TROCHTELFINGEN. Dass die Jahreshauptversammlung der Trochtelfinger Feuerwehr dieses Mal gut drei Stunden dauerte, obwohl keine Wahlen anstanden, ist nicht nur dem Marathon an Beförderungen und Ehrungen geschuldet, sondern kam durch teils deutlich spürbare Querelen innerhalb der Truppe und daraus folgenden zahlreichen Wortmeldungen zustande. Denn in den letzten Monaten war in mehreren Schreiben, darunter ein anonymes, Kritik an getroffenen Entscheidungen, wie etwa die Verlegung der Jugendgruppe ins Schloss oder wegen fehlender Kommunikation, geübt worden. Zuletzt stieß die Bestimmung, dass Feuerwehrler am Standort der Abteilung, in der sie ihren Dienst leisten, wohnen müssen, auf große Ablehnung und sorgt seither für Unverständnis und Ärger.
Wegen der internen Unstimmigkeiten befinde sich die Gesamtwehr in einer Mediation, die vom ehemaligen Reutlinger Feuerwehrchef Harald Herrmann begleitet würde, sagte Gesamtkommandant Josef Brunner.
Zunächst Dank ausgesprochen
Brunner sprach als Erstes seinen Dank an die ehrenamtlich Freiwilligen aus, die »stets mit Herz, Verstand und Mut, bei Tag und Nacht und egal, ob Sommer oder Winter, bereitstehen, was nicht selbstverständlich ist«. Nahezu 180 Aktive (164 Männer und 14 Frauen) in den Abteilungen Trochtelfingen, Hausen an der Lauchert, Mägerkingen, Steinhilben und Wilsingen, sorgten derzeit für die Sicherheit der Bürger und Sicherstellung der Aufgaben, die Feuerwehr habe anscheinend Anziehungskraft, obwohl glücklicherweise ein Rückgang an Einsätzen zu verzeichnen sei. »Das bedeutet für die Truppe, die hart trainiert und sich in vielen Stunden vorbereitet, dies aber nur in wenigen Ernstfällen zeigen kann, eine Herausforderung, um die Motivation bei den Kräften hoch zu halten.«
Was derzeit zudem stresse, sei die Wartezeit für neue Fahrzeuge von bis zu 40 Monaten, etwa derzeit für den GW/T (Gerätewagen Transport) für die Abteilung Trochtelfingen, dessen Beschaffung schon seit 2021 laufe. Hoffentlich im Mai sollen die Rohbaubesprechung stattfinden, führte Brunner weiter aus.
»Sie alle eint, dass Ihnen die Feuerwehr richtig wichtig ist«
Insgesamt bewältigte die Wehr 44 Einsätze, darunter mehrere Verkehrsunfälle, kleinere Brände, wie einen Containerbrand, der Brand einer Trafostation oder eines Aufsitz-Rasenmähers. Etliche Ölspuren mussten beseitigt, einige Türnotöffnungen durchgeführt und Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen geregelt werden. Einen eher ungewöhnlichen Einsatz gab es Mitte Januar. »Da war ein Pferd mit den Hinterbeinen durch einen Bretterboden gekracht«, erzählte Schriftführerin Sonja Hummel. Mit viel Manneskraft und einigen B-Schläuchen konnte das Tier aus seiner misslichen Lage befreit werden.
Blick in die vergangenen Monate
Von den Aktivitäten der 46 Mitglieder der Altersabteilung berichteten Edwin Weisser und Anton Unmuth. 26 Jugendliche, darunter sechs Mädchen, sind zurzeit in der Jugendwehr, vier Jugendliche sind in den aktiven Dienst übergetreten, freute sich Jugendwartin Barbara Eisele. 18 Übungsabende mit Themen wie Knoten und Stiche, Fahrzeugkunde, UVV oder dreiteiliger Löschangriff sowie technische Hilfeleistung haben die Nachwuchsfeuerwehrleute absolviert. Daneben gab es auch Spiele und Sport, einen Grillabend und den Besuch der Spielstraße der Landesjugendfeuerwehr. »Ohne Jugend wird unsere Zukunft kritisch und schwierig«, meinte der Kommandant, als er den Jugendbetreuern für ihr Engagement dankte. Kassier Martin Rudolf vermeldete einen kleinen Verlust in der Kasse.
Sie sehe total engagierte Menschen und auch das, was sie leisten, kommentierte Bürgermeisterin Katja Fischer die Berichte und auch Kommentare während der Versammlung. »Die Feuerwehr ist ein buntes Mischmasch aus Kompetenzen, Erfahrungen, Überzeugungen und Wertvorstellungen, weshalb es auch immer wieder knirscht.« Aber man könne es nicht um jeden Preis oder wegen persönlicher Empfindlichkeiten und Abneigungen knirschen lassen, denn wie in diesem Mediationsprozess sichtbar geworden sei, wollten die Feuerwehrler ja etwas Gutes für die Gesellschaft leisten und helfen. Das letzte Jahr sei intensiv gewesen und habe nicht nur gute Laune erzeugt, aber sie danke für offene und kontroverse Diskussionen.
»Sie alle eint, dass Ihnen die Feuerwehr richtig wichtig ist«, schloss die Bürgermeisterin. »Es läuft, und ich denke, dass wir auf einem gut Weg sind, einen Lösungsansatz zu finden und das Gesamtgefüge wieder nach vorne zu bringen, denn Gemeinschaft lebt vom Miteinander und Respekt untereinander stärkt sie«, hob abschließend der Kommandant hervor.
»Ehrenamt ist keine Arbeit und wird nicht bezahlt, ist aber eine Arbeit, die unbezahlbar ist«, betonte Nicolas Waitzinger, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Reutlingen, und fragte: »Aber was wäre die Stadt ohne die Feuerwehr? Ihr fahrt raus, wenn andere reinfahren und übernehmt eine Pflichtaufgabe der Gemeinde.« Für die gute Zusammenarbeit dankte noch Christian Ruckh, kommissarischer Leiter des Polizeiposten Alb. (GEA)
EHRUNGEN UND BEFÖRDERUNGEN
Ehrungen Ehrenzeichen des Landes in Bronze: Martin Bez, Pascal Buckel, Tom Eber, Florian Haberbosch und Dirk Schäfer für 15 Jahre. Ehrenzeichen des Landes in Silber Stefan Klingenstein für 25 Jahre. Ehrenzeichen des Landes in Gold: Hartmut Ebinger, Helmut Riedlinger, Hansjürgen Wahl und Michael Wolf für 40 Jahre »pflichtgetreuen Einsatzdienst«. Beförderungen Feuerwehrmann/-frau: Sarah Hummel, Marlon Herzel, Marian Möck, An-dreas Böhm, Clemens Rudolf. Oberfeuerwehrmann/ -frau: Fabian Körting, Nils Sachaffer, Tim Zöllner, Markus Aumann, Sebastian Fink, Felix Krohmer, Marcel Kromer, Jannik Strobel, Jan Burkhart, Lukas Daigler, Jakob Gulde, Victoria Hohloch, Moritz Neher, Julian Schmid, Simon Uhland, Christoph Sontheimer, Michael Hölz, Steffen Pressa, Lucas Sauter und Leon Arnold. Hauptfeuerwehrmann/ -frau: Florian Bannwarth, Lena Klingenstein, Marius Arnold, Robin Schmid, Jonas Arnold, Moritz Hölz. Oberlöschmeister/-in:Julia Heinzelmann, Christian Spieß, Steffen Wahl. (lpt)