REUTLINGEN. Mehr als 200 Studierende kamen im Oktober zum zentralen Stipendieninfoabend der Hochschule Reutlingen, um sich über ihre Förderungsmöglichkeiten zu informieren. Vor Ort standen 20 Stipendiengeber für eine persönliche Beratung zur Verfügung – darunter die großen Begabtenförderungswerke wie die Studienstiftung des deutschen Volkes sowie die wirtschaftsnahen, politischen und konfessionellen Stiftungen. Angesichts der Vielzahl an Stipendienprogrammen, öffentlichen Einrichtungen, Stiftungen und Stiftern dennoch nur eine Auswahl der Stipendiengeber in Deutschland, die Förderungen für Studierende anbieten. Die Anlaufstellen standen neben vielen Tipps und Wissenswertem rund um das Thema Stipendien im Mittelpunkt des Interesses.
»Die Stipendien richten sich nicht nur an akademische Überflieger«
»Es gibt viel mehr Stipendien, als man glaubt, und sie richten sich nicht nur an die akademischen Überflieger«, betonte Prof. Dr. Hans-Martin Beyer, Stipendienbeauftragter der Hochschule. »Es geht nicht bei allen Stipendiengebern nur um die Leistungen im Studium. Für die politischen und konfessionellen Stiftungen sind beispielsweise auch das gesellschaftspolitische und soziale Engagement von großer Bedeutung. Darüber hinaus stellen viele Organisationen nicht nur Geldmittel zur Verfügung, sondern bieten auch ideelle Leistungen wie etwa Seminare. Unter den Stipendiaten entsteht so ein Netzwerk und oft lebenslange Freundschaften. Damit kann ein Stipendium sehr bereichernd für die Zukunft sein.«
Über diese Erfahrung berichtet auch die Stipendiatin Diana Werner: »Ich finde die Connections toll. Wir, die Stipendiaten der Pfungst-Stiftung, treffen uns auch mit sozialen Einrichtungen und diskutieren aktuelle Themen. Die Kontakte, die ich als Stipendiatin knüpfe, sind richtig gut«, schwärmt sie. Das Geld sei »natürlich auch nicht schlecht«. Gerade für die Eltern sei die finanzielle Unterstützung eine Erleichterung.
Auch aus der Sicht der Personen an der Hochschule, die Stipendien betreuen, entstehen wertvolle Erfahrungen. Bettina Wehinger-Roth ist an der Hochschule Reutlingen verantwortlich für das Deutschlandstipendium – »ein Leistungsstipendium, bei dem es in erster Linie um sehr gute Noten geht«, wie sie bekräftigt. »Durch das Stipendium komme ich in Kontakt mit tollen Studierenden und habe hin und wieder einen Einblick in Thesen mit genialen Themen, das begeistert mich.« Generell gebe es immer mehr Stipendien, »eine unglaubliche Vielfalt«, so Wehinger-Roth. Ebenso steige das Interesse an Stipendien unter den Studierenden immer mehr.
Deutschlandweit existieren mehr als 2 000 Förderprogramme – wie finden Studierende in diesem »Stipendiendschungel« das Richtige? Bei der Auswahl eines Stipendiums ist zu berücksichtigen, ob sich der Bewerber mit dem Stipendiengeber und dessen Förderprofil identifizieren kann, rät Prof. Dr. Beyer den Studierenden. Und natürlich käme es darauf an, ob das Stipendium für das gesamte Studium oder nur für einen Auslandsaufenthalt angestrebt werde.
Stipendien für Semester oder Praktika im Ausland sind sehr beliebt. »An einer internationalen Hochschule wie unserer ist die finanzielle Unterstützung für einen Auslandsaufenthalt stark gefragt. Für die Zeit im Ausland entstehen in der Regel zusätzliche Ausgaben, die entsprechend auch ein finanzielles Extra benötigen«, so Anne-Cathrin Lumpp vom Reutlingen International Office (RIO) an der Hochschule Reutlingen. An rund 200 Partnerhochschulen weltweit können Reutlinger Studierende ein Auslandssemester verbringen. Dabei gibt es abseits des bekannten »Erasmus+«-Programms einige Fördermöglichkeiten mehr.
»Viele Studierende sind angesichts des umfangreichen Angebots an Stipendienmöglichkeiten für das Ausland überrascht,« so Anne-Cathrin Lumpp. Dabei gebe es sowohl Leistungsstipendien als auch Stipendien, die unabhängig von den Noten vergeben werden. Häufig spielen Kriterien wie Leistung, Motivation und Engagement in Kombination eine Rolle bei der Vergabe. Außerdem gebe es auch sehr spezielle regionale Stipendien, beispielsweise das »DAAD Go East Stipendium« für Russland und die Ukraine oder das Landtagsstipendium des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst für Israel. (GEA)