REUTLINGEN-MITTELSTADT. Die Luft war lau, die Atmosphäre am Neckar passte, das Wetter spielte mit. Schäfer Heinrich sang davon, »wie Schäfer eben so sind« und mit wem er »Schäfchen zählen« wollte. Die beiden 18-Jährigen bayrischen Schwestern Lisa-Maria und Isabel hatten Mundartliches aus ihrer Heimat im Gepäck, in dem es - wie kann es bei Mädchen in diesem Alter anders sein - vor allem um die Liebe ging: Partybands und Schlagersänger, »Timeless«, »So & So«, Hansi Süssenbacher, Axel Becker, Anna Katharina Stoll und die Gruppe »Schlagerfeuer«, Schäfer Heinrich und Bata Illic - sie alle sorgten am Freitag und Samstag auf dem Festgelände bei der Klostermühle in Mittelstadt beim »Schlagerfeuer Open Air 2009« gemeinsam mit dem Publikum für ein gelungenes Fest.
»Ich hab schon früher mit meinem Vater Schäferlieder gesungen«, sagte Schäfer Heinrich, der Star aus der RTL-Fernsehserie »Bauer sucht Frau«. Seine Schafe sind allerdings im Pferch, wenn er mit seiner Musik auf Tour geht. Am Anfang seiner Fernsehauftritte sei bei ihm ziemlich viel Trubel gewesen. Manchmal habe die Polizei sogar die Straße absperren müssen. Doch mit der Frau hat’s dann trotz allem bisher noch nicht geklappt. »Es haben sich zwar viele gemeldet, aber die Richtige war nicht dabei«, sagte Heinrich und zuckte mit den Schultern.
Seine Fans begrüßten ihn am Freitag in Mittelstadt wie einen alten Bekannten. »Ich hab ganz in der Nähe von dem Dorf gearbeitet, in dem Heinrich lebt«, sagte Helmut Wessely aus Riederich. Er hatte sich damals zwei Flaschen Bier unter den Arm geklemmt und kurzerhand auf dem Hof im Sauerland vorbeigeschaut. »Seit dem sind wir befreundet«, strahlte Wessely.
Auch Bata Illic hat Fernseherfahrung. Höchst unmoralisch hätten die Sender das Stück gefunden, mit dem er in den 70er Jahren den Publikumsgeschmack traf. Sie hätten sich damals lange geweigert, es zu spielen, erinnert sich der Schlagersänger. Doch seine Fans hätten das Lied schließlich zu einem Hit gemacht. »Ich möchte der Knopf an deiner Bluse sein« stimmte Illic am Samstagabend das damals ach so anstößige Lied an. Und alle sangen mit.
Das Publikum hielt es bereits bei den ersten Takten von »Michaela« nicht mehr auf seinen Sitzen. Die Fans erwiesen sich als sehr textsicher und bildeten den Background-Chor. Bata Illic zeigte sich als sympathischer Entertainer, bezog die Gäste mit ein in seine Show. Er dirigierte sein Publikum, machte die Fans zu Solisten und überließ ihnen gutmütig so manchen Part. Dass er auch selbst viel Spaß an der Freude der Gäste hatte, war offensichtlich. »Ihr macht das klasse. Und das ganz ohne Probe.«
Das Schlager-Open-Air hätte mehr Besucher verdient, waren sich Veranstalter »Sinfonia-Konzerts« mit Klaus Jacob, dem Sänger der Band »Schlagerfeuer« und die Gäste in Mittelstadt einig. Etwa 200 Fans vorwiegend im Alter zwischen 30 und 40 Jahren, aber auch Jüngere feierten allein am Samstagabend. »Wenn es sich herumspricht, wie toll Stimmung und Atmosphäre hier waren, wird’s beim nächsten Mal voll«, war sich Jacob sicher. (stö)
