REUTLINGEN. Dem Publikum Kunst zum Kauf anzubieten, die regionale Künstler nicht vernachlässigt und gleichzeitig Gutes tut: das war und ist auch bei der achten Ausgabe das Anliegen der dreitägigen Benefizaktion »Kunst und gut«, die am Wochenende wieder für große Resonanz und hohes Spendenaufkommen im Spitalhofsaal sorgte.
Bereits am Freitagabend bei der Vernissage freuten sich die Organisatoren des Lions Club Neckar-Alb über zahlreiche Besucher. Das mit 4.500 Euro teuerste Bild der Ausstellung, ein Grieshaber-Holzschnitt mit dem Titel »Baumblüte-Arcadia« aus dem Jahr 1963, fand bereits vor Beginn der Vernissage einen Käufer und noch selten waren schon am ersten Tag so viele rote Aufkleber-Punkte als Zeichen für den Verkauf des Kunstwerkes, zu sehen.
So viele Kunstwerke wie noch nie
Was schon am Freitag absehbar war, bestätigte sich schließlich am Sonntagabend, als das Endergebnis feststand: Von den rund 300 zum Verkauf angebotenen Bildern aus Nachlässen und Privatbesitz fanden insgesamt 110 Kunstwerke für 26.500 Euro einen neuen Besitzer.
Davon gehen eine Hälfte des Erlöses an den Verkäufer, die andere Hälfte kommt der Oskar-Kalbfell-Stiftung zugute, die mit dem Geld begabte Kinder aus Reutlinger Familien mit geringem Einkommen unterstützt. Kunstvereins-Leiterin Dr. Julia Berghoff hob in ihrer Einführung den sozialen Aspekt der Benefizaktion hervor, sprach aber auch über die Faszination, die Kunst und der Kauf eines Kunstwerkes auslösen kann.
Kunst zu sammeln habe eine lange Tradition, so die gebürtige Stuttgarter Kunsthistorikerin, »denn für viele ist ein Bild nicht nur ein Objekt, sondern mit Emotionen und Leidenschaft verbunden«. Kunst diene als Erweiterung der Ausdrucksform, sie erweitere aber auch die eigene Neugier. Gleichwohl könne man sich von ihr berühren lassen, ja, »der Kauf von Kunst ist meist der Beginn einer langen Freundschaft«, betonte Julia Berghoff.
Bevor ein Bild den Besitzer wechselt, stecke allerdings eine Menge Vorbereitung und Arbeit in einer Ausstellung wie dieser, erläuterte Lions-Club-Vorstand Matthias Betz, der die Benefizaktion zusammen mit Wilfried Thron und Eckhard Raisch seit Jahren organisiert. Immerhin mussten rund 300 Kunstwerke in einer Preisspanne zwischen 30 und 4.500 Euro gesichtet, bewertet und aufgehängt werden, darunter Ölgemälde, Druckgrafiken, Aquarelle, Lithografien und Holzschnitte: »Es wurden noch nie so viele Kunstwerke eingeliefert«, freute sich Matthias Betz bei seiner Begrüßung und Bürgermeister und Stiftungsvorsitzender Robert Hahn wies in seinem Grußwort darauf hin, dass es »eine vergleichbare Veranstaltung nirgendwo sonst gibt«.
Ausdrücklich bedankte er sich bei denen, die Kunstwerke zur Verfügung gestellt hatten und bei Organisatoren und Förderverein des Lions Clubs. Der Aufwand habe sich gelohnt, freuten sich die zufriedenen Organisatoren über die Erlöse, von denen rund 15.000 Euro an die Oskar-Kalbfell-Stiftung gehen. Und natürlich sorgte auch das große Interesse für die Aktion für gute Laune unter den Beteiligten. Denn wie sagte schon Heinrich von Kleist vor mehr als 200 Jahren: »Wovon wollen wir leben, wenn wir nicht beizeiten Kunst sammeln.« (GEA)