser verlegt werden. Was bedeutet, dass auch die Gemeinden ein entsprechendes Netz benötigen. Die Finanzierung wäre ohne Unterstützung von Land und Bund für den Kreis unmöglich.
Das Gigabit-Grundbuch
Welche Übertragungsraten sind wo im Kreis Reutlingen verfügbar? Informationen zur aktuellen Breitbandversorgung in Deutschland für Festnetz und Mobilfunk veröffentlicht das Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Gigabit-Grundbuch. Es ist das zentrale Zugangsportal für die Bereitstellung relevanter Informationen zur Planung des Infrastrukturausbaus sowie zum aktuellen und künftigen Grad der Versorgung im Bereich der Telekommunikation. Das Gigabit-Grundbuch bündelt die bestehenden Geoinformationssysteme in einem Portalauftritt, der einen Klick wert ist. (pr)
»Wir sind auf die Förderung des Bundes dringend angewiesen«, sagt Landrat Fiedler. Als Koordinatorin für das Thema Breitband in der Region Reutlingen stellt Britta Döppner vor, was das bedeutet. In Summe wurden seit 2015 etwa 316 Millionen Euro Fördermittel von Bund und Land für den Ausbau im Landkreis Reutlingen bewilligt. Aktuell plane man, »mit unseren Städten und Gemeinden sowie unseren Partnern BLS – Breitbandversorgungsgesellschaft im Landkreis Sigmaringen mbH & Co. KG sowie der OEW Breitband GmbH weitere Förderanträge zu stellen, um weitere Glasfaseranschlüsse bei uns im Landkreis realisieren zu können. Inwieweit die Aufbauvorhaben förderfähig sind, wird derzeit für 13 Gemeinden im Landkreis geprüft«. Gefragt nach Gebieten mit langsamerer Netzversorgung meint Döppner, »die ganze Albhochfläche sieht noch ein wenig ausbaufähig aus«. Die Koordinatorin hofft auf möglichst viele bewilligte Förderanträge. Wenn alle Wünsche durchgehen würden, bekäme der Kreis dann 160 Millionen Euro. An vielen Stellen in der Region erwarte man demnächst Bagger in Aktion zu sehen.
So konnten nach einer Ausschreibung der OEW Breitband GmbH Ende April die Planungs- und Bauleistungen für Wannweil, Pliezhausen, Eningen, Pfullingen, Dettingen, Grabenstetten, Hülben, Römerstein und Bad Urach vergeben werden. »Wir rechnen mit einem Projektstart im dritten Quartal 2024 und einem Baustart im vierten Quartal«, so das Landratsamt in einer Pressemitteilung. Das Telekommunikationsunternehmen »Unsere Grüne Glasfaser« habe angekündigt, in Pfullingen, Pliezhausen, Dettingen und Bad Urach einen »eigenwirtschaftlichen Breitbandausbau durchzuführen«. (GEA)